Cyberattacke auf Stephansdom: Hacker lassen nachts Glocken läuten
Mitten in der Nacht: ohrenbetäubender Lärm aus dem Stephansdom in Wien. Hacker nutzten eine Fernwartungsverbindung einer Glockenfirma. Die Attacke weckte ungute Assoziationen.
Plötzlich läuteten im Stephansdom in Wien die Glocken, mitten in der Nacht. Viele Wiener waren sofort in Alarmbereitschaft, als gegen 2 Uhr am Morgen das Geläut losging. Brennt es? Ist jemand gestorben? Ist etwa Krieg ausgebrochen?
Tatsächlich ist in diesen Tagen die Assoziation leider nachvollziehbar: Die ukrainische Grenze ist knapp 600 Kilometer entfernt, der Krieg, den Russlands Präsident Wladimir Putin dort angezettelt hat, tagtäglich Thema auf der ganzen Welt.
Hackerangriff auf Stephansdom in Wien: Offene Ports in der Firewall
Schnell war klar: Ein Hackerangriff steckt hinter dem nächtlichen Läuten. 20 Minuten lang läuteten die Glocken im Stephansdom, dann konnte Dompfarrer Toni Faber mit seinem eigenen Computer eingreifen und für Ruhe sorgen. „Wir entschuldigen uns bei allen, die dadurch geweckt wurden“, sagte ein Sprecher der Erzdiözese Wien.
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Wie sind die Hacker vorgegangen? Die Angreifer haben offenbar am Mittwoch eine offene Internetverbindung zwischen der gotischen Kathedrale und einer Glockenfirma aus Innsbruck ausgenutzt, um die Glocken in zwei Türmen des Wiener Wahrzeichens aus der Ferne zum Läuten zu bringen. Dazu verschafften sich dich Hacker Zugang über eine Fernwartungsverbindung der Firma, offenbar gab es offene Ports in der Firewall. Nur die „Pummerin“, die größte Glocke Österreichs, läutete nicht – sie ist nicht an das Internet angeschlossen.
Glocken nur noch per VPN steuerbar
Inzwischen gilt das auch für die anderen Glocken, die jetzt nur noch per VPN im internen Netz steuerbar sind.
Der Stephansdom in Zahlen
Dom | Maße |
Länge: | 107,2 m |
Breite: | 34,2 m |
Südturm: | 136,44 m |
Nordturm: | 68,3 m |
Höhe der drei Chorhallen: | 22,4 m |
Sandstein: | 20.000 m³ |
Dach | Maße |
Länge: | 110 m |
Höhe: | 37,85 m |
Spannweite: | 35 m |
Heidentürme | Maße |
Rechter Turm: | 65,3 m |
Linker Turm: | 66,3 m |
Schnell gab es Mutmaßungen, dass russische Hacker hinter dem Angriff stecken könnten. Immer wieder setzt die Gemeinde am Stephansdom prominent sichtbare Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine, erst am Abend zuvor habe es einen Schriftzug „No War“ an den Gerüstplanen um die Kirche gegeben, sagt Dompfarrer Toni Faber in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Cyberattacke aus Russland unwahrscheinlich
Expertinnen und Experten sind sich in der Tat sicher, dass der Westen jetzt mit Cyberangriffen aus Russland rechnen muss. „Zu erwarten ist eine Welle von Cyberangriffen auf westliche Länder, wie Cyberspionage, Ransomware, Löschangriffe, Angriffe auf den Finanzsektor, auf die kritische Infrastruktur, auf wissenschaftliche Einrichtungen, Kommunen“, sagt etwa Cybersicherheitsexpertin Haya Shulman im Interview mit ingenieur.de.
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Nächtliches Glockenläuten oder Fehlalarme von Sirenen, falsche ABC-Alarme: Methoden, mit denen die Bevölkerung verunsichert werden könnte. Wer tatsächlich hinter dem Hackerangriff auf den Stephansdom steckt, ist bislang unklar. Bei der Erzdiözese in Wien hält man einen Angriff von Kreml-Hackern allerdings für unwahrscheinlich. (mit dpa)
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