Cyberattacken: „Angriffe werden immer aggressiver“
Cyberkriminelle bedrohen Behörden, Unternehmen und Privatpersonen: Die Zahl der Angriffe nimmt deutlich zu. Jetzt hat das Bundeskabinett eine neue Strategie vorgelegt. Doch vielen geht das nicht weit genug.
Es ist eine Gefahr, die die Öffentlichkeit lange nicht auf dem Schirm hatte: Cyberattacken nehmen deutlich zu und führen zu immer größeren Schäden. Die Bedrohung von kritischer Infrastruktur und Wirtschaft ist erheblich.
Durch Cyber-Diebstahl, Spionage und Sabotage entsteht der deutschen Wirtschaft laut dem Digitalverband Bitkom jährlich ein Gesamtschaden von 223 Milliarden Euro. Meist geht es um Erpressungsvorfälle, verbunden mit dem Ausfall von Informations- und Produktionssytemen und um Sabotage von Betriebsabläufen. Sie sind in der Regel unmittelbare Folge von Ransomware-Angriffen, also Attacken mit Schadprogrammen, über die Kriminelle Zugriff auf Computersysteme erlangen.
Cyberattacken nehmen zu: Regierung beschließt neue Strategie
Das Bundeskabinett hat jetzt für die nächsten fünf Jahre eine neue Strategie für mehr Cybersicherheit beschlossen. In dem Papier, das am Mittwoch verabschiedet wurde, macht die Regierung die gestiegene Bedrohung durch Cyberkriminalität deutlich. Um die empfindlichen Daten der Bundesbehörden zu schützen, soll demnach künftig sichergestellt werden, „dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) frühzeitig in Digitalisierungsvorhaben des Bundes eingebunden wird“. Außerdem sollen durch klar benannte Meldewege rechtliche Unsicherheiten bei der Aufdeckung von IT-Schwachstellen bei Unternehmen ausgeräumt werden.
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„Die Zahl der Cyberattacken nimmt zu, die Angriffe werden ausgefeilter, die potenziellen Schäden immer größer“, so der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mathias Middelberg. „Da der Cyberraum keine Ländergrenzen und Verwaltungsebenen kennt, müssen Bund und Länder noch intensiver bei der Abwehr von Cybergefahren zusammenarbeiten“, mahnte er.
Bitkom: „Die Angriffe werden immer aggressiver“
Eine Bitkom-Umfrage zeigt: Viele Bundesbürger wünschen sich noch weitergehende Schritte. Demnach fordern 63 Prozent der Befragten, dass Polizeieinheiten, die auf den Einsatz gegen Internetkriminalität spezialisiert sind, massiv gestärkt werden. Für die repräsentative Umfrage wurden mehr als 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt, heißt beim Verband.
„Cyberangriffe sorgen bei Privatpersonen wie Unternehmen von Jahr zu Jahr für wachsende Schäden. Die Angriffe werden immer aggressiver“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Deutschland muss seine Cyberresilienz möglichst schnell massiv stärken. Dazu gehören auch Polizeibehörden, die im Internet schlagkräftig und erfolgreich ermitteln.“
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Bekämpfung von Cyberattacken: Aufgabe für nächste Bundesregierung
Dazu Bitkom-Präsident Berg: „Die Sicherheit von Netzen und IT-Systemen entscheidet wesentlich über den Erfolg und die digitale Souveränität des Standorts Deutschland. In den USA hat Joe Biden das Thema gerade zur Chefsache erklärt. Die nächste Bundesregierung muss Cybersicherheit als einen politischen Schwerpunkt etablieren.“
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Die Bundesregierung hatte 2011 eine erste Cybersicherheitsstrategie vorgelegt, die 2016 fortgeschrieben wurde. Die ressortübergreifende aktuelle Cybersicherheitsstrategie 2021 setzt den Rahmen für die nächsten fünf Jahre. Dabei geht es auch um mögliche neue Befugnisse für staatliche Stellen. So heißt es in dem Papier, es sei „unter anderem zu prüfen, ob Ermittlungsmaßnahmen, wie Telekommunikationsüberwachung und Online-Durchsuchung, auch für die Ermittlung von Computerdelikten zur Verfügung stehen sollten“. Auch die aktuell geltenden strafrechtlichen Regelungen im Bereich des Computerstrafrechts sollen auf Reformbedarf überprüft werden. Konkreter wird der Entwurf nicht: Denn die Entscheidung darüber liegt bei der nächsten Bundesregierung.
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Wie sicher sind unsere Netze in Deutschland? Marco Dadomo und Sarah Janczura sprechen mit Haya Shulman, einer renommierten Expertin für Cybersicherheit. Sie arbeitet seit 2014 als Cybersicherheitsforscherin am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT und dem Nationalen Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE in Darmstadt.
Wir sprechen mit ihr über ihre Karriere in der IT-Branche, Sicherheitslücken und fehlende Vorbilder für Frauen in MINT-Berufen.
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(mit dpa)
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