Daten werden dauerhaft und sicher in Glas-Disks eingraviert
Die Firma Syylex im badischen Villingen hat eine Lösung für die langfristige und komfortable Datenarchivierung gefunden. Syylex graviert die Daten in eine Disk aus Spezialglas, die unempfindlich gegenüber allen denkbaren Umwelteinflüssen ist und die jederzeit auf einem simplen DVD- bzw. Bluray-Laufwerk abspielbar ist.
„Immer mehr wertvolle Kultur- und Geschäftsdaten, Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung und auch private Erinnerungen liegen heute fast ausnahmslos nur noch digital vor,“ weiß Hartmut Richter, Vorstand der Syylex AG in Villingen-Schwenningen. Und daraus, so Richter weiter, ergebe sich ein Problem: „Gleichzeitig ist die Lebenserwartung heutiger Datenträger kürzer denn je.“ Und genau für dieses Problem hat Syylex eine Lösung: die Glas-DVD. Richter: „Sie speichert Daten für immer und ewig und kann auf jedem simplen DVD- bzw. BD-Laufwerk abgespielt werden.“
Auf allen heutigen digitalen Speichermedien altern die Daten. Je nach Art des Speichermediums und der Umgebungsbedingungen mal schneller – innerhalb von Wochen – oder erst nach mehreren Jahren.
Das Tückische daran: Vor dem Komplettversagen merkt der Nutzer in der Regel zunächst wenig. Ausgeklügelte, geräteinterne Fehlerkorrekturverfahren gaukeln dem Nutzer die einwandfreie Lesbarkeit der Daten vor, und zwar so lange, bis die Fehlerrate einen systembedingten Schwellwert überschreitet. Richter: „Oberhalb dieses Grenzwerts sind die Daten nicht mehr rekonstruierbar. Firmendaten, Musik, Bilder, Filme sind von einem Moment zum anderen verloren.“
Mit zwei Verfahren haben sich Archivare, aber auch Privatpersonen bisher beholfen, um Informationen dauerhaft haltbar zu machen: Die erste Methode ist das ständige Kopieren der Daten auf neue Datenträger. Dabei, so Richter, können natürlich Daten verloren gehen, außerdem bedeutet es in aller Regel einen hohen Personal- und Energiebedarf. Die zweite Methode ist das stark verkleinerte Belichten von Dokumenten auf Mikrofilm, die unter geeigneten Lagerbedingungen mehrere Jahrhunderte halten sollen. Richter: „Digitale Daten lassen sich auf diese Weise aber nur sehr umständlich speichern und wiedergeben.“
Die Glasdisks benötigen
keine speziellen
Lagerbedingungen
Und so hat Richters Anfang 2011 gegründete Syylex AG – ein Spin-off der Deutsche Thomson OHG – „ein Verfahren entwickelt, das es erlaubt, digitale Daten verlässlich und fälschungssicher über Jahrhunderte zu speichern.“ Die Speichermedien namens GlassMasterDisc, auf den Syylex die Daten seiner Kunden sichert, sehen wie übliche CDs oder DVDs aus. Erst die genauere Untersuchung verrät die Besonderheit der Disk.
Richter: „Sie besteht aus einem Spezialglas, in dem die Daten unveränderbar als Reliefstruktur gespeichert sind, vergleichbar wie die Keilschrift der Sumerer auf Steinplatten.“ Die GlassMasterDiscs wurden von einem unabhängigen Institut auf ihre Langlebigkeit hin untersucht und zertifiziert. „Sie benötigen keinerlei spezielle Lagerbedingungen und sind 100-prozentig DVD-kompatibel,“ erläutert Richter. „Die Abspielbarkeit der Disk auf weltweit standardisierten DVD-Geräten ist ein weiterer wichtiger Pluspunkt unseres Konzepts und stellt die bequeme, langfristige und kostengünstige Verfügbarkeit von Lesegeräten sicher“, betont der Syylex-Chef.
Mittlerweile kann Syylex auf wichtige Referenzkunden verweisen, so z. B. das Stadtarchiv Nürnberg. Dessen Leiter Michael Diefenbach ist gleichzeitig Vorsitzender des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) und meint zur Glas-Disk: „Die Idee, Informationen als Vertiefungen in Glas-Disks zu speichern, hat mich gleich überzeugt.“ Im Rahmen einer Testphase habe man sich entschlossen, Stadtratsprotokolle und stadtgeschichtlich interessante Interviews auf GlassMasterDiscs zu archivieren.
Und das ist eine ganze Menge. Laut Richter passen auf eine Disc bis zu 100 000 Seiten. Dies entspreche ca. 200 Ordnern mit jeweils 500 Blättern, oder 18 m Regallänge. „Man spart also sehr viel Lagerfläche und die Möglichkeit der Suche nach Dokumenten wird deutlich einfacher.“ jdb
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