„Der Glasfaserausbau geht nicht von heute auf morgen“
Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer Technik der Telekom Deutschland GmbH, verantwortet hierzulande die Entwicklungen im Mobilfunk und Festnetz. Sein Unternehmen will 10 Mrd. € bis Ende 2012 in einen Technologiemix investieren, um Deutschland fit zu machen für die breitbandige Zukunft. Wie die Netzinfrastruktur hierzulande ausgebaut wird, erklärt Jacobfeuerborn im Interview.
VDI nachrichten: Wie soll die künftige Netzinfrastruktur der Telekom aussehen?
Wie wichtig ist denn die kommende Mobilfunktechnik LTE für Ihre Netzinfrastruktur?
Mit LTE im 800-MHz-Frequenzband kommen wir von der Reichweite her mit einer Basisstation doppelt so weit wie mit einer UMTS-Antenne und können die umliegenden Ortsteile mit 2 Mbit/s versorgen. Wir messen, ob das ausreicht, und erweitern, wenn nötig, die Basisstation. Wir rollen aber auch das UMTS-Netz deutlich in der Fläche aus und planen, die Datenraten bis Ende des Jahres von 21 Mbit/s auf 42 Mbit/s zu erhöhen. In den höheren LTE-Frequenzbereichen gehen wir auch in die Ballungsräume, dafür wird es aber erst Ende 2011 die ersten Endgeräte zum Surfen geben. Telefonieren erwarten wir erst 2013.
Das Ziel der Bundesregierung hieß, bis Ende des Jahres alle Haushalte mit 1 Mbit/s zu versorgen. Schaffen Sie das?
Die Breitbandversorgung ist sowohl Aufgabe der Deutschen Telekom als auch unserer Wettbewerber. Das Ambitionsniveau der Bundesregierung ist hoch. Bis Silvester wird nicht jeder Haushalt mit 1 Mbit/s versorgt sein. Das hat aber auch seine Gründe, wie z. B. bei LTE: Die Auktion bei der Bundesnetzagentur ist später gestartet als ursprünglich geplant. Von daher ist der Zeitplan nicht einhaltbar. Wir schließen in diesem Jahr die ersten 1000 weißen Flecken, 500 mit LTE und 500 mit HSDPA sowie DSL.
Und Festnetz heißt auch Glasfaser?
Richtig. Dort, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist, werden wir auch Glasfaser verlegen.
Wer kommt denn in den Genuss von solch schnellen Leitungen?
Wir bewerben uns auch z. B. auf die Ausschreibungen von Städten und Gemeinden. Die Städte und Kommunen können in der Regel Förderprogramme der Bundesregierung und der Länder in Anspruch nehmen. Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Kommunen über unser Kooperationsmodell „Mehr Breitband für Deutschland“ auf diesem Weg breitbandig versorgt.
Viele Experten sagen, Ihr VDSL-Netz bremse die Glasfaserentwicklung hierzulande. Ist das so?
Die Architektur eines Glasfasernetzes ist völlig anders als die eines VDSL-Netzes. Die Kabelverzweiger, also die grauen Kästen, sind ja bei VDSL schon mit Glasfaser angeschlossen. Wir können aber technisch nicht einfach Glasfaser aus dem Kabelverzweiger weiterziehen bis ins Haus. Es gibt kaum eine Möglichkeit, die VDSL-Technik wiederzuverwenden. Das ist einfach eine völlig andere Technologie.
Aber auch der Glasfaserausbau selbst geht nicht von heute auf morgen. Zum einen sind die Baumaßnahmen extrem teuer. Zum anderen hat unser Test in Dresden gezeigt, dass noch viele Fragen anstehen – z. B. die Verhandlung mit den Hauseigentümern, aber auch die Verkabelung in den Häusern muss genau unter die Lupe genommen werden. 2011 werden Sie mehr von uns zum Thema Glasfaser ins Haus – Fibre to the Home oder Building – hören.
Auch über Kooperationen?
Wir sind mit allen im Gespräch, auch mit den Energieversorgern. Jeder, der eine attraktive Infrastruktur hat, ist für uns ein potenzieller Kooperationspartner.
Landauf, landab gibt es zurzeit jede Menge Baustellen. Liegt denn dort überall ein Leerrohr, in das sich Glasfaserleitungen einziehen lassen?
Wo wir bauen, ist das so. Aber das gilt nicht systematisch bei jeder Baustelle, wenn ein paar Kilometer irgendwo aufgerissen werden. Zurzeit gibt es nur ein einziges Bundesland, in dem die Kommunen verpflichtet sind, bei Baumaßnahmen ein Leerrohr für Glasfaser zu legen, und das ist Baden-Württemberg.
Wird es dann in den Städten Glasfaser geben, in denen es kein VDSL-Netz gibt?
Derzeit haben wir in 50 Städten VDSL ausgerollt und in 750 Städten ADSL. Auch bei VDSL ist die technische Entwicklung weitergegangen. Inzwischen passen auf eine Karte im Kabelverzweiger sowohl ADSL als auch VDSL und wir können ebenfalls im Netz beides ansprechen – das war anfangs noch nicht möglich.
Wie viele VDSL-Kunden haben Sie denn zurzeit?
Zur Jahresmitte hatten wir 1,3 Mio. Entertain-Pakete vermarktet. Davon nutzen sehr viele Kunden – auch wegen unseres umfangreichen Angebots an HD-Inhalten – VDSL. niwo/rb
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