Deutsche Industrie legt Wert auf bessere IT-Basiskenntnisse
Obwohl zukünftig neun von zehn Berufen PC-Wissen benötigen, werden im Jahr 2014 noch immer 13 % der Arbeitnehmer in Deutschland keine IT-Basiskenntnisse haben. Damit wird Deutschland in vier Jahren deutlich unter dem EU-weiten Durchschnitt von 9,5 % liegen. Dies ergab eine Umfrage der Marktforscher von IDC unter rund 1000 Personalentscheidern aus 13 Ländern Europas. Industrie und Bund wollen dagegensteuern. VDI nachrichten, Düsseldorf, 26. 2. 10, pek
Acht von zehn deutschen Unternehmen nutzen Computer und Internet, zwei Drittel aller Menschen in Deutschland arbeiten mit IT. International liegt das Land bei der Informations- und Kommunikationstechnologie jedoch nur auf Rang sieben, knapp vor Japan und Südkorea. Das besagt der „Monitoring-Report Deutschland digital“ von TNS Infratest. Vielen Arbeitnehmern fehlen laut einer aktuellen IDC-Umfrage wichtige berufsrelevante IT-Kenntnisse, um mit der vorhandenen Technologie produktiver zu werden.
„Selbst Digital Natives, also Menschen, die mit der digitalen Welt aufwuchsen, sind offenbar mit dem Datenaustausch, der Datensicherheit und der Bürokommunikation nicht vertraut“, sagte Achim Berg, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. Deshalb hat sein Unternehmen mit dem Branchenverband Bitkom, der Bundesagentur für Arbeit und weiteren Partnern die Qualifizierungsinitiative IT-Fitness gestartet. „Wir möchten bis Ende 2010 4 Mio. Menschen in Deutschland kostenlos und in verschiedenen Sprachen berufsrelevante IT-Basiskenntnisse vermitteln“, sagte Berg, der Beiratsvorsitzender der Initiative ist. Er ist sich seiner Bedeutung bewusst: „Die Bundeskanzlerin hat die Initiative dreimal namentlich vorgestellt.“
Seit die Initiative 2006 ins Leben gerufen wurde, habe sie über 3 Mio. Menschen online qualifiziert, freut sich Berg. Jeder Teilnehmer erhält eine Urkunde, die er bei einer Bewerbung vorlegen kann. Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks, einer der Gründungspartner der Initiative IT-Fitness, und der Deutsche Caritasverband bieten den Onlinetest und die Online-Lernplattform von IT-Fitness in ihren Weiterbildungsinitiativen an.
Die Bundesregierung will in den nächsten vier Jahren nochmals 12 Mrd. € in Bildung investieren. Nach Erkenntnissen aus der IDC-Studie ist das auch bitter nötig: „Im Jahr 2014 wird Deutschland 13 % Arbeitnehmer ohne IT-Basiskenntnisse haben. Damit wird es in fünf Jahren deutlich unter dem EU-weiten Durchschnitt von 9,5 % liegen.“
Die Industrie hat in ihrer „Stuttgarter Erklärung“ die Prioritäten für diese Investition festgehalten. Neben Infrastrukturinitiativen wie Breitbandförderung und Intelligenten Netzen (etwa in der Verkehrstelematik) will sie in der Bildungspolitik die Fachkräfteausbildung und die IT-Kompetenz der Digital Na- tives besser gefördert wissen sowie die Studiengänge anwendungsbezogener gestaltet sehen. Der stärkere Austausch zwischen den Digital Natives und den Entscheidern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft soll die Anforderungen der jungen Generation an Wirtschaft und Bildung besser berücksichtigen.
„Microsoft, der Initiator der IDC-Studie, investiert in Deutschland jährlich über 20 Mio. € in kostenlose Software, in Universitäten, Schulen und sogar Kindergärten“, berichtet Berg. „Wir sind auf hoch- und höchstqualifizierte Mitarbeiter angewiesen und legen deshalb sehr großen Wert auf Aus- und Weiterbildung, auch im eigenen Unternehmen.“
Dem Verdacht, dass Deutschland zu einer Art Entwicklungsland absinken könnte, tritt Berg entgegen: „Deutschland ist kein Entwicklungsland, doch ich würde es als Land bezeichnen, das deutlich beschleunigen muss, denn unser Rohstoff sind unser Know-how, unsere Patente, unsere Innovationsfähigkeit. Wenn wir das nicht fördern, dann wird Deutschland bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre Probleme bekommen.“
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