Die Cloud ist ein Geschäftsmodell
Was im privaten Umfeld schon lange möglich ist, der Zugang zu Daten in der Cloud, zu E-Mails, zum E-Banking und zu Social Networks, soll nun auch für die Anwendungen am Arbeitsplatz über Abteilungs- und Firmengrenzen hinweg Alltag werden: der maßgeschneiderte und sogar mobile Zugang zu Daten und Programmen über Abteilungs- und Firmengrenzen hinweg.
„Cloud mag derzeit wie ein um Beachtung buhlendes Buzzword klingen, aber dahinter steckt ein Geschäftsmodell“, kommentiert Hagen Rickmann den Trend im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik. Cloud Computing, das „Leben und Arbeiten mit und in der Wolke“, war das zentrale Gesprächsthema auf der weltgrößten Computermesse CeBIT Anfang März in Hannover.
„Die Verbindung zwischen Consumer- und Arbeitswelt wird immer fließender, immer schneller. Darauf brauchen wir eine Antwort“, so Hagen Rickmann, seit 4. März in der Geschäftsführung T-Systems und hier Leiter des Geschäftsbereichs Service. „Denn auch Unternehmen wollen von der Cloud profitieren, wollen ein Netz „on demand“ haben, flexibel sein, nur das zahlen, was sie an Leistung abrufen, egal wann und von wo.“
T-Systems – bereits seit 2004 Cloud-Anbieter – betreut die 400 größten Kunden der Deutschen Telekom und die öffentlichen Institutionen als zentraler Dienstleiter für Informations- und Kommunikationstechnik, kurz IKT. Auch der Telekom-Konzern setzt auf Cloud-Lösungen. Das Revenue-Management-System etwa verarbeitet täglich mehr als 1,5 Mio. Zahlungsvorgänge für rund 30 Mio. Kunden. Damit ist das Debitoren-Kontokorrent-System eine der weltweit größten SAP-Anwendungen.
„Ein ganz entscheidendes Alleinstellungsmerkmal zu Wettbewerbern ist, dass wir von der Applikation bis zum Netzwerk alles aus einer Hand liefern können. Wir verbinden die Welten von Informations- und Kommunikationstechnik, und für Cloud Computing kann die eine Welt nicht ohne die andere existieren“, erläutert Rickmann.
Unter Cloud Computing verstehen wir hochskalierbare IKT-Dienste zum Mieten aus dem Netz. Dabei bezahlt der Kunde nur, was er auch bezieht. Genügen im Consumer-Bereich DSL-Leitungen, benötigen Businesskunden eher breitbandige Verbindungen. Möchte der Consumer auf kostengünstige Software, Speicher oder Computerleistung zugreifen, stehen bei Großkunden zusätzlich definierte Servicelevel – z. B. definierte Ausfallzeiten – und Sicherheit im Vordergrund. Diese Dienste aus dem Rechenzentrum sind eng mit der Angebotspalette und der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens verknüpft, so Rickmann, der bis zu seiner Berufung in die Geschäftsleitung von T-Systems den Bereich Portfolio, Innovation & Offeringmanagement leitete.
Von Cloud redeten auf der CeBIT viele, sogar schon vor zwei Jahren war das ein Thema. Doch damals steuerten Unternehmen auf die Finanzkrise zu und hielten Gelder für notwendige IKT-Umstellungen zurück. Jetzt gibt es wieder Investitionsbudgets.
Der Umzug in die neue Welt der Cloud bedeutet für Kunden nicht nur, etwa Rechenleistung, Speicherleistung und Anwendungsprogramme aus der „Wolke“ zu beziehen, sondern auch seine IT-Landschaft zu überprüfen und sich gegebenenfalls von „alten Zöpfen“ zu trennen. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, manche Anwendungen weiterhin außerhalb der Wolke zu betreiben.
Rickmann: „Die Transformation aus einer herkömmlichen Welt in eine neue Welt, die agiler ist, die kürzere Anwendungs- und Innovationszyklen aufweist, ist die Aufgabe, der wir uns gestellt haben.“ Deshalb repräsentieren die „T-Systems Core Beliefs“ die IT-Leitthemen für Wirtschaft und Gesellschaft der nächsten Jahre.
1. Dynamische netzzentrierte IT-Dienstleistungen: Immer mehr IKT wird nicht mehr dezentral „unterm Schreibtisch“ oder in einem lokalen Rechenzentrum vorgehalten, sondern kommt aus unterschiedlichen Rechenzentren über das Netz. Die gesicherte Verbindung ist laut Rickmann ein wesentlicher Bestandteil der Cloud: „Sie loggen sich ein, bekommen Informationen und können unabhängig vom Arbeitsplatz auf Ihre Daten zugreifen.“
2. Collaboration: Das fängt in den sozialen Netzwerken wie Facebook etc. an, setzt sich aber in der Geschäftswelt fort. Über Abteilungen, Geschäftsbereiche und Firmen hinweg gilt es, Arbeitsprozesse schnell zu machen. „Die Herausforderung dazu heißt laut Rickmann: „Wie arbeiten sie mit Dritten zusammen, ohne dass ihnen das Intellectual Capital verloren geht?“ Die Antworten dazu sind unter anderem begrenzte Zugriffsrechte, verschlüsselte Daten und eine intuitiv zu bedienende IT-Umgebung.
3. Mobility: Egal welches Endgerät benutzt wird, der Mitarbeiter soll die richtige Information und Darstellung erhalten. Dabei gilt es einerseits den Arbeitsprozess zu unterstützen und zu vereinfachen und andererseits wertvolle Daten zu schützen.
4. Security und Governance: Die Sicherheit muss auf jeden Fall garantiert sein. Das bedeutet auch, es muss klare Regelungen geben, wer von wo auf was zugreifen darf. Rickmann: „Ein Trend ist, permanent über den Zustand von (IT-) Systemen informiert zu sein. Auch gesicherte Strukturen im Firmenumfeld, von der Zugangskontrolle bis zum Datenzugriff, und die Gewissheit, wo die Kundendaten liegen, gehören dazu.“
5. Nachhaltigkeit und Verantwortung: Unternehmen, die in den Ruf eines wenig gesellschaftlich korrekten Handelns geraten, bewegen sich auf Absatzprobleme zu. Rickmann: „Ein Provider sollte dem Kunden mit seiner IKT helfen, gegebene Versprechen wie Datensicherheit, nachhaltigen Umgang mit Energie oder Angebote an Mitarbeiter für Weiterbildung und Gesundheit einzuhalten.“
„Viele der Themen existieren seit zehn Jahren oder länger, etwa Mainframe Hosting (der Betrieb von Großrechnern), Programm- und Datenvorhaltung“, gibt Hagen Rickmann selbstkritisch zu, „aber die Frage heißt heute, wie wir diese Lösungen auf die Anforderungen der neuen Welt abbilden?“ Deswegen sei Cloud ein Geschäftsmodell, das genau die Eigenschaften der fünf erkannten Trends haben müsse, damit unabhängig vom Endgerät die Interoperabilität, die Zusammenarbeit unterschiedlicher Systeme, die gewünschte Vielfalt und Schnelligkeit gewährleistet seien. rus
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