Diebstahlschutz mit Köpfchen: Schädelknochen ersetzt Passwort
Mit einem Tonsignal, das direkt in den Kopf eingeleitet wird, sollen künftig mobile Endgeräte vor Missbrauch geschützt werden. Jeder Knochen überträgt Schall in charakteristischer Weise. Damit gibt es ein neues biometrisches Merkmal ähnlich dem Fingerabdruck.
PIN-Codes und Passwörter vergisst man leicht – den eigenen Kopf wohl kaum. Der soll künftig das Eintippen von Ziffern und Buchstaben oder das biometrische Lesegerät, das Finger oder Iris checkt, überflüssig machen, wenn ein elektronisches Gerät entsperrt werden soll. Das jedenfalls schlagen Wissenschaftler vom Exzellenzcluster für Multimodal Computing and Interaction der Universität des Saarlandes, des benachbarten Max-Planck-Instituts für Informatik und der Universität Stuttgart vor. Als Schlüssel dient der Schädelknochen, der Schall zum Ohr überträgt, wenn der Lautsprecher direkten Kontakt hat. Auf dem Weg dorthin verändern sich die Frequenzen ein wenig. Die, die schließlich ankommen, sind charakteristisch für jeden Menschen.
Google Glass als Forschungsgerät
Dieses Phänomen nutzen die saarländischen Forscher. Als Experimentiergerät haben sie Google Glass gewählt, einen Brillencomputer des Internet-Giganten. Der überträgt Sprache und Musik über den sogenannten Bone Conduction Speaker, der unsichtbar in das Gestell in der Nähe des rechten Ohrbügels eingelassen ist. Das ist ein Schallerzeuger, der direkten Kontakt zum Schädelknochen hat.
„Da der Schädelknochen individuell unterschiedlich ist, wird dabei das Tonsignal auf eine für jeden Menschen charakteristische Art und Weise verändert“ sagt der Informatiker Andreas Bulling, der das Forscherteam leitet. „Das aus dem Schädelknochen austretende Tonsignal nutzen wir dann als biometrisches Merkmal.“ Die Erfolgsquote liegt bei 97 %.
Vielleicht klappt es auch mit unhörbaren Signalen
Wenn jemand die Datenbrille aufsetzt ertönt automatisch ein akustisches Signal, das in den Schädelknochen eingespeist und hörbar wird. Das ebenfalls eingebaute Mikrofon fängt den Schall ein. Der Brillencomputer vergleicht ihn mit dem abgespeicherten Muster und gibt das Gerät frei, wenn er eine Übereinstimmung feststellt. Setzt beispielsweise ein Dieb die Brille auf verweigert sie den Dienst.
Diese Technik wollen die Forscher auch für andere Geräte nutzen. So könnte künftig das Smartphone entsperrt werden, indem es kurzzeitig an den Kopf gepresst wird. Laptops, Tablet-PCs und andere mobile Geräte ließen sich ebenfalls gegen Diebe, die es auf die gespeicherten Daten abgesehen haben, durch die Schädelknochen-Identifikation schützen. „Es reicht, wenn das Signal eine Sekunde lang abgespielt wird. Damit sind wir gut eine halbe Sekunde schneller als klassische, nicht-biometrische Verfahren, die auf mobilen Endgeräten den rechtmäßigen Nutzer erkennen“, sagt Bulling.
Banken stark an biometrischen Sicherheitssystemen interessiert
Biometrische Verfahren sind stark im Kommen. So will die britische Großbank Barclays Onlinebanking mit einem biometrischen Scanner, der den Verlauf der Blutadern im Finger erkennt, noch sicherer machen. Und die Halifax Bank stattete Kunden testweise mit einem Armband aus, das wie ein Elektrokardiogramm-Gerät agiert und den Herzschlag des Trägers misst, der dann als Passwort genutzt werden kann. Doch auch biometrische Passwörter haben ihre Grenzen: US-Forschern gelang es, mit ein paar Stimmproben und frei erhältlicher Bearbeitungssoftware Sicherheitssysteme auszuhebeln, die eine Person mittels ihrer Stimme identifizieren.
Bis die biometrischen Passwörter kommen, müssen wir uns mit den eigenen begnügen. Aber was sind eigentlich die beliebtesten Passwörter? Hier sind sie.
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