Digitalisierung im Turbo-Tempo
Sein Name ist Tristan. Und er zählt zu den Attraktionen der weltgrößten Computermesse Cebit, die am 14. März in Hannover startet. Vor 70 Millionen Jahren trieb er sich auf der Erde herum. Nächste Woche streift der Tyrannosaurus Rex als virtuelle Realität übers Messegelände. Warum? Digitalisierung ist das zentrale Thema der Cebit 2016.
Gefährlich werden kann der 3D-Tristan, dessen Gerippe im Berliner Naturkundemuseum steht, den Messebesuchern nicht. Aber was bedeutet die fortschreitende Digitalisierung für uns Menschen? Was sind die Chancen, was die Risiken?
Rund 200 Veranstaltungen beschäftigen sich auf der Cebit mit der rasanten Vernetzung von Industrie und Gesellschaft. „d!Conomy“ heißt das Motto der Cebit 2016. Aber natürlich wird darüber nicht nur gesprochen: Rund 3300 Aussteller aus 70 Ländern präsentieren die jüngsten Trends der Digitalisierung. 221.000 Personen besuchten 2015 die Messe. Partnerland der Cebit ist in diesem Jahr die Schweiz.
Schon mal in die Zukunft geblickt hat im Vorfeld der Cebit Bernhard Rohleder, Leiter des Branchenverbands Bitkom: „Wird es in zehn Jahren noch Zahntechniker geben?“ fragt er und gibt die Antwort gleich selbst: „Ich sage nein.“ Die Digitalisierung, die alle Lebens-, Produktions- und Handelsbereich total durchdringt, werde auch diesen alten Beruf aussterben lassen. Die hochpräzise Arbeit der Zahntechniker übernimmt der 3D-Drucker. Und der orientiert sich nicht mehr an Abdrücken in einer knetgummiartigen Masse, sondern an Daten, die ein Vermessungslaser beim Abtasten der Mundhöhle erfasst.
Auf der Cebit 2016 bringt der Branchenverband Bitkom am Hauptstand Start-ups und etablierte Unternehmen unter dem Motto „hub @ CeBIT“ zusammen. Vom 3D-Druck über Robotics bis zu Virtual Reality geht es um jene Technologien, die die Digitale Transformation ermöglichen und beschleunigen. So zeigt zum Beispiel das junge Berliner Unternehmen BigRep einen der weltweit größten 3D-Drucker, der unter anderem in der Automobilindustrie und dem Maschinenbau eingesetzt wird. Das Start-up TruPhysics stellt mit Hilfe eines Roboter-Greifarms seine Simulationsumgebung für die Industrierobotik vor. Allvr verwandelt durch Virtual-Reality-Brillen einen Grundriss in ein begehbares Haus.
Kein Wirtschaftszweig bleibt verschont
50 Billionen vernetzbare Teile, von der Produktionsmaschine über Fahrzeuge bis hin zum digital beherrschten Haus, warten darauf, digital miteinander verknüpft zu werden. „Kein Wirtschaftszweig bleibt vom rasanten Einzug der Digitalisierung unbetroffen“, sagt Oliver Frese, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe AG in Hannover, die die Cebit ausrichtet. Die Leitmesse fokussiere sich künftig auf drei Säulen: Digitalisierung von Wirtschaft und Märkten, Digitalisierung von öffentlicher Hand und Verwaltung, Digitalisierung der Gesellschaft. Das sei kein kurzfristiger Trend, der schnell wieder verschwinde, glaubt Frese.
Hannes Sjoblad, schwedischer Technologie-Aktivist, demonstriert, wie das Internet der Dinge, so eine gängige Umschreibung für die digitale Durchdringung aller Lebensbereiche, in den Alltag einziehen kann. Er hat den Hausschlüssel durch ein Implantat in seinem Finger ersetzt. Dieser passive Chip wird von einem Lesegerät, das an Stelle eines Schlüssellochs montiert ist, aktiviert, sodass es einen Zugangscode aussendet, der das Schloss entriegelt.
Die Cloud wird zum Alleinherrscher
Herrscher über die immer schneller wachsende Datenflut wird zunehmend die Cloud sein. Dahinter verbergen sich gigantische Rechenzentren, auf die die Nutzer via Internet Zugang haben. Diese sind ähnlich stark gesichert wie das legendäre Fort Knox, sodass die dort gespeicherten Daten sicherer sind als die in vielen Unternehmen und Haushalten.
Die Digitalisierung nimmt Fahrt auf, auch wenn viele kleinere und mittlere Unternehmen die Chancen und Risiken dieses Trends noch nicht erkannt haben, wie IT-Experten klagen. Drei Viertel der IT-Unternehmen erwarten nach einer Bitkom-Umfrage für das erste Halbjahr steigende Umsätze. Für das Gesamtjahr 2016 erwarten 81 Prozent aller IT- und Telekommunikationsunternehmen ein Umsatzplus.
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