Forscher: Bitcoin entspricht einer „neuen Definition von Leben“
Die Blockchain ist die Grundlage für Bitcoin und Co. Jetzt haben Forschende eine Studie veröffentlicht, die unser Verständnis von Technik und Leben aufmischt.
Für die einen ist die Blockchain-Technologie der Heilsbringer einer neuen Finanzwelt, für die anderen nichts als eine glorifizierte Excel-Tabelle. Eine weitere Perspektive steuert nun die Wissenschaft bei: Demnach arbeitet die Grundlage von Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum ähnlich wie die DNA in unseren Zellen. Die Blockchain – eine neuartige Definition von „Leben“? Das legen Forscher in einer Studie nahe. Was steckt dahinter?
Blockchain-basierte Systeme wie Bitcoin und Co., so die These, weisen eine Reihe von Eigenschaften auf, die dem menschlichen Organismus sehr ähnlich sind. Astrobiologe Oleg Abramov über die im renommierten Wissenschaftsmagazin „Origins of Life and Evolution of Biospheres“ veröffentlichte Analyse:
„Diese Arbeit zeigt, dass die in biologischen Systemen beobachtete Ordnung im Wesentlichen auf Berechnungen beruht.“
Berechnungen, wie sie auch für Blockchains typisch seien. Die Schlussfolgerung der Autoren: Blockchain-Netzwerke erfüllen alle allgemein anerkannten Kriterien für biologisches Leben. Sie würden auf ähnliche Weise wachsen, könnten sich zudem wie ein lebendiger Organismus entwickeln und selbst organisieren. Senior-Wissenschaftler Abramov erläutert:
„Unsere Beobachtungen zeigen zum Beispiel eine Reihe von funktionalen und strukturellen Ähnlichkeiten zwischen der Blockchain und der DNA, einem sich selbst replizierenden Molekül, das den genetischen Bauplan für alles bekannte Leben darstellt.“
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Kleiner, aber gewichtiger Unterschied: Blockchains sind nicht biologisch. Abramov definiert die Technologie als „eine nur anhängende Datenstruktur, die aus Untereinheiten besteht, die Blöcke genannt werden“. Diese Blöcke sind bekanntlich dauerhaft miteinander „verkettet“ – daher auch der Begriff „Blockchain“. Hinzu kommt: Die Blockchain existiert nicht nur auf einem einzelnen Rechner, sie ist vielmehr in identischen Kopien verteilt auf tausende Geräte, sogenannte Knoten (Nodes).
Blockchain-Nodes – Bitcoin wie Zellen im menschlichen Körper
Und durch diese konzeptionelle Eigenschaft entsteht auch die auffällige Ähnlichkeit zur Definition von Leben: Blockchains besitzen Nodes, die den Transaktionsverlauf speichern – wie Zellen, die zahlreiche identische Kopien der DNA enthalten. Die Blockchain – mehr als die Summe ihrer Teile?
Abramov bestätigt: „In der Praxis ist [die Blockchain] ein unveränderliches Medium. Sie enthält Anweisungen in Form von Computercode und wird über Tausende von Knoten repliziert, ähnlich wie DNA in Zellen.“
Die Erkenntnisse würden eine tiefe fundamentale Verbindung zwischen kybernetischen und biologischen Systemen herstellen, betonen die Autoren. Eine derartige Selbstorganisation auf hoher Ebene werde routinemäßig etwa beim maschinellen Lernen genutzt. Auch hier organisieren sich künstliche neuronale Netze als Reaktion auf externe Eingaben selbst – ähnlich wie Neuronen im Gehirn. Der Abhandlung zufolge hätten Blockchain-Systeme, auf denen Kryptowährungen wie etwa Bitcoin beruhen, sogar eine Reihe spezifischer Vorteile gegenüber biologischem Leben – „darunter eine deutlich höhere Geschwindigkeit, Genauigkeit, Redundanz und unbegrenzte Größe der Blockchain im Vergleich zur DNA“.
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Blockchain kann Eigenschaften an Nachkommen weitergeben
Außerdem könnten Blockchains „erworbene Eigenschaften an Nachkommen“ weitergeben und spezialisierte Zellen unabhängig vom Wirtsorganismus operieren lassen. Zu guter Letzt als vorteilhaft angeführt werden das Fehlen des Alterungsprozesses und der Umstand, dass jene „Blockchain-basierten Organismen“ schlussendlich „keinen Tod erleiden“. Denn, so die Studie:
„Der Tod eines Blockchain-basierten Organismus kann als bestätigte Zerstörung aller Kopien seiner Blockchain definiert werden, was in der Praxis schwierig oder unmöglich zu erreichen sein kann.“
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Blockchain: Bitcoin als unsterbliches Wesen
Die Blockchain als unsterbliches Wesen aus Bits und Bytes also. Welche Überraschungen hält die neue Technologie noch bereit? Abramov zufolge sei die Entwicklung mathematischer Theorien, die berechnen, wie sich biologische Systeme selbst ordnen, eine „vielversprechende Richtung für die zukünftige Forschung“. Es zeigt sich: Die Frage „Was ist Leben?“ – sie dürfte die Wissenschaft noch lange beschäftigen.
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