Ein Herz für die Technik, ein Ohr für den Kunden
Martina Erdbrügge und Christian Baikowski haben beim britischen Mobilfunkkonzern einige Karrierestufen hinter sich. Beide Vodafone-Gruppenleiter bekennen ihre Liebe zur Technik, die ihnen bei Mitarbeiter- und Kundenbetreuung aber nur begrenzt weiterhelfe. Wer Managementaufgaben anstrebt, müsse Führung wirklich leben und Verantwortung übernehmen wollen.
Dass Mitarbeiter bei Vodafone gut vernetzt sind, sollte niemanden überraschen. Beim weltweit agierenden Mobilfunkunternehmen sind gut funktionierende Netzwerke das A und O für den Erfolg. Das gilt nicht nur für die pure Technik und nicht nur für das Miteinander von Konzern und Kunden, sondern auch für das firmeninterne Geflecht, in dem die Vodafone-Mitarbeiter ihre Kompetenzen zusammenbringen.
Nicht, dass Christian Baikowski sich über die Bedeutung kooperativer Aufgabenteilung früher nicht im Klaren gewesen wäre. Schließlich steht der Gruppenleiter „Test Application & Enabler“ innerhalb des „Test & Innovation Center“ seit Jahren im Kundenaustausch und daher nahe am Menschen. Dass im Zuge immer komplexer werdender Technik und Verfahren viele Teilprozesse viele Spezialisten benötigen, darauf machte ihn nach dem Studium allerdings erst die Praxis aufmerksam.
„An uns wenden sich Kunden, denen die technischen Ressourcen fehlen, um Ideen in der Realität zu testen. Wir helfen, ihre Software in unserem integrierten Vodafone-Netz auszuprobieren“, erläutert Christian Baikowski. Darüber hinaus berät das 26-köpfige Team des gelernten Nachrichtentechnikingenieurs, bestehend aus Ingenieuren, Technikern, Informatikern und Physikern, in infrastrukturellen Fragen jeglicher Art.
Die Kunden seien vor allem Systemhersteller mit innovativen Ingenieuren, die an punktuellen Lösungen arbeiten, die aber nicht über ein integriertes technisches Environment verfügen. Baikowski: „Diese Firmen sind darauf angewiesen, mit Simulationen zu arbeiten. Irgendwann muss man die entwickelten Ideen mit realem Equipment ausprobieren. In unserem Testcenter können reale Umgebungen mit realen Netzwerkkomponenten bereitgestellt werden.“
In den Anfangsjahren stellte das Test & Innovation Center alle Dienstleistungen seinen internen Vodafone-D2-Kunden zur Verfügung. „Irgendwann haben wir festgestellt, dass der Bedarf auf dem externen Markt immens ist. So haben wir unsere Angebote Stück für Stück nach außen vermarktet, um festzustellen, dass die Vermarktung auf professionelle Beine gestellt werden muss. Martina hat das aufgegriffen.“
Martina heißt mit Nachnamen Erdbrügge und ist nach eigenem Bekenntnis „keine richtige Ingenieurin“. Deshalb ist die promovierte Statistikerin mit dem Studienschwerpunkt Maschinenbau bei Vodafone auch an der Schnittstelle von Technik, Vertrieb und Marketing tätig.
„Wir greifen die Fragen und Probleme der Kunden auf, übersetzen diese und reden mit den Kollegen im Test & Innovation Center, wie wir das am besten umsetzen, um ein marktreifes Angebot für den Kunden zu erstellen. Das reicht von der Bewertung über die Bedarfsanalyse bis zur Kalkulation des Angebots“, erläutert Gruppenleiterin Martina Erdbrügge die Aufgaben, die sich ihrem zwölfköpfigen Team stellen.
Christian Baikowski und Martina Erdbrügge sind offen und lachen viel. Keine Spur vom Klischee des Autoverkäufers, der einen über den Tisch ziehen will. Der Sympathiefaktor ist hoch. Da reichen wenige Blickkontakte. Aber dennoch sei auch für sie gute Kundenbetreuung kein Selbstläufer, nichts, was man en passant an der Uni erlerne oder mit der Muttermilch einsauge. „Im Herzen“, so Martina Erdbrügge, „sind wir doch alle Techniker. Wir mussten uns an den Kundenkontakt herantasten. Man merkt aber: Mit jedem Kontakt wird das leichter.“
Zugute kam der 36-Jährigen der einjährige Studienaufenthalt in den USA, der die Fremdsprachenkenntnisse perfektionierte. Englisch: ein Muss beim britischen Mobilfunkkonzern.
Martina Erdbrügge wartete nicht auf den Tag, bis „vor meiner Nase eine Stelle frei wurde“, um neue Vodafone-Herausforderungen anzugehen. Sie hat über einige Umwege auf jene Stelle gefunden, die ihr heute so viel Spaß macht. „Wichtig ist, immer offen und flexibel zu bleiben, und sich an den richtigen Stellen zu zeigen. Als schlummerndes Talent entdeckt zu werden, so etwas gibt es nicht.“
Wer nur aufgrund guter Studiennoten den Roten Teppich und die Blitzkarriere erwarte, werde ein böses Erwachen erleben. „Es kommt genauso darauf an, sich Kompetenzen jenseits des Fachlichen anzueignen und schnell Sachverhalte aufzuschnappen. Wem das Spaß macht, der ist vermutlich in einer Managementposition gut aufgehoben.“ Schließlich käme es nicht auf Schulterklappen an, sondern auf den Willen, Führung wirklich leben zu wollen. Dem Detailverliebten böten sich andere Wege.
Zum beruflichen Fortkommen gehöre die Bereitschaft, Enttäuschungen schnell abzuhaken. „Ich hatte mich auf ein internes Programm zur Förderung des Führungsnachwuchses beworben – und wurde abgelehnt“, so Martina Erdbrügge. „Über diese Bewerbung aber habe ich auf mich aufmerksam gemacht und die jetzige Stelle bekommen.“
Ähnlich erging es Christian Baikowski. „Als ich mich vor acht Jahren bei Vodafone bewarb, wusste ich nichts vom Testcenter. Ich hatte mich auf eine andere Stelle beworben, wurde aber als Projektleiter im Testcenter eingestellt. Das war ein interessantes Bewerbungsgespräch, bei dem ich über die zahlreichen Chancen bei Vodafone informiert wurde.“
Den Sprung ins kalte Wasser hat der 43-Jährige nie bereut. „Der Job ist unheimlich spannend, weil man sich nicht mit Technologien von morgen, sondern von übermorgen beschäftigt. Ich bin von ganzem Herzen Ingenieur, habe aber durch die Projektleitung gelernt, wie wichtig der Mensch für das Gelingen ist.“
Verantwortung für Menschen tragen, hieße aber auch, Druck ertragen. „Da muss man Rückgrat beweisen und sich gegebenenfalls vor die Mitarbeiter stellen. Das ist immer so in Führungspositionen, egal bei welchem Arbeitgeber.“
Mit Verlassen des Vodafone-Gebäudes im Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel lässt Christian Baikowski den Stress zurück. Zu Hause wartet auf den dreifachen Familienvater die nächste erfreuliche, aber nicht minder anstrengende Herausforderung. Zur Entspannung schnürt Baikowski zweimal in der Woche die Joggingschuhe. „Der Ausgleich muss einfach sein.“ WOLFGANG SCHMITZ
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