Facebook-Satellit soll schnelles Internet nach Afrika bringen
Der Internet-Konzern Facebook will Afrika ans Internet anschließen – und zwar kostenlos. Facebook hat angekündigt, dafür gemeinsam mit dem Satellitenbetreiber Eutelsat einen Satelliten ins All zu schießen. Kritiker sehen dahinter weniger einen Akt der Selbstlosigkeit, sondern in erster Linie eine Marketing-Aktion.
Der Satellit vom Typ AMOS-6 soll in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres seinen Dienst aufnehmen und vom All aus Afrika südlich der Sahara mit Internet versorgen. Eutelsat spricht von „großen Teilen des westlichen, östlichen sowie südlichen Afrikas“. Die Kapazitäten des Satelliten – voraussichtlich des israelischen Unternehmens Spacecom – möchten die zwei Unternehmen offenbar gleich für mehrere Jahre buchen und jeweils zu gleichen Teilen nutzen.
Über das zu versorgende Gebiet verteilt müssen bodenseitig diverse Antennen und Terminals installiert werden. Um das kostenlose Angebot nutzen zu können, benötigten die Menschen ausschließlich Standard-Hardware – also Router plus PC oder mobile Endgeräte wie Tablet oder Smartphone. In einer Erklärung erwähnt Eutelsat, dass beide Kooperationspartner eigene Dienste einsetzen möchten, mit denen das Internet zu den Nutzern gelangt. Genau da aber liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer.
Nur eingeschränkter Zugang ins Internet durch Facebook
Netzpolitische Organisationen kritisieren, dass jene Dienste nur den Zugriff auf ausgewählte Internetseiten zulassen und somit das Prinzip der Netzneutralität gefährdet werde. Die sogenannte Netzneutralität soll gewährleisten, dass alle Datenpakete im Internet gleich und mit derselben Übertragungsgeschwindigkeit behandelt werden – unabhängig davon, ob sie von einer privaten Website oder von einem Big Player der digitalen Wirtschaft stammen.
Sich nur auf vorgegebenen digitalen Pfaden bewegen zu können, hat mit der Idee eines freien Internetzugangs wenig zu tun. Leicht drängt sich der Eindruck auf, dass Facebook also weniger das Internet, sondern allen voran sich selbst nach Afrika bringen möchte.
Durch sogenannte Zero-Angebote schaffe Facebook nur Zugang zum eigenen geschlossenen Ökosystem und nicht zum offenen Netz, kritisieren beispielsweise die Macher von Netzpolitik.org. „Die Nutzer bezahlen den vermeintlich kostenlosen Zugang mit ihrer Informations- und Wahlfreiheit, ohne dass ihnen das manchmal bewusst wäre“, kritisiert die Organisation.
Bereits im Mai hatte ein Bündnis aus verschiedenen netzpolitischen Organisationen einen offenen Brief an Facebook-Gründer Mark Zuckerberg verfasst, indem entsprechende Kritik geübt wird.
Facebook-Internet gibt es schon in Indien
Im Rahmen dieses Projekts und in Kooperation mit zwei lokal agierenden Telekommunikationsanbietern bietet Facebook seit Februar auch in Indien gebührenfreies Internet an – eben aber nur für vorausgewählte Angebote. Weil sie Facebooks Angriff auf die Netzneutralität nicht unterstützen wollten, hatten sich in Indien nachträglich mehrere online agierende Unternehmen als Kooperationspartner aus dem Projekt zurückgezogen – darunter zwei Medienhäuser und ein Reiseveranstalter.
Aber vielleicht haben die User in Afrika doch noch eine Auswahl. Denn auch Google will ja weltweites Internet anbieten und testet dazu Ballons, die in der Stratosphäre schweben sollen.
Nach erfolgreichen Tests in Australien und Neuseeland wurde im Juli das erste Google-Internet in Sri Lanka in Betrieb genommen.
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