Telekommunikation 29.09.2000, 17:26 Uhr

Feinste Glasfaser für den Osten der Republik

Vor zehn Jahren hatten neun von zehn DDR-Bürgern kein Telefon. Milliarden-Investitionen und ein beispielloser Kraftakt von Telekom und Industrie ließen in wenigen Jahren im Osten Deutschlands eine Netz-Infrastruktur wachsen, die als weltweit führend gilt.

Nur zehn Jahre her, doch schon fast vergessen: Neun von zehn DDR-Bürger hatten kein Telefon. Wer aus Dresden oder Rostock nach München, Köln oder Hamburg telefonieren wollte, musste oft stundenlang auf harten Holzbänken warten: in irgendeinem heruntergekommenen Telegrafenamt, meist nur in der nächsten Großstadt verfügbar. Lediglich 800 Leitungen unterliefen den Eisernen Vorhang, lückenlos überwacht von der Stasi.
Nach der Wende war die Sprachlosigkeit nicht sofort vorbei: Bis 1997 musste die Deutsche Telekom rund 50 Mrd. DM investieren, verlegte mehr als 140 000 km Glasfaserkabel für neue Fernnetze, vervierfachte die Zahl der analogen Anschlüsse von 1,8 Mio. auf 7,6 Mio. Heute lassen sich die Netze im Osten und in Westdeutschland kaum noch unterscheiden, wie Telekom-Sprecher Willfried Seibel meint: „Die Telekom bietet alle Leistungen in ganz Deutschland einheitlich und flächendeckend an.“
Ende der 80er Jahre gehörte die Telekom noch zur Bundespost, einer mehr als behäbigen Behörde. Als der Auftrag erging, aus dem Staatsunternehmen einen wettbewerbsfähigen Konzern zu schmieden, war die Vereinigung nicht in Sicht. Dann fiel die Mauer, faktisch über Nacht stand die Telekom vor einer Jahrhundertaufgabe: dem Infrastrukturaufbau in den neuen Bundesländern.
„Der Telefon-Notstand war geradezu elementar“, erinnert sich Telekom-Chef Ron Sommer. „Zwei Drittel der technischen Einrichtungen waren älter als 40 Jahre, Teile stammten noch aus den 20er Jahren. Öffentlicher Mobilfunk und Kabelfernsehen waren nicht existent, 3500 Orte hatten nicht einmal ein Münztelefon.“

Mehr als eine Mio. Anträge von DDR-Bürgern für Telefone

In den Dienststellen der DDR-Post stapelten sich 1,3 Mio. Anträge für Telefon. Bis zu zehn Jahre mussten die Bürger warten – fast so lange wie auf einen Trabi. 1997 brauchte die Telekom für einen Neuanschluss nur noch ganze fünf Tage. 4,6 Mio. ostdeutsche Haushalte erhielten Kabelfernsehen.
Die größte Herausforderung war das marode Ortsnetz der DDR. Zusätzlich zu den Glasfaserkabeln für die Fernverbindungen mussten rund 10 Mio. km Kupferleitungen erneuert oder verlegt werden. „Das würde für 250 Erdumrundungen ausreichen“, meinte Telekom-Vorstand Gerd Tenzer, damals zuständig für Technik und Netze.
Um das fehlende Festnetz schnell zu ersetzen, stellte die Telekom schon im Frühjahr 1990 auf der Leipziger Messe das mobile C-Netz vor, das 1991 bereits 80 % aller Ostdeutschen erreichte. 1991 wurden auch die Verbindungen zwischen beiden Teilen Deutschlands ausgeweitet. Mit dem neuen Overlay-Netz standen nun 31 000 Leitungen bereit. Von 1993 waren die Netze im Osten und in Westdeutschland vereinigt. Acht Hauptvermittlungen und 142 Knoten in den neuen Bundesländern waren von analoger auf digitale Technik umgestellt worden. Die Landeskennzahl „0037“ der DDR wurde im Juli 1992 offiziell abgeschaltet.
Allein die Vereinigung und Modernisierung des Berliner Ortsnetzes verschlang 500 Mio. DM. Als die Telekom 1997 den „Anschluss Ost“ für beendet erklärte, verfügten die neuen Bundesländer über das modernste Netz der Welt: voll digitalisiert bis in den letzten Winkel.
Zwischen 1990 und 1995 investierte die Telekom rund 120 Mrd. DM und war damit der weltweit größte Einzelinvestor. Zwischen 1991 und 1993 erhöhte der Konzern auch seine Forschungsbudgets um 80 % auf fast 1 Mrd. DM pro Jahr, stieg zum größten Anbieter von Telekommunikation in Europa und zweitgrößten Netzbetreiber der Welt auf. Zuerst in den alten Bundesländern, ab 1995 in ganz Deutschland mauserte sich ISDN (Integrated Services Digital Network) schnell zum Nervensystem der deutschen Wirtschaft. Bereits im Januar 1998 meldete der Konzern: „Mit dem nun flächendeckend auf der Basis digitaler Technik arbeitenden T-Net besitzen wir in Deutschland eine der leistungsstärksten Telekommunikations-Infrastrukturen auf dem Globus überhaupt“, so Gerd Tenzer damals. Die Investitionen dafür beliefen sich auf 12 Mrd. DM. Die computergesteuerte Intelligenz bot fortan die Möglichkeit, eine Vielzahl neuer Leistungen wie Anrufweiterschaltung, Anklopfen oder Dreierkonferenzen zu realisieren.
Der „Anschluss Ost“ eröffnete für die Telekom zugleich den Einstieg in die stark expandierenden Märkte in Osteuropa und Fernost. „Die Bewältigung dieser Mammut-Aufgabe hat uns im osteuropäischen Markt zu einem sehr positiven Renommée verholfen“, schätzt Willfried Seibel rückblickend ein. Mitte der 90er Jahre stieg die Telekom beim führenden ungarischen Netzbetreiber Matav ein, der seitdem das Sprungbrett für weitere Beteiligungen im Osten, unter anderem in Polen und Russland ist. HEIKO SCHWARZBURGER

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Ein Beitrag von:

  • Heiko Schwarzburger

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