Geklaute Stimmen hebeln biometrische Sicherheitssysteme aus
US-Forschern gelang es, mit ein paar Stimmproben und frei erhältlicher Bearbeitungssoftware Sicherheitssysteme auszuhebeln, die eine Person mittels ihrer Stimme identifizieren. In einem Test von Ingenieur.de weckte und aktivierte ein aufgezeichneter Sprachbefehl des Besitzers den personalisierten iPhone-Sprachassistenten Siri, der daraufhin unbefugte Anweisungen ausführte.
Was US-amerikanische Forscher der University of Alabama in Birmingham herausgefunden haben, ist nicht überraschend aber alarmierend: Elektronische Stimmerkennungssysteme lassen sich von Stimmenimitaten täuschen, die mit frei erhältlicher Software erzeugt wurden. Damit könnten Hacker biometrische Sicherheitssysteme aushebeln, die Personen anhand ihrer Stimme identifizieren, warnen die Forscher. Sie nutzten so genannte „voice morphing“-Software, die frei erhältlich ist. Damit generierten sie mittels weniger Stimmproben einer Person ein täuschend echt wirkendes Modell von deren Stimme.
Die Technologie insbesondere der automatisierten Sprachsynthese sei heute so weit fortgeschritten, dass ein Programm die charakteristischen Merkmale einer Stimme, wie Laute, Volumen und Tonfall erfassen und die Stimme mit diesen Informationen klonen könne. So könne ein Angreifer mit der Stimme des Opfers sprechen und zum Beispiel Passwörter aufsagen.
Jeder kann unbewusst Stimmproben hinterlassen
Mit der gleichen Software schafften es die Forscher übrigens auch, Versuchspersonen vorzumachen sie sprächen mit der bekannten amerikanischen Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey oder mit dem Hollywood-Star Morgan Freeman.
Ohne die Gefahr zu realisieren, hinterlassen Menschen bei allen möglichen Gelegenheiten Spuren ihrer Stimme, warnt Professor Nitesh Saxena von der University of Alabama. Ob sie sich nun lautstark im Restaurant unterhielten, öffentliche Reden hielten, telefonierten oder gar Stimmproben im Internet abgäben. Ein potentieller Angreifer könnte eine Stimme aufzeichnen, wenn er in der Nähe ist, er könnte auch einen Spam-Anruf tätigen, um die Stimme eines potentiellen Opfers aufs Band zu bekommen, online nach Stimmproben suchen (zum Beispiel bei YouTube, Anm.d.Red.) oder gar in einen Cloud-Server eindringen, auf dem Audioinformationen des Opfers hinterlegt sind.
In diesem Zusammenhang weist Saxena darauf hin, dass zum Beispiel Banken und Kreditkartenunternehmen ein Interesse an biometrischen Verfahren hätten, die ihren Kunden einen bequemen Zugang zu ihren Konten per Sprachbefehl ermöglichen. Auch auf Smartphones werde die Stimmenbiometrie bereits eingesetzt.
iOS 9 im Ingenieur.de-Test: Siri lässt sich überlisten
So hat auch Apple dem iPhone mit dem neuen Betriebssystem iOS 9 eine personalisierte Spracherkennung verpasst: Der Sprachassistent Siri erkennt die Stimme des Besitzers und lässt sich nur von dieser per Sprachbefehl „Hey Siri“ aktivieren. Über „Einstellungen/Siri“ kann ein iPhone-Besitzer den Sprachbefehl „Hey Siri“ erlauben, um den Sprachassistenten auf Zuruf aktivieren zu können. Neuerdings muss er dafür aber zunächst die Spracherkennung konfigurieren, sprich trainieren, damit das System seine Stimme erkennt, wenn er „Hey Siri“ aufsagt.
Im Test von Ingenieur.de zeigte sich jedoch, dass Siri der Stimme auch gehorcht, wenn sie „vom Band“ kommt: Mit der einfachen, vorinstallierten „Sprachmemos“-App auf dem eigenen iPhone zeichnete die Autorin dieses Beitrags das „Hey Siri“ eines iPhone-6s-Anwenders auf, der den Sprachbefehl auf seinem Smartphone bereits konfiguriert hatte. Tatsächlich ließ sich sein Siri mit der abgespielten Aufnahme sogar dann aktivieren, wenn das iPhone im Sperrzustand war.
Stimme kopiert
Einmal mit der kopierten Stimme des Besitzers aktiviert, konnte die Autorin dem fremden Sprachassistenten mit ihrer eigenen Stimme weitere Anweisungen erteilen. So diktierte sie diesem eine SMS per Nachrichten-App und konnte sie tatsächlich auch per Sprachbefehl an einen Kontakt im Verzeichnis des 6s-Besitzers versenden lassen. Und das, obwohl das iPhone per Zugriffscode gesperrt war! Mit der Mail-App funktionierte das allerdings nicht. Als die Autorin Siri befahl, eine „Mail“ an einen namentlich bekannten Kontakt zu verfassen, weigerte sich Siri, die Mail-App zu starten und schaltete auf Code-Eingabe per Fingertipp.
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