Geräuschkulisse: Simulierter Mutterleib soll Frühchen helfen
Samsung hat eine App entwickelt, die Frühgeborenen bei der Entwicklung helfen möchte: Über das Smartphone kann die Mutter zu Hause Herzschlag und Stimme aufzeichnen und in einen Lautsprecher vor dem Brutkasten in der Klinik schicken. So sollen die Kleinen den Eindruck bekommen, sie befänden sich noch im Uterus.
Für Eltern von Frühgeborenen ist es oft nicht leicht, ohne ihren Nachwuchs nach Hause zu fahren und die Kleinen im Säuglings-Inkubator in der Klinik lassen zu müssen. Das im Volksmund auch als Brutkasten bezeichnete Spezialbettchen ist ein medizinischer Alleskönner. Es kann unter anderem für ein individuell angepasstes Mikroklima sorgen, also Luft- und sogar Patiententemperatur messen und beeinflussen sowie Sauerstoffkonzentration und Feuchte. Auch sorgen die Hightech-Geräte teilweise für eine akustische Abschirmung, blenden also störende Alltagsgeräusche von außen aus.
Stimme und Herzschlag werden übertragen
Als ein Problem betrachten es manche Mediziner, dass die Frühgeborenen abrupt aus der doch geräuschvollen Gebärmutter in eine akustisch neutrale Atmosphäre wechseln. Das plötzliche Fehlen der mütterlichen Stimme sowie das Pochen ihres Herzschlags könnten in einem Stadium oft Monate vor dem errechneten Geburtstermin beim Frühchen zu Entwicklungsstörungen im Gehirn führen.
Der Technologiekonzern Samsung möchte Eltern eine Möglichkeit bieten, mit der sie bei den Babys zumindest den Eindruck erwecken, dass sie sich nach wie vor im Mutterleib befinden. Über die App „Voices of life“ hat die Mutter die Möglichkeit, mithilfe eines Smartphones ihren Herzschlag aufzunehmen. Ein Audio-Filter entfernt anschließend die hohen Frequenzen, sodass der Klang des Herzens an die dumpfe Akustik in der Gebärmutter erinnert.
Auch Gute-Nacht-Lieder können gesendet werden
Beispielsweise von zu Hause aus sendet die Mutter die aufgenommenen Töne an einen zur App dazugehörigen Lautsprecher vor dem Brutkasten. Auch Sprachnachrichten oder kleine Gute-Nacht-Lieder können auf diesem Weg fernübermittelt werden. Das Frühgeborene soll dadurch nicht auf vertraute Geräusche verzichten müssen und sich nicht entrissen fühlen.
Die Simulation der Uterus-Geräusche ist auf dem wirtschaftsstarken Zweig „Rund ums Baby“ keine Neuheit: Teddybären mit eingenähtem Soundgenerator sorgen in vielen Kinderbettchen für ein offenbar beruhigendes Rauschen – auch wenn jene Bären eher nicht bei Frühgeborenen eingesetzt werden.
Ob die App tatsächlich hilft, mögliche Entwicklungsstörungen bei Frühgeborenen zu vermeiden, sei dahingestellt. Für Mama und Papa dürfte sie aber ganz sicher eine psychologische Stütze dabei sein, diese oft schwere Zeit ein kleines bisschen besser zu überstehen.
Und danach könnte vielleicht ein smarter Schnuller zur Beruhigung des Babys und der Eltern beitragen.
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