GMX und Web.de bieten einfache E-Mail-Verschlüsselung
Dutzende Schritte und recht intime Computerkenntnisse waren bisher nötig, um E-Mails mit dem hohen Standard PGP zu verschlüsseln. GMX und web.de wollen es nun für alle Nutzer einfach machen, ihre Post gegen fremden Zugriff zu sichern.
Der Aufbau eines schwedischen Regals ist mit Sicherheit schwieriger: Der Nutzer muss seinen Einrichtungs-Assistenten aufrufen und eine Browser-Erweiterung herunterladen. Dann vergibt er für die Funktion ein eigenes Passwort, und schon kann er mit jedem Freund, Onkel oder Geschäftspartner, der dasselbe getan hat, verschlüsselt per E-Mail kommunizieren. Und das sogar auf einem recht hohen Standard, denn die PGP-Technik, die für „Pretty Good Privacy“ steht, ist als schwer zu knackende Sicherung anerkannt.
Programm basiert auf Open-Source-Software
Für diese „ziemlich gute Privatsphäre“ im elektronischen Postverkehr mussten Computernutzer bislang ziemlich viel tun. Das gilt als Hauptgrund dafür, dass vor allem Privatanwender bislang kaum Verschlüsselungen nutzen.
Die Provider GMX und Web.de wollen die Hürden drastisch senken und werben bei ihren 30 Millionen Kunden für das neue System, das ab sofort für die Browser Chrome und Firefox (noch nicht Safari und Explorer) sowie als App für Mobilgeräte mit Android oder iOS verfügbar ist. „Wir wollen damit der durchgehenden Verschlüsselung zum Durchbruch verhelfen“, sagt Jan Oetjen, Geschäftsführer der Anbieter, die beide zum Unternehmen United Internet gehören. Für das Plug-in nutzen die Provider die frei zugängliche Software „Mailvelope“.
Sicherung des Schlüssels auf Smartphone möglich
PGP folgt dem Prinzip der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Während Sender und Empfänger über Schlüssel verfügen, um die eigenen Nachrichten zu codieren, und zu decodieren, ist sie für Spione wertlos – weil nur Buchstaben- und Zahlensalat erscheint, wenn man sie unterwegs abfängt. Jeder Teilnehmer der Kommunikation hat einen öffentlichen Schlüssel für die Codierung der eigenen Nachrichten und einen privaten für die Entschlüsselung empfangener Mail.
Laut Web.de löst das neue Browser-Plug-in nicht nur das Problem der komplizierten Einrichtung, sondern noch zwei weitere, die bislang hohe Hürden darstellten: Zum einen seien die Schlüssel einfach zu vergeben, zum anderen leicht zu sichern, denn er könne beispielsweise auf das Smartphone übertragen werden, das dann bei Verlust des Codes für andere Geräte als Backup dient.
Anbieter versprechen volle Transparenz
Zugleich wollen sich GMX und Web.de mit diesem Angebot natürlich von der Datenschützerseite zeigen. Sie veröffentlichen den Quellcode für die Software und lassen nach eigenen Angaben das Programm durch externe Sicherheitsexperten prüfen. Außerdem gelte: „Alle sicherheitsrelevanten Informationen wie private Schlüssel und Passwörter liegen außerhalb des Einflussbereichs von Web.de und GMX und können von diesen zu keiner Zeit eingesehen werden, so dass der Nutzer die volle Datensouveränität behält.“
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