Google-Ballons versorgen Indonesien mit Internet
Der US-Konzern Google will 2016 Indonesien mit Internet aus der Luft versorgen: In dem Inselstaat startet der IT-Riese seinen bisher größten Testlauf des Projekts Loon. Für die Internet-Versorgung sind riesige Ballons in der Stratosphäre unterwegs.
Die drei größten indonesischen Mobilfunkanbieter machen bei dem landesweiten Praxistest mit. Das teilte der amerikanische Web-Gigant in einem Blog mit. Derzeit haben rund zwei Drittel der über 240 Millionen Einwohner in Indonesien keinen Netzzugang. Das Land besteht aus etwa 17.000 Inseln. Sie sind zum Teil von Dschungel bedeckt oder so bergig und unzugänglich. Dort Glasfaserkabel und Funkmasten aufzustellen, ist schwierig bis unmöglich.
Der Einsatz der Loon-Ballons könnte das Problem lösen. Um rund um den Globus eine komplette Verbindung zu schaffen, seien etwa 300 Ballons nötig, sagte Mike Cassidy, Bereichsleiter bei Project Loon, der BBC: „Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr unseren ersten Ring um die Welt aufbauen können und dann eine dauerhafte Abdeckung für bestimmte Regionen haben.“
Schwebende Hotspots in 20 km Höhe
Die Heißluft-Ballons sind schwebende WLAN-Hotspots. Ausgestattet mit drei Funkempfangs- und -sendeanlagen. In 20 km Höhe bewegen sie sich mit den stratosphärischen Winden. Das ist doppelt so hoch wie Flugzeuge fliegen und mit dem bloßen Auge kaum sichtbar. Wenn ein Ballon vom Wind in einen Außenbereich gedrängt wird, kommt ein anderer, um seinen Platz einzunehmen.
Ballons senden Anfrage zur Bodenstation
Die Idee hinter dem ballongestützten Internet ist genial: Will ein User etwa Mails abrufen, kommuniziert er mit einem der Ballons. Dieser schickt die Jobanfrage zum nächsten und so weiter – bis die Anfrage eine Bodenstation erreicht, die mit dem Internet verbunden ist.
Die liefert dann die angefragten Daten mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von etwa 10 MBit/s zurück an den Nutzer. Inzwischen hat Google seine Technik soweit optimiert, dass jeder Ballon über 100 km drahtlos Daten übertragen kann.
Tests laufen seit 2013
Seit über vier Jahren arbeitet der Konzern Google, der sich inzwischen Alphabet nennt, in seinem Forschungslabor Google X an den Internet-Ballons. Seit 2013 liefen damit Tests in Neuseeland, Australien und Brasilien. Nicht ohne Pannen.
In den USA etwa stieß ein tief fliegender Hellium-Ballon auf eine Stromleitung, so dass eine nahegelegene Ortschaft für eine Weile keinen Strom hatte. Und in Neuseeland stürzte ein Exemplar ins Meer und wurde zunächst für ein abgestürztes Flugzeug gehalten.
Ein Ballon kann ein halbes Jahr oben bleiben
Inzwischen lassen sich die Ballons nicht nur besser steuern, sondern sind auch robuster. Sie werden aus mehreren Schichten eines dünnen Kunststoffmaterials auf Basis von Polyethylen hergestellt. Die üblichen Nachttemperaturen von minus 80 °C in der Stratosphäre sind kein Problem.
Mike Cassidy zufolge können die Ballons 187 Tage oben bleiben, also rund ein halbes Jahr. Kein Vergleich zum Anfang: Da seien es nur fünf bis zehn Tage gewesen. Um ländliche und entlegene Regionen der Welt mit Internet zu versorgen, setzt Google außerdem auf Drohnen.
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