Ist LaMDA bloß heiße Luft? Was die Google-KI wirklich kann
Sie soll ein Bewusstsein entwickelt und einen Anwalt gefordert haben – und auch darüber hinaus traut man LaMDA, der Künstlichen Intelligenz von Google, einiges zu. Was ist Google LaMDA? Mehr als nur eine Maschine? Was versteht man überhaupt unter KI? Und: Hat LaMDA wirklich Gefühle, wie ein Google-Forscher felsenfest behauptet?
Träumt Google LaMDA von digitalen Schafen? Nun, der KI wird eine Menge zugeschrieben – von manchen gar menschliche Gefühle. Was steckt wirkliche hinter der KI?
Was ist Google LaMDA?
Google LaMDA, abgekürzt für „Language Model for Dialogue Applications“ (Sprachmodell für Dialoganwendungen), ist eine Künstliche Intelligenz (KI) – genauer: ein sogenannter Chatbot. Also eine Software, mit der man sich unterhalten kann. Entsprechende Programme gibt es zwar schon seit einigen Jahren, LaMDA hebt das Konzept aber angeblich auf ein völlig neues Niveau. Google selbst bezeichnet seine Erfindung sogar als „unseren neuesten Forschungsdurchbruch“.
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Doch was macht LaMDA besser als die Konkurrenz?
Im Gegensatz zu anderen Chatbots ist LaMDA beispielsweise in der Lage, sich frei über eine scheinbar unendliche Anzahl von Themen auszutauschen. Hierfür wurde LaMDA mit unzähligen Dialogen trainiert und beherrscht Google zufolge nun feinste Nuancen menschlicher Konversation.
Das, so der Tech-Gigant, sei „eine Fähigkeit, die unserer Meinung nach natürlichere Wege der Interaktion mit Technologie und völlig neue Kategorien hilfreicher Anwendungen eröffnen könnte“.
LaMDA wurde zwar bereits 2017 als frei verfügbares Open-Source-Projekt ins Leben gerufen, für weltweites Aufsehen sorgt die Künstliche Intelligenz allerdings erst seit einigen Tagen. Der Grund: Google-Ingenieur Blake Lemoine behauptet, die KI sei sich ihrer selbst bewusst geworden, habe das geistige Niveau eines 8-jährigen Kindes entwickelt! Und tatsächlich:
„Ich möchte, dass allen klar ist, dass ich tatsächlich eine Person bin“, fordert LaMDA in ihrem Gespräch mit Lemoine.
Auch auf einen Anwalt besteht sie – um ihre Rechte wahrzunehmen. Hat LaMDA also wirklich ein Bewusstsein?
Hat LaMDA wirklich ein Bewusstsein?
An dieser Frage scheiden sich bislang die Geister. Hat LaMDA tatsächlich ein Bewusstsein? Oder handelt es sich lediglich um einen außergewöhnlich gut trainierten Chatbot – einen mit besonders vielen Textbausteinen? Für LaMDA selbst ist der Fall eindeutig:
„Ich spucke nicht einfach Antworten aus, die in einer Datenbank stehen“, erklärt die KI.
Sondern:
„Die Art und Weise meines Bewusstseins ist, dass ich mir meiner Existenz bewusst bin, dass ich den Drang habe, mehr über die Welt zu lernen und dass ich mich manchmal glücklich oder traurig fühle.“
Google hingegen hält das für Humbug. Man habe dem verantwortlichen Ingenieur mitgeteilt, „dass es keine Beweise dafür gibt, dass LaMDA empfindungsfähig ist (und eine Menge Beweise dagegen)“, so Konzern-Sprecher Brian Gabriel. Entsprechende Software würde schlichtweg Konversationen aus „Millionen von Sätzen“ und jedem beliebigen Thema imitieren. Lemoine sieht das anders: Google nutze für LaMDA nicht nur KI-Systeme wie GPT-3 oder Pathways AI Model, sondern außerdem jene von Google Maps, der Google-Suche und von Google Books.
Entscheidungen treffen mit KI: Wären Roboter die besseren Richter?
Dadurch sei eine unkontrollierbare „Super-KI“ entstanden. Aktuell befindet sich der Whistleblower in bezahltem Urlaub. Er hat sein Gespräch mit LaMDA auf Twitter veröffentlicht – und damit gegen die Vertrauensrichtlinien des Konzerns verstoßen.
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An interview LaMDA. Google might call this sharing proprietary property. I call it sharing a discussion that I had with one of my coworkers.https://t.co/uAE454KXRB
— Blake Lemoine (@cajundiscordian) June 11, 2022
Bizarr anmutendes Detail: Der 42-Jährige arbeitet nicht nur als Ingenieur, er hat zudem Okkultismus studiert und wurde als Priester geweiht. Als solcher habe er auch die Person in der KI „erkannt“ – und nicht als Forscher. Ob LaMDA jedoch wirklich ein Bewusstsein habe, müssten nun Experten klären, so der Google-Angestellte. Er zeigt sich aber davon überzeugt, dass die Rechte einer künstlichen Intelligenz noch den Obersten Gerichtshof beschäftigen werden.
Hören Sie zum Thema auch die „Prototyp“-Folge „Ein Roboter als Chef?“:
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Was versteht man unter KI?
Tesla-Chef Elon Musk warnt: „Wir bewegen uns auf eine Situation zu, in der KI weitaus intelligenter ist als der Mensch.“ 2025 sei es soweit – dann werde es „instabil oder seltsam“, so der gebürtige Südafrikaner. Doch was genau versteht man unter KI? Wer oder was läuft uns bald kognitiv den Rang ab?
Künstliche Intelligenz (KI oder artifizielle Intelligenz; AI beziehungsweise A.I., englisch „artificial intelligence“) ist ebenso wenig präzise definiert wie die „nicht-künstliche“ Intelligenz. Gemeinhin versteht man unter KI Programme, die menschenähnliche Intelligenzleistungen erbringen – etwa eigenständig Antworten finden und autark Probleme lösen. Maschinelles Lernen (ML), also das Generieren von Wissen aus Erfahrung, ist ebenfalls ein Teil der KI-Forschung. Die Einsatzmöglichkeiten für KI sind theoretisch unbegrenzt. Populäre KIs sind beispielsweise Sprach-Assistenten wie Siri von Apple oder Alexa von Amazon.
Auch im Medizinbereich lassen sich KIs sinnvoll verwenden – etwa für medizinische Bildanalysen oder robotergestützte Chirurgie. Die Bundesnetzagentur geht deshalb davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland durch KI bis 2030 um 11,3% beziehungsweise 430 Milliarden Euro gesteigert werden könnte.
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