Hackerangriff verursacht Totalschaden im Deutschen Bundestag
Das wird teuer: Weil seit Wochen Hacker im Netz des Deutschen Bundestages wüten, muss eventuell die komplette Hard- und Software ausgetauscht werden. Die IT-Experten bekommen den Hackerangriff anders wohl nicht in den Griff. Noch immer sollen Daten gestohlen werden – von wem ist nach wie vor unbekannt.
Nach einer Analyse der Cyberattacke auf den Bundestag, die Mitte Mai aufgefallen ist, steht für die IT-Experten fest, dass das Bundestagsnetz nicht mehr verteidigt werden kann. Recherchen von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR zufolge hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vorgeschlagen, das Netzwerk neu aufzubauen.
Mitte Mai hatte das BSI Medienberichte über einen Angriff auf die IT-Systeme des Deutschen Bundestags bestätigt. Offenbar hatten sich Hacker mittels eines Trojaners Zugang zum Datennetz des Parlaments, dem Parlakom-Netz, verschafft. Wer die Angreifer sind, ist bislang unklar. Die Experten schließen ein Mitwirken von Geheimdiensten nicht aus. Spiegel Online zufolge lägen Anhaltspunkte dafür vor, dass der russische Auslandsnachrichtendienst SWR hinter der Spähaktion stecken könnte.
Wie man in Parlamentskreisen gegenüber Spiegel Online bestätigte, seien die Trojaner noch immer im Parlakom-Netz aktiv. Weiterhin flössen Daten ab – wohin sei unbekannt. Man spreche bereits von einem „Totalschaden“. Möglicherweise müsste nicht nur die Software auf allen Rechnern neu aufgespielt, sondern auch die komplette Hardware ausgetauscht werden, um die Hacker aus dem Bundestag zu verbannen. Dies würde Monate dauern und Kosten in mehrstelliger Millionenhöhe verursachen.
Hacker haben sich Admin-Rechte verschafft
Offenbar haben die Hacker unter anderem den Verzeichnisdienst des Bundestages übernommen. In einem Verzeichnisdienst wird die Hardware eines Netzwerks verwaltet. Das sind die Rechner, aber auch andere Geräte, die im Netz miteinander verbunden sind. Sie bekommen eindeutige Namen und können hierarchisch angeordnet werden. Der Dienst kann auch Informationen über Rechte und Zugangsberechtigungen der Benutzer enthalten.
Medienberichten zufolge übernahmen die Hacker des Parlakom-Netzes jenen Verzeichnisdienst, in dem alle rund 20.000 Rechner des Bundestages verwaltet werden, und verschafften sich Administrationsrechte. Damit könnten sie theoretisch im weit verzweigten internen Netz machen, was sie wollen – und zwar wo sie wollen. Die Hacker hätten Zugriff auf beliebige Systeme des Bundestages sowie auf alle Zugangsdaten der Fraktionen, Abgeordneten und Bundestags-Mitarbeiter, erklären Personen, die unmittelbar in das Geschehen eingebunden sind.
Neuaufbau des Netzes soll heute beschlossen werden
Wie es heißt, sollen Daten des NSA-Untersuchungsausschusses, der Personalverwaltung des Bundestages und der Geheimschutzstelle, bei der geheime und als vertraulich eingestufte Dokumente hinterlegt werden, nicht von dem Angriff betroffen sein. Diese nutzen besonders gesicherte Netzwerke. Das BSI soll außerdem bereits Teile des parlamentarischen Datenverkehrs über das besser gesicherte Datennetz der Bundesregierung umgeleitet haben.
Heute sollen sich die zuständige Kommission für den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechniken des Bundestags (IuK-Kommission) und der Ältestenrat mit dem Fall befassen. Unter anderem soll dort beschlossen werden, wie das Parlakom-Netz neu aufgebaut werden kann.
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