HP bewirbt in den USA wieder Microsofts Betriebssystem Windows 7
Windows 7 ist zurück: Auf der Startseite des Home- und Office-Stores von Hewlett Packard prangt die Werbung für diverse Komplett-PCs. Aber nicht für irgendwelche PCs. „Zurück aufgrund großer Nachfrage“ steht da zu lesen und das Besondere daran ist das Betriebssystem – angeboten wird nämlich wieder Windows 7, der Vorgänger des aktuellen Windows 8.1. Und wer diese ältere Version wählt, spart dabei auch noch bis zu 150 Dollar.
HP war einmal der größte einzelne Windows-Kunde von Microsoft. Während der Boom-Zeiten der PCs waren HP und Microsoft eine Art Dreamteam – und auch eine regelrechte Gelddruckmaschine. Noch 2010 verließen in jeder Sekunde zwei PCs die Auslieferungslager von HP oder wurden über eine Ladentheke irgendwo auf der Welt gereicht. Damals machte HP mit Windows-PCs einen Umsatz von vier Millionen Dollar pro Stunde.
Früheres Dreamteam HP und Microsoft ging schon 2011 auseinander
Von Dreamteam ist jetzt nichts mehr zu spüren. Schon 2011 sprang HP ab und wollte sein eigenes Betriebssystem HP webOS, das von Palm gekauft wurde, auf PCs, Notebooks, Drucker und Kameras bringen und davon mehr als 100 Millionen Geräte pro Jahr absetzen.
Feuchte Träume nennt man so etwas – und das Erwachen kam dann auch schnell. Der deutsche HP-Chef Léo Apotheker musste seinen Sessel für Meg Whitman räumen. Die webOS-Geräte wurden verramscht und das Betriebssystem webOS an den chinesischen Konkurrenten Lenovo verkauft, wo es jetzt in Fernsehern seinen Dienst tut.
HP kam bisher nicht wirklich wieder zu Microsoft zurück. Der Konzern verkauft Tablets und Smartphones mit Googles Android und auch Laptops mit Googles Chrome parallel zu den Windows-Geräten. An diesem Wochenende kam dann der größte Affront: HP bewirbt wieder das alte Betriebssystem Windows 7.
Offenbar ist HP so unzufrieden mit Windows 8, dass das Unternehmen versucht, seine Kunden in den USA verstärkt dazu zu bringen, beim Kauf eines neuen Komplett-PCs wieder auf Windows 7 zu setzen.
HP startet Marketing-Aktion für Windows 7
Am letzten Wochenende startete der Konzern in den USA seine groß angelegte Werbekampagne unter dem Motto „Windows 7 is back“ (Windows 7 ist zurück). Im Rahmen dieser Aktion verschickte HP massenhaft Emails an seine Bestandskunden mit dem Hinweis, dass Komplett-PCs mit vorinstalliertem Windows 7 „aufgrund großer Nachfrage“ wieder angeboten werden und sogar einen Nachlass gegenüber den Versionen mit Windows 8 bieten.
Auch in der US-Version des HP-Onlineshops bekommt man als Desktop-PCs ausschließlich Rechner mit Windows 7 präsentiert. Um überhaupt Komplett-PCs mit Windows 8 kaufen zu können, muss der Kunde zunächst die entsprechenden Filter in den Listen des Online-Shops anpassen. Andernfalls zeigt der Shop nur Angebote mit Windows 7.
In der deutschsprachigen Variante des HP-Onlineshops werden Geräte mit Windows 8 weiterhin deutlich prominenter aufgelistet.
Branche hofft auf bessere Betriebssystem Windows 9
Diese Aktion von HP lässt vermuten, dass das Unternehmen keine Hoffnung mehr auf gute Geschäfte mit Microsofts aktuellem Betriebssystem Windows 8.1 hat. Vermutlich weiß die Chefetage des Unternehmens aber auch schon mehr Details zum kommenden Microsoft-Betriebssystem Windows 9 und hat sich deshalb dafür entschieden, Kunden nicht länger mit dem ungeliebten Windows 8.1 zu belästigen, da das nächste Windows-Betriebssystem ja schon fast in den Startlöchern steht.
Ende letzten Jahres wurde mehr als deutlich, dass Windows 8.1 von den Verbrauchern einfach nicht angenommen wird. Nicht etwa wegen technischer Unzulänglichkeiten wie Stabilitätsproblemen oder fehlenden Treibern, wie es beim Vista-Flop der Fall war. Sondern vielmehr wegen der massiven Änderungen an der Benutzeroberfläche, die eindeutig in Richtung Tablets abzielt, aber für den klassischen Windows-Nutzer irgendwo zwischen ungewohnt und unbrauchbar daherkommt.
So mancher Windows 8-Verweigerer hätte sich vielleicht noch umstimmen lassen, wenn Microsoft-CEO Steve Ballmer auf die sehr früh geäußerten Kundenvorbehalte wie den fehlenden Startknopf angemessen reagiert und diesen spätestens in Windows 8.1 wieder eingeführt hätte.
Ihn aber nahezu funktionslos wie ein Placebo für die unmündige Kundschaft einzubauen, wurde von vielen Anwendern, die genau wussten und auch darlegten, warum sie diesen Knopf und seine Funktionen brauchen, als Affront betrachtet – und die werden im Leben kein Windows 8.1 mehr benutzen – selbst wenn es ihnen geschenkt wird.
Trügerische Sicherheit für Nutzer von Windows XP
Microsoft hat im Grunde auch keinen Anlass, HP deshalb gram zu sein. Schließlich liefert der Konzern aus Redmond selbst ja auch nach dem Supportende seines 13 Jahre alten Betriebssystems noch weitere Updates der Virensignaturen für Windows XP.
Für die Kunden ist Microsofts Verhalten wesentlich gefährlicher als das Windows 7-Angebot von HP, denn die Virensignaturupdates für XP bringen ihnen nur eine trügerische Sicherheit, während Angreifer einfach durch die vielen Löcher in diesem Uralt-Betriebssystem am Virenschutz vorbei in die Systeme eindringen können.
Patches, die diese Löcher in Windows XP stopfen, will Microsoft nämlich nach dem 8. April 2014 nicht mehr herausgeben.
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