Indien hat Zuckerbergs Internet-Geschenk nicht angenommen
Dieses Geschenk von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg an Indien wollten nicht einmal die Ärmsten annehmen. Zuckerberg hat freies Internet versprochen, aber nur Zugänge zu Facebook und WhatsApp geliefert. Jetzt hat die indische Telekom-Aufsicht TRAI sein „Free Basics“ erst einmal gestoppt.
Es nennt sich „Free Basics“ und ist völlig kostenlos, das Internet-Angebot von Mark Zuckerbergs sozialem Netzwerk Facebook in Indien. Fast eine Milliarde Inder will Zuckerberg so ins Internet holen. Allerdings sagen böse Zungen, „Free Basics“ sei so etwas wie das Internet für Arme. Denn mehr als Facebook, WhatsApp, Wikipedia, die BBC und einen Astrologie-Dienst hat „Free Basics“ nicht im kostenlosen Angebot.
Seit einigen Monaten geriet der „Free Basics“-Vorläufer Internet.org aus ähnlichen Gründen in die Kritik. Diese App bot bestimmte Dienste, Facebook zum Beispiel, ohne Berechnung von Internet-Volumen an und wurde von Zuckerberg unter anderen in Sambia, Ghana, Kenia, Kolumbien und Tansania verbreitet.
„Free Basics“ ist erst einmal eingestellt
Nun sollte „Free Basics“ für Facebook den indischen Internet-Markt eröffnen. Kritiker liefen Sturm gegen „Free Basics“, weil der selektive Dienst massiv gegen das Gebot der Netzneutralität verstoße. Mark Zuckerberg konterte, „Free Basics“ sei sehr wohl netzneutral, denn jeder könne daran teilnehmen.
Nun ist erst einmal Ruhe eingekehrt. Denn die indische Regulierungsbehörde Telecom Regulatory Authority of India (TRAI) hat vor Weihnachten den Provider Reliance Communications angewiesen, das Angebot vorübergehend einzustellen. Darauf hat Mark Zuckerberg jetzt mit einer medialen Offensive reagiert.
„Jobs, Bildung, Gesundheitspflege, Kommunikation“
In doppelseitigen Anzeigen in den größten englischsprachigen Zeitungen Indiens, auf Plakatwänden und natürlich in Facebook-Mitteilungen fordert er die Menschen auf, an die TRAI zu schreiben, um „Free Basics“ zu retten. „Wenn die Menschen Zugang zum Internet haben, haben sie auch Zugang zu Jobs, Bildung, Gesundheitspflege, Kommunikation“, schreibt Zuckerberg. In Indien leben mehrere hundert Millionen unter der Armutsgrenze von weniger als 1,90 $ am Tag.
Papa Ganesh konnte seine Ernte verdoppeln
Die Facebook-Zeitungsanzeige zeigt eine vierköpfige indische Familie. Sinngemäß behauptet der Anzeigentext, dass Familienvater Ganesh aus dem indischen Bundesstaat Maharashtra seine Ernte habe verdoppeln können, indem er sich über „Free Basics“ über bessere Ackerbau-Techniken informiert hat und sich durch aktuelle Wetterdaten auf die Monsun-Saison vorbereiten konnte. So wie für Ganesh und seine erfundene Familie könne „Free Basics“ eine Milliarde Indern eine bessere Zukunft ermöglichen.
Das bringt die Kritiker in Rage. Stephan Urbach, Netzaktivist und Mitglied des Chaos Computer Clubs in Hamburg, findet Zuckerbergs Vorstoß sogar „unglaublich schlimm“. Er sagte gegenüber der Deutschen Welle: „Menschen, die sich keinen Internetzugang leisten können, setzen damit Facebook und das Netz gleich. Inhalte, die nicht dort oder auf WhatsApp sind, finden nicht mehr statt. Das bedeutet eine Monopolisierung von Meinungen.“
TRAI wird wohl im Januar entscheiden
Urbach stellt auch klar: „Facebook macht das nicht aus altruistischen Gründen.“ Es gehe schlicht darum, seine eigenen Inhalte zu monetarisieren und den Werbemarkt Indien mit seinen vielen Millionen Bewohnern zu erschließen. Nun hat sich auch die Initiative „Save the Internet“ gegen „Free Basics“ positioniert und fordern die indische Bevölkerung auf, sich an die TRAI zu wenden: „Wir brauchen Euch, um TRAI zu sagen, dass jede Initiative, die Menschen online bringt, ihnen Zugang zum ganzen Internet gewähren soll, ohne Diskriminierung.“ Eine Entscheidung pro oder contra „Free Basics“ wird die TRAI voraussichtlich im Januar treffen.
Indien ist aber nicht das einzige Land, das Facebook im Blick hat. Derzeit liefert sich Facebook ein Rennen mit Google, um ganze Kontinente mit kostenlosem Internet zu versorgen. So startete im März ein Satellit ins All, der ab Mitte 2016 Afrika mit eingeschränkten Internetdiensten versorgen soll.
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