Inexio: Schnelles Internet für entlegene Dörfer
Bei der Internet-Versorgung herrscht in Deutschland eine „digitale Kluft“ zwischen Stadt und Land. Diese will das saarländische Start-up Inexio überwinden. Die Firma rüstet entlegene Dörfer mit superschnellen Glasfaserleitungen aus. Gründer Daniel Zimmer wurde jetzt als Entrepreneur des Jahres ausgezeichnet.
Wenn David Zimmer mit dem Finger über die Landkarte streicht, entdeckt er noch viele weiße Flecken. „Es gibt hunderttausende Haushalte, die noch nicht über schnelle Breitband-Anschlüsse verfügen“, weiß er. Vor allem in abgelegenen Dörfern surfen die Menschen noch auf veralteten Analog- oder ISDN-Verbindungen. DSL oder LTE kennen die Bürger dort nur aus der Werbung oder vom Hörensagen.
Für Zimmer liegt hier der Markt der Zukunft, weil es nahezu keine Konkurrenz gibt. Die Deutsche Telekom und Vodafone meiden die ländlichen Gegenden. Sie scheuen vor den hohen Investitionskosten zurück.
Inexio-Gründer: „Wir gehen in die Gebiete, in denen die Telekom aus Rentabilitätsgründen nicht aktiv ist“
Das kommt dem 39-jährigen Jung-Manager gerade recht. „Wir gehen in die Gebiete, in denen die Telekom aus Rentabilitätsgründen nicht aktiv ist“, sagt er. Er glaubt, dass sich Breitband für unterversorgte Regionen wirtschaftlich rechnet. Mit seinem Ende 2007 gegründeten Start-up Inexio beweist er es: Das Unternehmen verdient Geld damit, dass es Dörfer mit superschnellen Glasfaserleitungen erschließt.
Das Zauberwort heißt Kooperation. Die Firma aus Saarlouis verbündet sich bevorzugt mit Kommunen, Netz- und TV-Kabelbetreibern, Windkraftprojektierern und sogar Autobahnbauern, um Investitionskosten zu sparen. So sucht sich Zimmer gerne einen Großkunden, der eine Glasfaserleitung braucht. Die Trasse legt er so, dass nahegelegene unterversorgte Dörfer später einfach angebunden werden können.
Ein besonders kosteneffizientes Modell betreiben die Saarländer in Heringen im hessischen Werratal. Dort wurde mit der Gemeinde eine Infrastrukturgesellschaft gegründet. Der Ort bleibt im Besitz der Infrastruktur, das finanzielle Risiko bei der Verlegung der Glasfaserkabel teilen sich die Partner. Das Modell könnte Schule machen, meint der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM).
Als weiteren wichtigen Wettbewerbsvorteil neben den niedrigen Kosten sieht Zimmer die Schnelligkeit. Wenn ein Bürgermeister anrufe, „verlegen wir die Kabel in sechs Wochen“, betont Zimmer. „Wir sind da ganz schnell und flexibel.“
Inexio versorgt mittlerweile 1400 Gewerbekunden sowie 20 000 Privatkunden mit schnellen Internetverbindungen
2008 nahm Inexio die ersten Netze in Merzig und Saarlouis in Betrieb. Mittlerweile hat das Unternehmen ein Netz von 3000 km Länge und versorgt gut 50 Dörfer im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Teilen Hessens mit schnellen Internetverbindungen von 50 Megabit pro Sekunde. Laut Zimmer besitzt Inexio momentan 1400 Gewerbekunden sowie 20 000 Privatkunden.
Die Saarländer sind nach eigenen Angaben profitabel und erwirtschaften eine Umsatzrendite von 6 %. Das ist in der Telekombranche ziemlich beachtlich. Binnen fünf Jahren konnte der Umsatz verhundertfacht werden – von 200 000 € auf nun gut 20 Mio. €. Damit gibt sich Zimmer noch lange nicht zufrieden. Bis 2020 will er die Erlöse auf 100 Mio. € steigern.
Geldprobleme plagen das Start-up nicht. „Wir haben genügend Kapital, um unser Wachstum zu stemmen“, verkündete Zimmer bei der Preisverleihung im Wettbewerb „Entrepreneur des Jahres“, bei dem er in der Kategorie Start-up ausgezeichnet wurde. Bei der Gründung des Unternehmens brachte Zimmer selbst Kapital mit, das er durch den Verkauf einer früheren Firmenbeteiligung hatte. Von einer Bank erhielt Zimmer ein langfristiges Darlehen. Sie fand das Konzept, mit Partnern die Investitionskosten niedrig zu halten, überzeugend.
„Je kleiner die Dörfer sind, desto besser“
Jedes Jahr will Inexio weitere 200 Gemeinden mit dem schnellen Internet verbinden. „Je kleiner die Dörfer sind, desto besser“, sagt Zimmer. Seine Vision: „Wir wollen in Süddeutschland zweitgrößter Infrastruktur-Anbieter hinter der Telekom werden.“
Ist David Zimmer größenwahnsinnig? Nein, er wisse ja, wie schnell es mit einem Unternehmen abwärtsgehen könne, erklärt er. Im zarten Alter von 17 Jahren gründete er 1990 seine erste Firma – einen Mailboxdienst. Das ging nicht lange gut, schon nach drei Jahren musste Zimmer Konkurs anmelden.
Dann ereilte ihn ein weiterer Schicksalsschlag: Mit 22 Jahren erkrankte er an Bauchspeichelkrebs. Mit einer harten Therapie besiegte er die Krankheit. Seither konzentriert sich Zimmer auf „Dinge, die mich nicht krank machen.“
Mit einem Teil seines Unternehmens – teresto media AG – wagte er wenige Jahre später einen Neustart und ging ein JointVenture mit RWE ein. Er leitete das Unternehmen. Doch irgendwann war dem entscheidungsfreudigen Jung-Manager die Konzernbürokratie zu viel. „Ich wollte immer Unternehmer mit viel Verantwortung sein und nicht nur Manager.“ Mit Inexio hat Zimmer nun seine Berufung gefunden. „Ich bin glücklich“, sagt er. Und strahlt.
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