IFA 2011 12.08.2011, 12:08 Uhr

iPhone & Co. werden zur TV-Fernbedienung

Eine Fernbedienung für den Fernseher, eine für den Sat-Receiver, die Hi-Fi-Anlage und andere Endgeräte. Das war einmal. Geht es nach vielen Herstellern der Unterhaltungselektronik, sollen iPhone & Co. sowie Tablet-PCs die Fernbedienung ersetzen. Doch dies gilt vorerst nur für topaktuelle Geräte.

Flachbildfernseher mit Internetanschluss werden langsam Standard in deutschen Wohnzimmern. Dies zeichne sich laut Branchenverband Bitkom eindeutig bereits vor der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin (2. bis 7. September) ab.

Damit geht ein weiterer Trend einher: Inzwischen reichert fast jeder Anbieter seine Fernsehgeräte mit Zugang zum World Wide Web um kleine Programme an, die herstellerspezifisch entwickelt und zu eigenen Portalen zusammengefasst werden.

„Smart TV“ heißt dies im Fachjargon in Anlehnung an die beliebten Smartphones und meint: Auch auf den riesigen Flachbildschirmen sollen sich kleine Apps tummeln, die Internet-Videotheken und Kaufmusikportale, Nachrichten, Spiele und mehr auf die Mattscheiben bringen.

TV-Fernbedieung per App

Auch die Fernbedienung der Zukunft läuft über Apps, die ähnlich der Entwicklung im Smartphone-Markt entweder aus dem Stall des Google-Betriebssystem Android kommen oder auf das Apple-Betriebssystems iOS hören.

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Wer seine Fernbedienungs-Sammlung abschaffen will, lädt sich eine App aus dem Android-Market, dem Apple Store oder zumeist kostenlos aus den eigenen digitalen Märkten der TV-Hersteller auf sein Smart-
phone oder Tablet herunter. Tablets haben zudem den Vorteil, dass damit die Texteingabe leichter möglich ist, um am Fernseher zu chatten oder zu twittern.

Und so geht es: Fernbedienungs-App des Herstellers auf das Smartphone oder das Tablet herunterladen und den Fernseher per WLAN oder Kabel ins Heimnetz integrieren. Steht die Verbindung zwischen beiden Geräten, lassen sich alle Funktionen des Fernsehers per Smartphone oder Tablet steuern.

Darauf erscheinen nun ein Steuerkreuz, ein Zahlenblock sowie die Tasten für die Lautstärke und zum Programmwechseln. Eine zusätzlich eingeblendete Qwertz-Tastatur erleichtert das Eingeben von Webadressen im Browser.

Diesen Trend unterstützen allen Herstellern voran koreanische Konzerne wie Samsung und LG. Sie haben über die Unterhaltungselektronik hinaus auch Smartphones und Tablets im Angebot, die auf das Google-Betriebssystem Android hören.

„Derzeit haben wir 600 Apps im Angebot, im Mai wurde bereits bei den Downloads die 5-Mio.-Marke durchbrochen“, jubelt Hanns Wie-
nands: Der Deutschlandchef bei Samsung verspricht zur IFA neben der hauseigenen Fernbedienungs-App, die dann für mehr Tablets als das Samsung Galaxy verfügbar sein soll, auch mehr regionale Inhalte. Zum Jahresende wollen die Koreaner auch die Apple-Gerätewelt fit machen, um damit Samsung-TV-Geräte zu steuern.

Samsung präsentiert erweiterte Fernbedienungs-App für TV

Samsung zeigte bereits vorweg als IFA-Neuheit eine Erweiterung der Fernbedienungs-App. Sie macht es nicht nur möglich, das laufende Bildsignal auf das Tablet zu übertragen. Auch andere Kanäle sollen dann auf die kleineren mobilen Geräte ge-
beamt werden – somit mutieren sie zu Zweit-TVs.

Auf Apple setzen derzeit viele andere TV- und Hi-Fi-Hersteller wie Panasonic, Loewe oder Sonos und tunen ihre Schnittstellen für das
iPhone oder das iPad.

Loewe aus Kronach will zur IFA sein neues Angebot namens VideoNet App zeigen. Darüber verknüpfen die Kronacher ihre TV-Geräte mit dem iPad. Unter vielen anderen Funktionen lassen sich per „Send-to-TV“-Funktion Videos vom iPad aus auf den Fernseher streamen.

Auch für die neuen Lautsprecher namens „Air Speaker“, die zur IFA vorgestellt werden, nutzen die Kronacher das iPhone, den iPod oder das iPad zur Ansteuerung. Die Datenübertragung läuft via drahtloser AirPlay-Technologie und erfolgt über das lokale Netzwerk per LAN, WLAN oder Powerline.

Doch auch die Kronacher fahren zweigleisig. „Auf der IFA zeigen wir unsere Anwendungen auch auf Android-Tablets und erschließen damit die Welt des Google-Betriebs-
systems“, sagt Pressechef Roland Raithel.

Sowohl für Hi-Fi als auch TV gilt: Apps funktionieren nur in aktuellsten Baureihen

Ohne Zwischenstation über das TV-Gerät bietet auch Hi-Fi-Spezialist Onkyo seinen Nutzern eine Fernbedienungs-App, die auf Googles Android hört. Per Fingertipp auf das berührungsempfindliche Smartphone oder Tablet lassen sich einfache Funktionen wie die Lautstärke regeln, aber auch verschiedene Hörzonen individuell steuern.

Einziger Wermutstropfen für die Konsumenten: Sowohl die Hi-FiFernbedienungs-App-Spezialisten als auch die TV-Hersteller haben ihre Fernbedienungs-Apps nur für die aktuellsten Baureihen im Angebot. IFA-Messechef Heithecker geht jedoch davon aus, dass „in Deutschland die Flachmänner der ersten Generation aus dem Jahr 2003 bereits reif sind, ersetzt zu werden“.

Zudem warnen Kritiker vor allzu viel Euphorie gerade bei Smart-
phones als Fernbedienungsersatz. Ihr Akkuhunger sei eben groß. Der Stand-by-Modus setze oft ein mit der Folge, dass das Smartphone immer wieder reaktiviert werden muss. Ganz schön viel Aufwand, um nur mal eben die Lautstärke zu regeln.

Ein Beitrag von:

  • Nikola Wohllaib

    Freie Journalistin in Berlin. Scherpunktthemen: Telekommunikation, Medien, Medienpolitik.

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