IT schafft Netzwerke für Elektromobilität
An der Schnittstelle zwischen künftigen Elektroautos und dem Stromnetz ist Informationstechnologie (IT) und Telekommunikation gefragter denn je. Auf der Internationalen Automobilausstellung zeigen Technologielieferanten, warum sie im Gesamtkonzept unentbehrlich sind.
Michael Götze ist sich sicher: „Die Elektromobilität sortiert die Wirtschaft neu.“ Sie werde mit einem Aufbrechen kompletter Wertschöpfungsketten einhergehen und zu einer stärkeren Vernetzung bisher weitgehend unverbundener Wirtschaftszweige führen, „die unter anderem die Automobilbranche, die Energiewirtschaft und die IT- und Telekommunikationsbranche einschließen“.
Dabei werden, so argumentiert der Lehrstuhlinhaber der TU Chemnitz, die IT und Telekommunikation eine entscheidende Rolle im Wertschöpfungssystem der Elektromobilität spielen. „Diese umfasst die Hardwareproduzenten und -dienstleister, die Software- und IT-Dienstleister, die Telekommunikationsunternehmen sowie die Anbieter von Medieninhalten.“
Informationstechnologie für Elektromobilität nutzen
Den Nutzen der Informationstechnologie im breiten Feld der Elektromobilität, bringt Klaus Baumgärtner, Geschäftsführer des IT-Beratungsunternehmens Bridging IT, griffig auf den Punkt: „In einer übergeordneten Perspektive wird ein Auto zu einem Endgerät in einem Netz.“
Und die IT-Industrie selbst? Die kann mit dieser neuen „Betreiber-Rolle“ als Netzwerklieferant offenbar sehr gut leben. Beispiel Siemens: Das Unternehmen zeigt auf der IAA (Halle 4.0, Stand B 19) seine „E-Carsharing“-Lösung, die bereits in Berlin an zwölf E-Autos getestet wurde. Dabei wird jedes Fahrzeug mit einem mobilen Bordcomputer ausgerüstet, der Informationen zur Reservierungsdauer, zum Ladezustand oder zur verbleibenden Reichweite anzeigt.
Mittels Satellitennavigation (GPS) und der Kommunikation mit einer übergeordneten Leitzentrale lässt sich dem Fahrer auch der Weg zum nächsten freien Parkplatz mit einer Lademöglichkeit anzeigen. Miete, Parkgebühren und Ladekosten können mithilfe einer sicheren Datenübertragung via On-Board-Unit zudem automatisch abgerechnet werden. E-Carsharing lässt sich auch an Verkehrsinformations- und -steuerungssysteme anbinden.
Und, auch ganz wichtig: Reservierungs- und Abrechnungsprozesse für Miete, Parken und Laden und etwa Umweltzonen-Maut erfolgen automatisch, gerichtsfest und über sichere Datenübertragung.
Exakt diese vielfältigen Möglichkeiten sind es, durch die die IT ihre Stärken im Gesamtkonzept E-Auto einbringen und das Ganze erst praktikabel machen kann.
Die IT kann ihre Stärken im Gesamtkonzept Elektromobilität einbringen
Das weiß auch Zoltan Nochta, der in der Forschungsabteilung des Softwarekonzerns SAP für das Thema Elektromobilität verantwortlich ist. Im Projekt „Future Fleet“ testete SAP unter seiner Federführung als erstes deutsches Unternehmen bis zu 27 reine Elektrofahrzeuge in seiner Dienstwagenflotte in Walldorf und Umgebung, ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben.
Im Zuge des Projektes baute der Softwarekonzern gemeinsam mit dem Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie die hierfür nötige technische und organisatorische Infrastruktur auf.
Den Gesamteindruck, den Nochta aus der Sicht des Softwarelieferanten SAP aus dem Projekt gewonnen hat, das bis Anfang September dauerte, ist gut: „Wir haben im Projekt wertvolles Know-how aufgebaut. Aus meiner Sicht sind E-Fahrzeugflotten von Unternehmen eine erste Nische, die für einen Softwarehersteller wie uns künftig attraktiv werden kann.“
Neben der Schaffung neuer Komponenten habe man auch von Kernkompetenzen der SAP profitieren können. Nochta: „Es gilt beispielsweise schlüssige Abrechnungsmodelle fürs Laden von Fahrzeugen zu etablieren und auch Software zu entwickeln, die Autofahrern hilft das Reichweitenproblem der Fahrzeuge zu meistern.“
Länderübergreifende Elektromobilität muss eine Vielzahl an Herausforderungen bewältigen
Und in der Tat: Bislang standen Fragen à la „Wie läuft die Bezahlung beim Aufladen der Batterien?“ eher nicht im Zentrum der öffentlichkeitswirksamen Diskussion um umweltfreundliche Mobilität. Dabei müssen aber Forschung und Industrie eben solche Fragen beantworten. Auch die, wie eine Lösung für den länderübergreifenden E-Mobil-Verkehr gefunden werden kann. Wer stellt etwa einem Fahrer aus Konstanz eine adäquate Säule zur Verfügung, wenn er zum schweizerischen Nachbarn hinüberfährt? Der in diesem Umfeld oft benutzte Begriff des intelligenten Stromnetzes, des Smart Grid, bekommt so eine ganz neue Wendung.
Die Komplexität der Probleme zeigt, dass in Zukunft diejenigen IT-Unternehmen die Nase vorn haben werden, die solche Nischen schlüssig konzeptionell besetzen – oder gleich ein großes Stück am Gesamtkuchen ergattern können wie Siemens: „Mit dem Car-
sharing-System gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung eines gesamtheitlichen Ansatzes in der Elektromobilität“, so Sami Atiya, Leiter des Geschäftsbereichs Mobilität und Logistik bei dem Münchner Konzern.
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