IT-Testlabor des Fraunhofer-Instituts simuliert Cyberangriffe
Fraunhofer-Forscher haben in Karlsruhe ein IT-Labor mit angeschlossener Modellfabrik eröffnet. Darin lassen sich gefährliche Cyberangriffe nachstellen. Die Erkenntnisse sollen Industrieunternehmen vor Hackern schützen.
2010 gelangte der Computerwurm Stuxnet in Steuerungssysteme iranischer Atomanlagen und stoppte vorübergehend Zentrifugen für die Uran-Anreicherung. Der Fall gilt als erster großer Cyberangriff auf eine Industrieanlage. Mit zunehmender Vernetzung der Produktionsanlagen, Roboter und Sensoren durch Netzwerktechnik – die sogenannte Industrie 4.0 – steigt auch für deutsche Unternehmen die Gefahr, Opfer von Angriffen durch Schadsoftware zu werden. Um potentielle Attacken auf Produktionsnetze nachzustellen und neue Abwehrmaßnahmen zu entwickeln, betreibt das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (ISOB) nun eine spezielle Testumgebung in Karlsruhe.
IT-Labor hat eigene Modellfabrik
Bestandteil des neuen IT-Labors ist eine eigene Modellfabrik mit realen Automatisierungskomponenten. Diese steuern eine simulierte Produktionsanlage samt Förderbändern, Robotern, Hebeeinrichtungen und Elektromotoren. IT-Komponenten wie Firewalls, Schaltungen und sonstige kabellose Bauteile ermöglichen Simulationen der Bedingungen in einer echten Fabrik. Auch eine eigene Cloud ist vorhanden. „Wir sind in der Lage, ohne den Kauf von Komponenten und ohne das Verlegen von Leitungen andere Fabriksituationen aufzubauen und Cyberangriffe zu simulieren“, sagt Birger Krägelin, Projektleiter des Sicherheitslabors.
Konkret dienen soll die neue Testumgebung zum Beispiel Unternehmen, die sich bei der Planung sicherer industrieller Netzwerkstrukturen beraten lassen möchten. Ebenfalls soll das Labor für die Ausbildung künftiger IT-Ingenieure genutzt werden. Vom 13. bis zum 17. April stellt das ISOB das Labor auf der weltgrößten Industriemesse „Hannover Messe“ vor.
Industrie-IT nicht mit herkömmlichen PCs vergleichbar
Die IT-Sicherheit in der industriellen Produktion müsse ganz andere Randbedingungen berücksichtigen, die in der Office-IT so nicht gegeben seien, erklärt Krägelin. Was bei gängigen PCs eine Kleinigkeit ist – zum Beispiel die simple Installation von Antivirus-Programmen – kann bei IT-Anlagen aus der Industrie schnell zu Problemen führen. „Beispielsweise ist es möglich, dass der Einbau bekannter Sicherheitsmaßnahmen aus der Office-Umgebung zwischen Maschinen den Versand von Nachrichten verzögert“, sagt Krägelin. „Das kann dazu führen, dass Förderbänder langsamer laufen, Ventile verzögert schließen, Lichtschranken falsch auslösen, Drehzahlen von Motoren sich erhöhen oder Steuerungskomponenten ausfallen.“
Ein Beitrag von: