Japan zeigt sein Verständnis von Mensch-Maschine-Kooperation
Ob künstliche Intelligenz für den schmalen Geldbeutel oder begrenzte Klangräume: Auf der IFA 2019 zeigen japanische Start-ups, was sie unter benutzerfreundlicher Automatisierung verstehen.
Wenn Roboter zu Kollegen werden, muss die Chemie stimmen. Deshalb liegt ein Fokus der Automatisierung auf der Entwicklung von Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine. Hoch moderne Beispiele solcher Human Machine Interfaces, kurz HMI, zeigen derzeit japanische Unternehmen auf der IFA in Berlin. Denn noch ist Deutschland führend beim Einsatz von Industrierobotern, Japan aber dominiert bei der Herstellung von industriellen Maschinen und der Anwendung von Service- und Pflegerobotern.
Auf der IFA 2019, die vom 6. bis 11. September in Berlin stattfindet, zeigt Japan sein Verständnis von Mensch-Maschine-Kooperation, von Benutzerfreundlichkeit und sinnhaftem Einsatz von Robotern. Darunter sind durchaus auch Entwicklungen, die nicht so recht zum europäischen Verständnis von Technologie passen wollen.
Actcast von Idein Inc.: Erschwingliche Datenverarbeitung
Maschinen, die für oder mit Menschen arbeiten, müssen Situationen in Echtzeit aufnehmen, analysieren und nutzen können. Dafür benötigen sie eine zuverlässige Mustererkennung (pattern recognition) und extrem schnelle Signalverarbeitung. An dieser Entwicklung arbeitet das japanische Start-up Idein Inc. aus Tokio mit zwei besonderen Zielsetzungen: Die Lösungen von Idein sollen reale Informationen besonders schnell verarbeiten und in eine digitale Datenbank übertragen können. Dabei sollen sie trotzdem erschwinglich sein.
Bei der Betaversion ihres Produkts Actcast realisieren die Japaner das durch die Plattform. Denn das System läuft auf dem Grafikprozessor des Raspberry Pi. Was der Einplatinencomputer alles zu leisten imstande ist, lesen Sie übrigens in unserem Artikel „Raspberry Pi: Kleiner Alleskönner geht in die vierte Runde“. Zuletzt konnte Idsteins Gründer Mitte August eine Finanzierungsrunde beenden und 7,8 Millionen US-Dollar einwerben.
Pixie Dust Technologies Inc. begrenzt Klangräume
Sie glauben nicht, dass aus Staub etwas Einzigartiges entstehen kann? Dann haben Sie noch nicht gesehen, was Pixie Dust Technologies entwickelt hat. Das japanische Unternehmen entwirft Hologramme aus Mikropartikeln, die sie per Luftstrom in Form bringen. Außerdem arbeitet das Jungunternehmen an einer Technologie namens „Holographic Whisper“.
Die Gründer Yoichi Ochiai und Taiichiro Murakami waren sich einig, dass unsere heutige Art und Weise, Informationen aufzunehmen, ineffizient sei. Das wir beim Hören von Information schnell Dinge überhören und beim Lesen schnell überlesen. Stattdessen nutzen sie Licht und Ton, um Informationen zu transportieren. Via Laserplasma lassen sie so Hologramme entstehen oder sie nutzen Ultraschall, um ein Klangerlebnis zu schaffen, das Grenzen kennt. Welchen Nutzen eine solche Anwendung hat zeigt Kia Motors 2018, als die Südkoreaner das ungeteilte Musikerlebnis für Autofahrer und Passagiere vorstellten.
Unipos Inc. zeigt App zur Mitarbeiterbewertung
Hatten wir nicht noch etwas Merkwürdiges versprochen? Mit der Applikation Unipos sollen Beschäftigte ihre eigenen Leistungen zur Schau stellen und die ihrer Kollegen bewerten können. Das Ziel: mehr Wertschätzung für alle. Das Prinzip kennen wir alle aus den sozialen Medien: Ein Freund teilt seine Kuchenauswahl und erhält Thumbs Up, Herzchen und Guten-Appetit-Wünsche. Was in Social Media völlig normal ist, geht im Berufsalltag jedoch gerne unter. Dabei erhöht Wertschätzung und Lob die Motivation der Mitarbeiter.
Das japanische Start-up Unipos präsentiert auf der IFA eine Software, die es Mitarbeitern von überall erlaubt per App auf Smartphone oder Laptop, die beruflichen Erfolge ihrer Teamkollegen zu sehen und dem Absender Beifall zu klatschen – virtuell versteht sich. Wer am Ende des Monats oder des Quartals eine bestimmte Anzahl von Punkten gesammelt hat, kann sich die Punkte als geldwerten Vorteil auszahlen lassen oder Geld an eine gemeinnützige Organisation spenden.
„Peer to Peer“-Bonusprogramme sind eine maßgebliche Säule von Unternehmen, die auf Collaboration setzen. Die Motivation im Team kommt nicht von den Vorgesetzten, sondern aus dem Team selbst. Jedes Teammitglied konzentriert sich so stärker auf die positiven Dinge, sprich Ereignisse der Zusammenarbeit und hängt den negativen Ereignissen weniger stark nach. So weit die Theorie.
Unser „beer bonus“ übrigens geht an Shiftall Inc für eine Entwicklung, die Alkoholreste im Kühlschrank überwacht und bei erhöhtem Bierkonsum Nachschub bestellt. Cheers und Kanpai.
IFA Next
IFA Next ist die Innovationsschmiede der traditionsreichen Berliner IFA. Auf ihr zeigen Start-ups und etablierte Unternehmen ihre Ideen für die Weiterentwicklung und Neuausrichtung der Messebereiche Consumer Electronics und Home Appliance. Dieses Jahr wird die Messe von Neuerungen im Bereich künstliche Intelligenz, Sprachsteuerung und Vernetzung der fünften Generation, kurz 5G, dominiert.
Den japanischen Pavillon finden Sie in Halle 26.
Lesen sie auch:
Ein Beitrag von: