Kleine und mittlere Unternehmen drängen in die IT-Wolke
Das Thema Cloud-Computing hat sich vom Hype zu einem realen IT-Mehrwert etabliert. Nachdem bei Großunternehmen und Konzernen die Nutzung der Wolke bereits tägliche Routine ist, ziehen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) jetzt gewaltig nach – der Cloud-Markt für KMU wächst rund doppelt so schnell wie der restliche IT-Markt.
Der Bezug von Software und Services per Internet von einem Diensteanbieter – Cloud-Computing – beschäftigt weltweit Unternehmensleiter aller Branchen. Zu verführerisch ist der Gedanke, nicht mehr für alle Extremsituationen Hardware vorhalten zu müssen und die teils aufwändige Pflege der IT anderen zu überlassen. Stattdessen werden Software, Hardware und Services im Mietmodell genutzt – sehr flexibel anpassbar.
Doch während in großen Unternehmen Cloud-Computing alltägliche Realität ist, gingen kleine und mittlere Unternehmen bislang distanzierter an die Cloud heran. Vor allem Skepsis in Sachen Datensicherheit erwies sich als Hemmschuh.
Doch der Mittelstand – und dabei vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – holt mächtig auf.
„Der Cloud-Markt für KMU wächst rund doppelt so schnell wie der restliche IT-Markt“, sagte Birger Steen, Chef des Virtualisierungsanbieters Parallels, jüngst auf einer Kundenveranstaltung. Laut einer von Parallels durchgeführten Studie betrug der Weltmarkt für Cloud-Dienste für KMU 2012 rund 45 Mrd. $. Das waren 11 Mrd. $ mehr als im Jahr zuvor, was einer Steigerung von 32,5 % entspricht. Der Studie nach wird der Weltmarkt bereits bis zum Jahr 2015 auf knapp 100 Mrd. $ anwachsen.
Eine Studie von Microsoft unter 3000 Entscheidern bei KMU bekräftigt den Trend: Kleinere und mittlere Unternehmen haben das Cloud-Computing mehrheitlich auf der Agenda stehen. Der Softwarekonzern aus Redmond schätzt, dass sich das Segment in den nächsten fünf Jahren fast verdoppelt haben wird.
Dabei haben kleine und mittlere Unternehmen den Cloud-Hype durch Realismus ersetzt: „Die KMU-Chefs gehen ganz pragmatisch vor sie machen keine großen internen Machbarkeitsstudien. Sobald ihre IT-Infrastruktur neue Investitionen verlangt, kommt das Thema Cloud-Service auf den Tisch – und die Antwort fällt immer häufiger zugunsten eines neuen Service aus der Wolke aus“, sagt Steen.
Der Grund: Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, dass Cloud-Dienste ihnen Wettbewerbsvorteile bieten. Essenziell sei ihnen auch der mobile Zugriff auf die Technik, und zwar unabhängig von Endgerät und Zugangspunkt. Die Cloud-Marktforscher von ITVoir präzisieren. „Es geht vor allem um die Einsparung von kapitalintensiven Investitionen, die sie viel lieber für umsatzgenerierende Projekte verwenden.“
Dabei ging ein Großteil der KMU zunächst sehr zögerlich an Cloud-Dienste heran. Laut Parallels hat durchschnittlich jedes kleine oder mittlere Unternehmen im Jahr 2009 nur 1,1 Cloud-Dienste genutzt – was praktisch nur der E-Mail-Dienst bzw. Webhosting war. Doch 2012 wurden durchschnittlich bereits vier Dienste pro Unternehmen genutzt und bis 2015 sollen es laut Parallels bereits sieben Serviceleistungen werden – also fast das Doppelte.
Bei den anwendungsbezogenen Umsätzen ist in Deutschland und Europa „Infrastruktur als Service“ (IaaS) auf Platz eins – was vor allem auf eine intensive Nutzung von Cloud-Speicherdiensten zurückzuführen ist. Doch schon knapp dahinter liegen Business-Anwendungen. „Kundenbeziehungsmanagement, kurz:
CRM, wird bei den KMU immer häufiger aus der Cloud genutzt, es stellt die Ausgangsbasis für die Nutzung weiterer Cloud-Dienste dar“, heißt es in der Untersuchung von ITVoir.
Auch moderne Kommunikationsmittel wie Videokonferenzen, Dokumenten-Sharing und Social Media stehen in der Gunst der Cloud-affinen KMU ganz oben. Folglich erwarten die Marktforscher hier die größten Zuwachsraten. In Europa soll dieser Umsatz von 0,9 Mrd. € im vorigen Jahr auf 3,5 Mrd. € im Jahr 2015 ansteigen – fast eine Vervierfachung.
Der Branchenverband Bitkom betont die Bedeutung des Cloud-Computing für den deutschen Markt: „Es ist das wichtigste Thema für Deutschlands IT- und Telekommunikationsunternehmen.“ Auf der CeBIT (5. bis 9. März) wird Cloud-Computing großgeschrieben und auch die Politik hat den Handlungsbedarf erkannt und die Initiative Trusted Cloud ins Leben gerufen. -Seite 11 HARALD WEISS/pek
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