Manipulation von Suchmaschinen
Unangefochten ist die Spitzenstellung der Suchmaschine Google mit ihren 2,5 Mrd. erfassten Webseiten. Nutzer schätzen an ihr, dass sie relevante Links ganz oben auf ihren Seiten auflistet. Bis heute gilt Google als nahezu immun gegen die üblichen Tricks der so genannten Suchmaschinenoptimierer, die etwa mit beliebten Schlüsselwörtern die Webseiten ihrer Kunden im Ranking nach oben katapultieren. Denn Google orientiert sich daran, wie oft eine Seite mit anderen relevanten Seiten verlinkt ist.
Google ist nicht unbestechlich. Allein in Deutschland tummelt sich eine Hand voll Anbieter, die Google gezielt mit Domain- und Schlüsselwörter-Spams für ihre Zwecke in die Irre leiten: Sie unterhalten hunderttausende Domains und Millionen von Seiten, um Nutzer auf die Websites ihrer Kunden zu locken. Firmen wie das Online-Auktionshaus E-Bay, die Versandriesen Neckermann, Quelle und Otto, oder auch der Elektronikhändler Conrad lassen ihr Listing in den Suchmaschinen mit solchen Seiten verbessern. Klickt der Nutzer bei den Google-Suchergebnissen auf solche Domains, wird er sofort auf den Werbekunden umgeleitet.
Das Geschäft läuft glänzend, ist jedoch nicht ohne Risiken: Durch den Einsatz von Domainnamen und Schlüsselwörtern erreichte eine Online-Agentur, dass der Internetnutzer bei der Eingabe des Suchbegriffs
„Wobenzym“ auf den vorderen Plätzen ausschließlich Links zur Website der Online-Apotheke Doc Morris fand. Dafür verurteilte das Landgericht Frankfurt die Agentur wegen wettbewerbswidriger Online-Marketing-Maßnahmen zur Unterlassung.
Unternehmen riskieren jedoch mehr als nur eine Unterlassungsklage: Die Indexadministratoren der Suchmaschinen prüfen regelmäßig ihre Suchergebnisse und entscheiden darüber, wer gelistet werden darf. Etwa 170 Kriterien soll Google anlegen, um die Streu vom Weizen zu trennen, munkelt man in der Szene. Matt Cutts, Softwareentwickler von Google, zählt die unerwünschten Maßnahmen auf: versteckter Text, irrelevante Schlüsselwörter, Domains mit identischem Inhalt, versteckte Weiterleitungen und Links auf „schlechte Nachbarschaften“.
„Oft kaufen Firmen Traffic ein, ohne die Methoden genau zu prüfen“, weiß Christian Vollmert, Geschäftsführer des Bonner Suchmaschinenoptimierers Lunapark. Die Firmenkunden sollten schon misstrauisch werden, sobald sich ein Optimierer auf feste Besucherzahlen festlegen lässt. Ron Hillmann, Partnerprogrammmanager für den „Immobilienscout 24“ empfiehlt, dass Firmen ihre Logfiles selbst überprüfen und messen, wie viele Besucher tatsächlich auf eine Bestellung kommen. Wenn sich diese Konversionsrate unvermutet verschlechtert, „muss man sich fragen, ob überhaupt noch relevante Besucher kommen“, so Hillmann. Wahrscheinlich sind dann manipulative Klickprogramme am Werk.
„Besonders anfällig dafür sind alle Pay-per-Click-Programme, bei denen Firmen für jeden Klick ihrer Agentur einen festen Preis zahlen“, sagt auch Thomas Kaiser vom Suchmaschinenoptimierer Cyberpromote. C. SCHULZKI-HADDOUTI
Ein Beitrag von: