Microsoft versenkt Rechenzentrum im Meer
Microsoft hat vor der Küste der schottischen Orkney-Inseln ein Rechenzentrum in 36 m Tiefe auf den Meeresboden postiert. In dem wasserdichten Zylinder stecken zwölf Serverracks mit 864 Servern, die einen Speicherplatz von 27,6 Petabytes für das Internet bieten. Gekühlt wird das Rechenzentrum durch das Meerwasser.
Nun ist es also soweit, das Internet taucht ab. Natürlich nicht das ganze Internet. Aber ein kleiner Teil sitzt jetzt auf dem Meeresboden in 36 m Tiefe vor der Küste der schottischen Orkney-Inseln. In einem 12,2 m langen wasserdichten weißen Zylinder mit einem Durchmesser von 2,8 m hat das US-amerikanische Unternehmen Microsoft zwölf Serverracks mit 864 Servern installiert, die einen Speicherplatz von 27,6 Petabytes für das Internet bereitstellen. Das reicht aus, um fünf Millionen Filme zu speichern und damit für jederman abrufbar zu machen. Die Idee ist, auf diese Weise Energie und Kosten für die Kühlung all dieser Rechner zu sparen.
Für die Kühlung sorgt ein System, welches auch in U-Booten eingesetzt wird. Dabei wird Meerwasser durch die Kühlsysteme an der Rückseite der Server geleitet und anschließend zurück in den Ozean gepumpt. „Wir glauben, dass die Kühlung unter Wasser viel besser ist als an Land“, sagte Ben Cutler, Leiter vom Microsoft-Projekt Natick der BBC. Der Projektname Natick hat laut Microsoft keinerlei tiefere Bedeutung. Natick ist der Name einer Stadt im US-Bundesstaat Massachusetts.
Meerwasser soll die Rechner kühlen
Mit dem Projekt Natick will Microsoft zeigen, dass es möglich ist, schnelles Internet mit weniger Stromverbrauch zu schaffen. Auf dem Meeresboden vor den Orkney-Inseln soll das Meerwasser die Rechner kühlen und so den Betrieb der vielen Computer besonders stromsparend gestalten. Es gibt aber auch noch einen weiteren Grund, Internet-Serverparks nicht irgendwo im Hinterland aufzubauen, sondern lieber dort, wo viele Menschen leben. Denn je näher die Serverparks an den Internetnutzern, desto schneller ist das Netz: Kurze Wege lautet das Stichwort, auch beim Internet. Da praktisch die Hälfte der Weltbevölkerung in Küstennähe wohnt, ist die Idee des im Meer versenkten Serverparks sinnvoll. Schon vor zwei Jahren hat Microsoft mit einem Unterwasser-Server-System vor der kalifornischen Küste für Forschungszwecke für Aufmerksamkeit gesorgt.
Zylinder ohne Sauerstoff und Wasserstoff
Gebaut hat den jetzt ins Meer versenkte Zylinder die französische Schiffswerft Naval. Das gesamte Unterwasser-System ist durch ein Unterseekabel mit dem Festland verbunden. Durch dieses Kabel fließen nicht nur die Daten der Internet-Kommunikation, sondern auch der benötigte Strom für den Zylinder. Denn die Orkney-Inseln produzieren mehr regenerative Energie, als sie selber benötigen. Genutzt werden die Gezeitenturbinen des European Marine Energy Centre, zudem Wind und Solarzellen. Fünf Jahre lang soll der Zylinder nun in 36 m Tiefe vor den Orkney-Inseln liegen und Teil des Internets sein. Microsoft geht davon aus, dass es in diesen fünf Jahren keine Probleme mit dem abgetauchten Server gibt. Denn da in diesem Rechenzentrum am Meeresgrund keine Menschen arbeiten, ist es möglich, den Sauerstoff und den Wasserstoff komplett aus dem Zylinder herauszuziehen. Beide Elemente können Korrosion verursachen , die immer „ein erhebliches Problem in Rechenzentren“ seien, so Ben Cutler.
Wartungsfrei am Meeresboden
Nach fünf Jahren soll das Rechenzentrum an die Oberfläche gezogen werden, um das Innenleben auf den neuesten Stand zu bringen. Auf diese Weise will Microsoft den Serverpark am Meeresboden 20 Jahre lang nutzen. Wenn der abgetauchte Server allerdings zickt und Probleme macht, dann sieht es für die Nutzer des Servers düster aus. Eine Wartung ist in dem Untersee-Server weder vorgesehen noch möglich. Die potentiell abspielbaren fünf Millionen Filme bleiben dann im Dunkel des Meeres vor den Orkney-Inseln. Unbesehen.
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