Mobilfunk treibt alle Branchen voran
IT-Firmen und Mobilfunker feiern in diesen Tagen gleich auf zwei großen Messen ihre Highlights und Innovationen. Waren bis gestern auf dem Mobile World Congress in Barcelona Smartphones und Tablet-PCs die Stars, werden ab Dienstag auf der CeBIT in Hannover Cloud-Lösungen im Netz und IT-Sicherheit dominieren.
„Frau Merkel sollte stolz auf die deutsche Telekommunikationsbranche sein“, davon ist der dänische Analyst John Strand überzeugt. Schließlich versorge diese Industrie das Land mit der wohl aktuell wichtigsten Infrastruktur, den Kommunikationsnetzen. „Diese Industrie bestimmt die Zukunft Europas“, sagte der Experte auf dem weltgrößten Treff der Mobilfunkbranche, dem Mobile World Congress (27. 2. bis 1. 3.) in Barcelona. Denn für den Wohlstand eines Landes seien heute gut funktionierende Internetverbindungen wichtiger als Straßen, Häfen oder Bahnhöfe, so Strand.
Schon nächste Woche werden auch auf der CeBIT (6. bis 10. März) in Hannover Netzbetreiber wie Telekom, Vodafone und Telefónica O2, aber auch Technologielieferanten wie Alcatel-Lucent und die chinesische Huawei zeigen, was sie für die Breitbandversorgung tun.
Investitionen in Mobilfunk stehen im Zentrum
„Die Investition in die neue Mobilfunktechnik LTE ist derzeit das wichtigste für uns“, erklärte in Barcelona der Chairman der weltweiten Mobilfunkbetreiber-Organisation GSMA Franco Bernabè. Nur so könne man der rasant steigenden Nachfrage nach schnellen Internetverbindungen begegnen. Satte 200 Mrd. € wollen die Betreiber weltweit von 2011 bis 2015 in neue Netzinfrastrukturen investieren.
Deutschland ist dabei zu einem internationalen Mobilfunkvorreiter geworden, LTE ist in kaum einem anderen europäischen Land weiter ausgebaut. 7 Mio. Haushalte können schon heute auf die neue Technik zugreifen. Mit Köln, Düsseldorf und Frankfurt werden gerade drei große Städte mit LTE versorgt. Und das, obwohl der Markt hierzulande gesättigt schien. Gegen Ende 2011 waren in Deutschland erstmals mehr als 112 Mio. Mobilfunkanschlüsse geschaltet – ein neuer Rekordwert.
„Mindestens jeder dritte Bundesbürger verfügt damit statistisch gesehen über zwei oder mehr Mobilfunkanschlüsse“, erklärte René Schuster, Telefónica-O2-Chef und Präsidiumsmitglied des deutschen Hightechverbands Bitkom. „Der Bedarf an Smartphones, Tablet-PCs und anderen Geräten für den mobilen Internetzugang wird auch in Zukunft weiterhin rasant wachsen.“ 2011 wurden in Deutschland 2,1 Mio. Tablet-PCs verkauft, ein Absatzplus von 162 % im Vergleich zum Vorjahr. Sie und die allgegenwärtigen Smartphones dürften auch in Hannover zu den Stars in den Messehallen gehören.
Explodierende Datenmengen stellen Mobilfunk vor neue Herausforderungen
Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. „Neue Spieler haben sich im Markt situiert, die wenig von den Schwierigkeiten des Marktes und seinen Herausforderungen verstehen“, erklärte GSMA-Vorsitzender Bernabè vorsichtig. Damit spielte er auf die explodierenden Datenmengen an, die den Betreibern von Netzen derzeit zu schaffen machen – die etwa durch Anbieter wie Amazon, Google, Facebook & Co entstehen, zum Beispiel durch Videoübertragungen.
„Diese IT-Riesen verstopfen das Netz und sind nicht bereit für Infrastruktur zu zahlen“, wetterte Analyst Strand. „Parasiten“, nannte er sie provokant. Er forderte, wie längst einige Betreiber, neue Businessmodelle zu entwickeln und Regulierungen einzuführen. Auf diesem Auge sei die Politik vielerorts blind, so Strand.
Wenn es um die Zukunft im Mobilfunk gehe, dann habe Deutschland einmalige Chancen, erklärte Strand. Schließlich werden mehr und mehr Maschinen mit dem Internet verbunden, auch die Rolle des vernetzten Automobils werde immer wichtiger.
Mobilfunk der Zukunft vernetzt immer mehr Maschinen
Wie wichtig, das zeigte Ford. Der US-Automobilkonzern präsentierte in Barcelona den B-Max. Eine Premiere vor Mobilfunkern – und nicht erst in zwei Wochen in Genf auf dem Automobil-Salon. Ford verkündete, das Modell werde in Europa der Vorreiter für das Kommunikationssystem Sync sein, das in den USA bereits in 3 Mio. Autos von Ford genutzt wird. Der B-Max werde im Herbst auf den Markt kommen.
Angesichts des drohenden globalen Verkehrsinfarktes forderte Aufsichtsratschef Bill Ford auf dem Mobile World Congress: „Die Automobilbauer brauchen die Hilfe der Telekommunikationsbranche. In Zukunft sollten wir jedes Auto auf der Straße wie ein rollendes Smartphone, einen Laptop oder Tablet-PC betrachten – als ein etwas groß geratenes Teil eines riesigen Netzwerkes.“
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