Netzwerkmarkt kommt in Bewegung
Längere Zeit gingen wenig neue Impulse vom Netzwerkmarkt aus. Das änderte sich, als Mitarbeiter ihre eigenen Smartphones und Tablets in die Firmen brachten und damit im Firmennetzwerk agierten. Neue Lösungen für das Netzwerkmanagement sind gefragt.
Lange Zeit war der Begriff Netzwerktechnologie fast gleichbedeutend vor allem mit einem Firmennamen: Cisco. Noch heute hat der Hersteller in Bereichen wie Switching, Routing oder Wireless Marktanteile weit oberhalb der 50 %-Marke.
Doch dass Netze heute immer mehr als Vehikel zum Transport von zentral gelagerten Apps zum Anwender und Mitarbeiter betrachtet werden, liefert dem Markt neue Entwicklungsimpulse. Entwicklungen wie Software-Defined Networking (SDN: siehe Kasten unten) oder Wired/Wireless-Integration nagen an der Dominanz des Marktführers und bieten anderen Playern die Chance, ein wenig aufzuholen.
Netzwerkmarkt: HP Networking positioniert sich als Zweitlieferant
HP Networking beispielsweise, Nummer zwei bei Switching und Routing sowie Nummer drei bei drahtlosen Netzen hinter Cisco und dem Drahtlosspezialisten Aruba, sucht neue Wachstumspotenziale bei Anwendern, die sich nicht mehr den Preis- und Produktdiktaten des Marktführers beugen wollen und daher einen Zweitlieferanten suchen.
Eine besonders wichtige Rolle spielt in HPs Strategie SDN in Form des quelloffenen Internetprotokolls OpenFlow. Kürzlich stellte der Hersteller neun weitere SDN-fähige Switches vor sowie einen Controller, der die SDN-spezifischen übergeordneten Steuerungsaufgaben in Netzwerken übernehmen und Tausende Eingabezeilen überflüssig machen soll. Dazu kommt mit HP Virtual Cloud Networks eine Software für den Aufbau von Selbstbedienungsportalen durch Cloud-Provider, die sich der SDN-Mechanismen bedient, sowie die Sicherheitslösung HP Sentinel Security. All dies kommt aber erst 2013 zu verschiedenen Zeitpunkten auf den Markt.
Auch Player aus der zweiten Reihe trauen sich wieder stärker nach vorn. Ein Beispiel ist Enterasys. Hervorgegangen aus der Aufspaltung von Cabletron in diverse Einzelteile, hörte man nach dem letzten Besitzerwechsel 2006 nur noch sehr wenig von der Firma. Sie verlor etwa 20 % Umsatz und musste sich komplett neu ausrichten. Nun meldet sich das Unternehmen zurück und will sich mit Lösungen für das komfortable Management von Netzwerkinfrastrukturen, der Integration zwischen Wired und Wireless und SDN ebenfalls neben Cisco platzieren.
Mitbewerber schließen langsam zum ewigen Platzhirsch Cisco auf
Technologisch sieht sich Enterasys weit vorn, doch bekanntlich entscheidet auf etablierten Märkten oft nicht die Technologie, sondern die Marktkraft. In den Bereichen, in denen die Firma antritt, hatte sie in letzter Zeit solide Wachstumsraten zu verzeichnen, doch immer von einer niedrigen Basis aus. Beispielsweise betrug der Zuwachs bei WLAN-Produkten zwischen dem ersten Halbjahr 2011 und dem ersten Halbjahr 2012 37 %, das Marktwachstum lag bei 27 %.
Immerhin war es technologisch bemerkenswert, was das Unternehmen auf einer Kunden- und Händlerveranstaltung kürzlich in Berlin präsentierte. Das große Problem besteht derzeit für viele Firmen darin, zahllose Wireless-Endgeräte, die meisten von ihnen im Besitz der Anwender, sicher und zuverlässig in die Infrastruktur zu integrieren. Das versuchen im Moment viele. Enterasys schaffte es allerdings, live vorzuführen, dass sein Netzmanagementprodukt One Fabric einem bereits vom Netz erkannten drahtlosen Endgerät während dessen Nutzung ohne Unterbrechung der bestehenden IP-Verbindung ein anderes Profil zuschreiben kann. Damit kann man dann z. B. Up- oder Downloads mit mehr Bandbreite abwickeln.
Bei der Umsetzung von SDN-Technologie setzt Enterasys unter anderem auf eine Hardwareimplementierung, den Asic CoreFlow. Er könne, so der strategische Technologiechef Markus Nispel, einige Millionen gleichzeitiger Datenströme zuverlässig parallel verarbeiten. „Die heutigen OpenFlow-Controller schaffen nur wenige Flows. Und die softwarebasierenden OpenFlow-Implementierungen können viele höhere Netzwerkfunktionen gar nicht abbilden“, behauptet Nispel. Dafür seien sogenannte Extensions vorgesehen, die die Technologie am Ende genauso kompliziert machten wie die heutigen Router.
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