NSA baut angeblich D-Waffen für den Cyberkrieg
Der US-Geheimdienst NSA bereitet sich auf den Krieg im Internet vor: Mit sogenannten D-Waffen versetzt er sich in die Lage, die Infrastruktur ganzer Länder lahmzulegen. Das geht aus Unterlagen des Whistleblowers Edward Snowden hervor, die dem Spiegel vorliegen.
„Der nächste größere Konflikt wird im Internet beginnen“, heißt es in einer NSA-Präsentation, die das Nachrichtenmagazin Spiegel dank Whistlerblower Edward Snowden einsehen konnte. Die derzeitige Überwachung sei dabei lediglich Phase 0 der Cyber-Kriegsstrategie.
Nachdem man alle Schwachstellen der gegnerischen Systeme ausspioniert und mit verborgenen Implantaten und permanenten Zugängen infiltriert habe, sei Phase drei erreicht: „Durch die in Phase 0 gelegten Zugänge kritische Systeme nach Belieben kontrollieren/zerstören.“
USA könnten Infrastrukturen ganzer Länder lahmlegen
Die USA wären laut Geheimdokumenten mit sogenannten Digitalwaffen (D-Waffen) in der Lage, eine „kontrollierte Eskalation in Echtzeit“ auszulösen – sprich, die Infrastruktur ganzer Länder lahmzulegen: Wasser- und Energieversorgung, Flughäfen und Fabriken. Die US-Regierung lässt sich das einiges kosten: Laut unveröffentlichtem Haushalt für die US-Geheimdienste hat sie 2013 über eine Milliarde Dollar veranschlagt, um das Angriffspotential in Sachen Computer-Netzwerk-Operationen zu stärken. Eigene Cybertruppen gibt es mittlerweile bei der U.S. Army, dem Marine Corps und der Air Force.
Bislang keine internationalen Konventionen für D-Waffen
Und wer leitet die Cyberkrieger? Der Direktor der NSA, Admiral Mike Rogers. Er trägt den Titel „Cyber Command“ der US-Streitkräfte. Und es scheint Teil seiner Aufgabe zu sein, dafür zu sorgen, dass sich nach der Devise „plausible deniability“ nicht nachweisen lässt, wer für einen Angriff verantwortlich ist.
Die Gefahr: Das Internet könnte kurzerhand zu einem rechtsfreien Raum werden, in dem sich Großmächte und Geheimdienste beliebig austoben – ohne dass sie dafür jemand zur Rechenschaft ziehen könnte. Für D-Waffen gibt es bislang auch keine internationalen Konventionen.
„Stehlt ihre Werkzeuge, ihr Know-how, ihre Opfer und ihre Ergebnisse“
Eine Schlüsselrolle in der angestrebten globalen Netzvorherrschaft der NSA spielt laut Spiegel ihre Abteilung Transgression. Ihre Mitarbeiter spüren Cyberattacken anderer Staaten auf und versuchen, das Know-how dahinter für eigene D-Waffen zu nutzen. „Stehlt ihre Werkzeuge, ihr Know-how, ihre Opfer und ihre Ergebnisse“, zitiert der Spiegel aus einem der Geheimdokumente.
Beispiel: 2009 bemerkte die NSA-Einheit einen Dateneinbruch im US-Verteidigungsministerium. Sie konnte eine Kommandozentrale in China ausfindig machen und ihre Spionageergebnisse aus anderen Raubzügen bei den Vereinten Nationen abgreifen. Die NSA kann sich also längst in die chinesische Aufklärung einklinken.
NSA selbst ist Opfer von Cyberattacken
Die NSA ist allerdings laut Snowden-Dokumenten nicht nur Täter, sondern auch Opfer: Ihre interne Schadensbilanz spricht von über 30.000 erkannten Zwischenfällen im US-Verteidigungsministerium und mehr als 1600 gehackten Netzwerkrechnern.
Mehr als hundert Millionen Dollar habe die Regierung aufgewendet, um den Schaden zu regulieren. Denn die Rechner speichern sensible Militärdaten – etwa Zeitpläne für die Luftbetankung von Flugzeugen, Raketen-Navigationssysteme der Marine und Informationen zu Atom-U-Booten.
Viele Experten werden sich von all diesen Erkenntnissen wenig überrascht zeigen. In jüngster Vergangenheit tauchten Schadprogramme auf, die sie der NSA und ihrer Fünf-Augen-Allianz (Großbritannien, USA, Australien, Neuseeland und Kanada) zugeschrieben hatten: Stuxnet etwa zum Angriff auf das Atomprogramm Irans. Oder in Deutschland der Schnüffeltrojaner Regin, der auf dem USB-Stick einer Mitarbeiterin von Bundeskanzlerin Angela Merkel gefunden worden war.
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