Offizieller Speedtest: Die Wahrheit über die Internetverbindung
Die Bundesnetzagentur hat einen Test veröffentlicht, mit dem sich jeder Internetanschluss auf seine wahre Leistungsfähigkeit überprüfen lässt. Im Vergleich zu ähnlichen Onlinetests soll er besonders präzise sein und damit gute Argumente gegenüber Providern liefern, die oft nicht halten, was sie versprechen.
Besser geworden ist es ja schon. Nur nicht wirklich gut. Nach dem jüngsten Jahresbericht der Bundesnetzagentur von 2017 verfügen nur 71,6 Prozent aller Internet-Kunden tatsächlich wenigstens über die Hälfte der maximal versprochenen Datenübertragungsrate. Das Ergebnis gilt für den Download, ist ein Durchschnittswert über alle Anbieter und alle Bandbreiteklassen von 25 bis weit über 100 Mbit/s. Einfach gesagt: Drei von zehn Nutzern erhalten nicht einmal die Hälfte dessen, was vertraglich zugesagt ist.
Grund genug für viele Endkunden, die wahre Leistungsfähigkeit ihres Anschlusses zu überprüfen. Schon seit einigen Jahren gibt es dafür Online-Schnelltests, sei es von Fachmagazinen wie Chip und Computerbild oder von Providern selbst. Nun liegt aber der Verdacht nahe, dass ein Test über einen T-Online-Account auf der Unitymedia-Seite nicht unbedingt, sagen wir, die wohlwollendsten Ergebnisse bringt.
Aber nicht nur deshalb gelten die bislang verfügbaren Test als wenig zuverlässig. Irgendwo im Kleingedruckten findet sich da stets auch der Hinweis, dass man den Test mehrfach wiederholen sollte, zu verschiedenen Uhrzeiten, mal unter der Woche und mal am Wochenende. Erst dann würden die Resultate zuverlässig.
Mindestens 20-mal testen
Die Bundesnetzagentur hat deshalb selbst einen Test entwickeln lassen, der jetzt online verfügbar ist. Und da stehen die Bedingungen für ein valides Ergebnis gleich ganz oben: Kein WLAN nutzen, um Störungen zu vermeiden. Alle anderen Anwendungen schließen. Den Test an zwei verschiedenen Tagen jeweils mindestens zehn Mal wiederholen, in größeren Zeitabständen. Kein Anschluss über Powerline-Technik, bei der das Stromnetz für die Datenübertragung genutzt wird. Netzteil muss angeschlossen, Energiesparmodus aktiviert sein.
Das klingt nach viel Aufwand, und so empfiehlt die Redaktion von „Chip“ auch gleich, doch lieber ihren Test zu nutzen, der viel einfacher sei. Ein kurzer Vergleichstest widerlegt das aber. Wer gute Ergebnisse will, der muss sowieso bei allen Tests die genannten Regeln beachten. Und ein paar Daten aus dem eigenen Vertrag muss man auch immer zur Hand haben, sonst ist ja kein Soll-Ist-Vergleich möglich.
Abweichungen der Tests scheinen groß zu sein
Um sagen zu können, ob und wie sehr die Ergebnisse der bekannten Tests von dem der Bundesnetzagentur abweichen, bräuchte es also eine längere Testreihe. Ein einmaliger Versuch der Redaktion von ingenieur.de deutet aber schon an: Die Ergebnisse für Downloads sind recht ähnlich, weichen zwischen Netzagentur, T-Online und Unitymedia nur um maximal 0,3 Mbit/s voneinander ab. Und sie zeigen im Übrigen, dass der Provider des Autors dieses Textes sein Versprechen zu halten scheint. Jedenfalls beim Download.
Beim Thema Upload sieht das alles schon anders aus: Während der Test der Netzagentur auf einen Wert von 2,39 Mbit/s und damit deutlich unter dem Vertragslimit kommt, weisen andere null, ein weiterer mehr als 14 Mbit/s aus. Eine allzu große Bandbreite, aber wie gesagt: Das kann nur ein Indiz sein angesichts des einmaligen Tests.
Auch Virenschutz stört beim Messen
Weil so viele Faktoren den gemessenen Wert beeinflussen können, wird seit längerem in den Verträgen auch nur ein Maximal-Wert angegeben. Wie groß also die Chancen sind, mit einer Beschwerde vom Provider durchzukommen, bleibt fraglich.
Experten empfehlen übrigens auch, den Virenschutz während des Tests auszuschalten, weil auch dieses Programm die Ergebnisse verfälschen kann. Umso besser also, den Check bei einem vertrauenswürdigen Anbieter wie der Bundesnetzagentur durchzuführen.
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