Projekt Loon: Googles Stratosphärenballons sind startklar
Oft belächelt, nun ist es fast geschafft: IT-Gigant Google hat seine Stratosphärenballons so weit optimiert, dass in Kürze der Aufbau eines weltweiten Funknetzes beginnen soll. Das Projekt Loon soll den entlegensten Regionen der Erde Internet bringen.
Nach Monaten der Forschungsarbeit ist Googles Projekt Loon ausgereifter denn je: Zukünftig sollen Tausende Ballons in rund 30 Kilometer Höhe ein Funknetzwerk bilden, um selbst den entlegensten Regionen der Erde Internet via LTE zu bringen.
Die Ballons könnten mittlerweile durchschnittlich 100 Tage in der Luft bleiben, erklärt Googles Produktchef Sundar Pichai gegenüber dem Portal The Verge. Der Rekord läge bei 187 Tagen, in denen ein Ballon neun Mal die Erde umrundet habe. Danach sammelten ihn die Ingenieure auf dem Boden ein. Im Dezember vergangenen Jahres hatte Google die letzten Tests in Australien gestartet.
Google hat Fertigung der Ballons automatisiert
Eine entscheidende Stellschraube des Projekts war die Fertigung der Ballons: Brauchten Mitarbeiter vor einigen Monaten noch bis zu vier Tage, um ein Exemplar zusammenzukleben, reichen mittlerweile wenige Stunden aus. Täglich können inzwischen rund 100 Ballons gefertigt werden. Deshalb soll in Kürze mit dem Aufbau des weltweiten Ballon-Netzes begonnen werden.
Möglich macht die rasche Produktion eigene Fertigungsanlagen und automatisierte Systeme, erklärt Projektleiter Mike Cassidy: „Wir kommen dem Punkt näher, an dem wir Tausende von Ballons produzieren können.“ Den Preis verrät Google nicht, es ist lediglich von zehntausenden US-Dollar pro Stück die Rede.
Kontrollzentrale steuert Ballons mit Winden
Und so ist Googles 12 Meter hoher Stratosphärenballon aufgebaut: Im Inneren einer mit Helium gefüllten Außenhülle aus Polyethylen mit 12 Metern Durchmesser steckt ein zweiter Ballon, der Luft aufnimmt oder abgibt. Die Kontrollzentrale kann ihn über dieses System steigen und sinken lassen – genau in die Schichten der Stratosphäre, in denen zwischen 8 und 32 km/h schnelle Winde den Ballon in die gewünschte Richtung fliegen lassen.
Die Steuerung hat in Tests schon gut funktioniert. Die Kontrollzentrale lenkte einen Ballon aus Neuseeland zu einem Dorf in Chile und erreichte mit einer Abweichung von 500 Metern fast eine Punktlandung. Mit an Bord sind Solarmodule und Akkus, die Energie für den Funkverkehr in der Nacht liefern. Außerdem ein Fallschirm, der im Notfall einen unkontrollierten Absturz verhindert.
Vodafone kooperiert mit Google in Neuseeland
Google scheint von den Stratosphärenballons immer mehr überzeugt zu sein. Und so will der Konzern die Technik nicht mehr ausschließlich für Krisenregionen und Gegenden mit schlechter Infrastruktur nutzen, sondern sogar in Ländern mit guter Netzversorgung.
Das geht allerdings nicht ohne den Segen örtlicher Netzbetreiber. Um den einzuholen, betont Google, dass Projekt Loon nicht als Konkurrenz zu verstehen sei, sondern als Service zur Verbesserung der Netzqualität. Vodafone hat das bereits geschluckt. Der Mobilfunkanbieter ist in Neuseeland eine Partnerschaft mit Google eingegangen. Unklar ist, wann die Ballons tatsächlich in Betrieb gehen.
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