Python: Müssen Ingenieure diese Programmiersprache auch können?
Python zählt zu den beliebtesten Programmiersprachen. Dabei war Python zunächst ein Nerd-Projekt, das aus der Frustration heraus entstanden ist. Warum sich Ingenieure mit dem Code befassen sollten.
Bei Python denken wir doch an eine Schlange – doch keine Sorge, hier ist die Programmiersprache gemeint. So manchem erfahrenen Entwickler wird sie noch aus den 90er bekannt vorkommen. Mit neuen Anwendungsbereichen erlebt die Programmiersprache ein Revival.
Python wird von Amateuren und professionellen Entwicklern gleichermaßen verwendet. Zu Beginn des Jahres wurde ein schwarzes Loch mithilfe von Python zusammengefügt. Solche Bilder kennen viele aus Filmen wie “Interstellar”. Doch sie lassen sich als Bild einfach selbst programmieren. Die Struktur einer Akkretionsscheibe kann dabei frei gewählt werden.
Zudem steckt die Programmiersprache hinter so mancher künstlicher Intelligenz. Teile von Instagram und Netflix‘ Streaming-Funktionen basieren ebenfalls auf dem Code von Python. Data Scientisten bauen ihre Machine-Learning-Applikationen typischerweise mit Python. Sogar die Nasa setzt auf die Sprache bei ihren Weltall-Erkundungen.
SpaceX fliegt Nasa-Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS
Idee zu Python schon Ende der 80er
Der Programmierer Guido van Rossum arbeitet die Idee zur Programmiersprache bereits Ende der 80er Jahre aus. Van Rossum war zu dieser Zeit am nationalen Forschungsinstitut für Mathematik und Informatik der Niederlande in Amsterdam tätig. Er arbeitete mit dem Betriebssystem Amoeba. In diesem System lagen keine wiederverwendbaren Code-Snippets vor. Entwickler waren also gezwungen, bei jeder Coding-Aufgabe das Rad neu zu erfinden. Zudem war Amoeba sehr fehleranfällig. Komplexe Logiken konnten kaum verarbeitet werden.
Aus dem eigenen Frust heraus, ist die Idee entstanden, eine neue Programmiersprache zu entwickeln. Van Rossum hatte innerhalb seines Teams bereits drei Jahre lang an der Konzeption der Programmiersprache ABC getüftelt. Die Basis für Python stand also.
Python wurde ursprünglich entwickelt, um den Arbeitsalltag von van Rossum zu erleichtern. Zudem hatte er richtig Spaß an dem Projekt, denn er sagte selbst: “Coden macht mir einfach Spaß.” Nach drei Monaten stand der erste Prototyp. Einige der damaligen Features fehlen zwar in der heutigen Version, dennoch ist der Prototyp immer noch zu erkennen. 1991 veröffentlichte der Erfinder Python über die alt.sources-Newsgroup. Das Forum diente dem Teilen von nützlichem Source Code aller Art – entspricht also der heutigen Open-Source-Lizenz.
Python vereint Funktion und Benutzerfreundlichkeit
Python war die erste Programmiersprache, die Funktionalität und Usability vereinte, ohne das eine für das andere zu opfern. Python ist zudem sehr verständlich und einfach lesbar. Der Grundgedanke dahinter: Beim Programmieren geht es nicht darum, einem Computer schlichte Anweisungen zu geben, sondern auch darum, Ideen und Coding-Ansätze einer Entwickler-Community zugänglich zu machen.
Ob Ingenieure und Ingenieurinnen Python tatsächlich beherrschen müssen, verraten wir in diesem Video:
Ab Mitte der 90er wurde Python vermehrt zum Schreiben von Skripten verwendet. Sowohl in der Web-Entwicklung als auch bei Audioaufnahmen fand die Programmiersprache ihren Sinn. Der Lieblings-Anwendungsfall von van Rossum: dynamische Webseiten. Ein heutiger Standard. Content-Management-Systeme, Online-Shops und Interaktionen werden erst durch dynamische Websites möglich. Den Durchbruch erlebte Python, als Entwickler die Möglichkeit zu schätzen wussten, in kurzer Zeit leistungsstarke Skripte zu schreiben.
Python Version 3.8 seit 2019
Seit Oktober 2019 gibt es die Version 3.8 auf dem Markt. Python gewinnt zwar zunehmend an Beliebtheit, doch wird es auch wegen dem fehlenden Support für mobile Plattformen kritisiert. Heute gehört es zur Pflicht Web-Anwendungen mobiloptimiert anzubieten. Wer auf Smartphone und Tablet nicht ideal abrufbar ist, hat bereits verloren.
Python 3.9 mit neuen Coding-Features
Die nächste Version Python 3.9 wird noch schneller, performanter und vielschichtiger. Mit dem Release der Beta-Version steht fest, dass alle relevanten Features der neuen Python-Version im Oktober 2020 ausgerollt werden. Ab der Version 3.9 soll es jedes Jahr ein Update geben. Das macht die Programmiersprache sicherer und moderner.
Python wird schneller
Gegenüber Python 3.8 ist die neue Version schneller. Die erste Verbesserung bezieht sich auf das mit dem in Python 3.8 eingeführten „vectorcall-Protokoll“. Das Protokoll minimiert beziehungsweise eliminiert „temporary objects“ und beschleunigt dadurch viele gängige „function calls“. Durch ein optimiertes Parsing des Python-Quellcodes ergibt sich die zweite Performance-Verbesserung für Python 3.9.
Wer programmieren kann, hat einen sicheren Job – auch Ingenieure
Programmierkenntnisse sind für Ingenieure zu einem wichtigen Skill geworden. Die Digitalisierung rückt das Thema IT in fast allen Branchen in den Fokus. Ingenieure, die Schnittstellen bedienen können, sind laut VDI-Ingenieurmonitor besonders gefragt.
Die Vorteile von Python machen die Programmiersprache für Ingenieure interessant. In der Praxis ist Python unter anderem eine gute Wahl für Anwendungen, bei denen mit großen Datenmengen (Big Data) gearbeitet werden soll. Sie ist etwa in der Forschung sehr beliebt, aber auch für Projekte im Bereich des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz. Außerdem ist Python für alle gängigen Betriebssysteme frei verfügbar. Weiterbildungen dürften sich also lohnen.
TU Dresden bietet Pythonkurs für Ingenieure
Für das Wintersemester 2020/21 können Interessierte wieder einen Pythonkurs für Ingenieure an der TU Dresden belegen. Die Einschreibung beginnt Anfang Oktober 2020. Die Inhalte des Kurses sind:
- Einführung
- Symbolisch und numerisch Rechnen
- 2D und 3D Visualisierung
- Grundlagen der Objektorientierung
- Einfache GUI-Programmierung
- Datenverarbeitung und -analyse
- Parallelisierung und schnelle Numerik
- Kommunikation mit externer Hardware
Warum ist dieser Kurs für Ingenieure interessant? Weil man mit Python “rechnen” kann. Den sogenannten Pythoninterpreter können Ingenieure als überdimensionalen Rechner verwenden. Zudem lassen sich Berechnungen besser automatisieren. Auch wissenschaftliche Arbeiten profitieren von Python, da große Datenmengen bearbeitet werden können. Mehr zum Kurs erfahren Sie hier.
Programmierkenntnisse online aneignen
Python, Java und Co. lassen sich auch in Online-Kursen erlernen – zumindest die Basis. Das kann bei IT-Berufen der Türöffner sein. Ob es darum geht, elektronische Schaltungen zu simulieren oder Roboter-Applikationen zu entwickeln – Ingenieure brauchen umfassende Computerkenntnisse und sollten auch das Programmieren lernen.
Stellenanzeigen helfen dabei, den Markt nach gesuchten Fachkenntnissen zu scannen. Programmiersprachen werden vielfach explizit als Voraussetzung für Jobangebote aufgeführt. Erfahren Sie mehr auf unserem Jobportal für Ingenieure.
Lesen Sie auch:
Das macht ein Entwickler für maschinelles Lernen
Das verdienen Experten für künstliche Intelligenz
Ein Beitrag von: