Rheinischer Kristallisationskeim in Sachen Mobilfunk
Düsseldorf, Shanghai, Orlando, Barcelona – was nach Jetset klingt, sind die jüngsten Stationen der Initiative „Mobile Capital Düsseldorf“. Mit der Kampagne der Wirtschaftsförderung rückt die Mobilfunkbranche in der Landeshauptstadt noch ein bisschen enger zusammen.
Wer die Halle 2 der weltgrößten Mobilfunkmesse der Welt, des Mobile World Congress in Barcelona, Mitte Februar 2011 betrat, konnte ihn nicht übersehen: den Stand von Nordrhein-Westfalen mit seinem grün-weiß-roten Banner. Vor allem Kölner und Düsseldorfer Unternehmen und Initiativen präsentierten sich hier der Fachwelt.
Hans-Christoph Quelle strahlte an einem der kleinen Tresen. Aus Sicht des Chefs der Düsseldorfer Secusmart, eines Experten für Verschlüsselung von Smartphones, hat sich die Teilnahme am Gemeinschaftsstand gelohnt. Doch nicht nur in der Ferne schwärmt Quelle von den rheinischen Vorzügen: „Wir haben keinen Moment daran gezweifelt, dass Düsseldorf der richtige Standort für Secusmart ist“, wird er nicht müde zu betonen.
Die Nähe zu Vodafone, RIM, Nokia und Ericsson schätzt er ebenso wie die Nähe zu zwei wichtigen Kunden, dem Bundesinnenministerium und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Aber auch die zentrale Lage in Europa – und damit die Nähe zu den niederländischen Behörden und zur EU in Brüssel – hat es ihm angetan.
Das geht Thorsten Dirks, Chef von E-Plus, ähnlich: „Der Standort Düsseldorf bietet alles, was wir als Telekommunikationsanbieter benötigen: eine perfekte Verkehrsinfrastruktur, Deutschlands größte Ansiedelung von Unternehmen der Telekommunikations- und speziell der Mobilfunkindustrie und mit der Rhein-Ruhr-Region ein großes Einzugsgebiet für die Gewinnung von Experten für unser Geschäft.“ Er ist überzeugt: „Die Stadt trägt völlig zu Recht den Titel ‚Handy-City‘“.
Die blanken Zahlen jedenfalls sind beeindruckend: 50 % des deutschen Handyabsatzes werden aus der Region Düsseldorf gesteuert, rund die Hälfte aller deutschen SIM-Karten stammt aus Düsseldorf. 1500 Firmen aus der Informations- und Kommunikationstechnik haben hier ihren Sitz – so lauten die Superlative der Landeshauptstadt.
Und: Wo Große wie Vodafone, E-Plus, Ericsson und andere sitzen, wo auch T-Mobile in Bonn gut zu erreichen ist, zieht es auch andere hin. So entwickelte sich Düsseldorf in den letzten Jahren zu einem wahren Kristallisationskeim in Sachen Mobilfunk. Chinesische Netzausstatter wie Huawei und ZTE verlegten ihre Deutschland- und Europazentralen in die Stadt am Rhein. Viele kleine Software- und Applikationsentwickler, Dienstleister und Verbände siedeln sich in der Nähe der Branchenriesen an.
Mittlerweile suchen viele Partner von E-Plus aus dem In- und Ausland die räumliche Nähe zur Nr. 3 im deutschen Mobilfunkgeschäft und arbeiten mit E-Plus am Mobilfunk der vierten Generation, bestätigt Dirks.
So ist es nicht erstaunlich, dass E-Plus und der chinesische Ausstatter ZTE, hier an LTE-TDD (Time Division Duplex), einer Spezialvariante des mobilen Internet-Turbos, tüfteln. Und, wer weiß, vielleicht ist auch die erste energieautarke Basisstation, die Konkurrent Nokia Siemens Networks (NSN) gemeinsam mit E-Plus vor wenigen Wochen vorstellte, ein Kind der rheinischen Kommunikationsplattform.
Denn auch die Münchener schätzen den Düsseldorfer Standort, der in Deutschland zu den größten des Konzerns gehört. „Mit rund 800 Mitarbeitern liegt der Schwerpunkt hier auf Service, Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung mit dem Schwerpunkt Mobilfunk“, erklärt Peter Medved, Sprecher der Betriebsleitung von NSN. Die Kundennähe sei auch in Zeiten von virtuellen Meetings und anderen elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten wichtig. „Der direkte Draht macht Düsseldorf zu einem hervorragenden Standort.“
Die Produkte speziell der kleineren Anbieter bestätigen, wie viel Kreativität im Standort steckt: In Düsseldorf wurde die erfolgreiche App des Deutschen Bundestags kreiert, von hier stammen Videobotschaften der SPD, Streaminglösungen des Bezahlfernsehens Sky fürs iPad, das „EKG to go“ bei Herzrhythmusstörungen und mit 0,5 mm ultradünne RFID-Kunststoffkarten. Am Rhein werden Bluetooth-Freisprecheinrichtungen und andere Mobilfunkprodukte für den Bereich Automotive entwickelt.
Entwicklungen wie diese und damit dem eigentlichen Mobilfunk vor- und nachgelagerte Branchen will die Stadt nun mit der neuen Kampagne „Mobile Capital“ ins Visier nehmen, so beschreibt es Oberbürgermeister Dirk Elbers: „Dies kann eine Firma aus dem Mobile Marketing sein ebenso wie Entwickler von Apps oder GPS-Tracking-Systemen oder Firmen aus dem Sektor Mo-
bile Health.“
Längst spricht der OB flüssig den Mobilfunk-Jargon und er freut sich über einen weiteren Effekt, den Theodor Niehus, Chef der Firma Net Mobile, wie folgt beschreibt: „Von Düsseldorf aus geht es auch schnell in die weite Welt.“ Über Kontakte in der Rheinmetropole hat der Anbieter von App-Plattformen und Mobile-Payment-Lösungen schon so manchen asiatischen Kunden gefunden. Der „Düsseldorfer Klüngel“ im positiven Sinne hat also durchaus internationale Auswirkungen. REGINE BÖNSCH
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