Samsung: Regionalsperre bei Smartphones schlägt zu
Wer sich in Europa ein neues Smartphone von Samsung kauft und dann in Asien oder den USA die SIM-Karte eines dortigen Mobilfunkbetreibers einlegt, wird sich ärgern: Die Leitung bleibt tot. Denn Samsung baut seit August 2013 in seine neuesten Smartphones eine Regionalsperre ein.
Alles begann vor ein paar Wochen mit einem kleinen Aufkleber auf der Verpackung neu gekaufter Samsung-Handys. Darauf stand deutlich zu lesen: „Europäisches Modell: Dieses Produkt ist nur mit einer SIM-Karte eines Mobilfunkbetreibers aus folgenden Ländern kompatibel: Alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum (Island, Liechtenstein, Norwegen) sowie die Schweiz, Albanien, Andorre, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Monaco, Montenegro, San Marino, Serbien, Vatikanstadt.“
Sperre schlägt zu
Bei allen nach Ende Juli 2013 hergestellten Geräten aus den Reihen Galaxy S3, Galaxy Note 2, Galaxy S4 und Galaxy S4 Mini beschränkt Samsung mit einer Regionalsperre (Region-Lock) den Betrieb eines neu gekauften Gerätes ohne SIM-Lock auf eine bestimmte Region. Das sorgt für breite Empörung – bei Amazon gab es einen regelrechten Shitstorm gegen diese Regionalsperre. Schließlich haben die Käufer ein offenes Gerät erworben, und als sie das Smartphone geliefert bekamen, mussten sie feststellen, dass es in Dutzenden von Ländern gesperrt ist.
Samsung gab schnell eine Stellungnahme ab: Das Unternehmen erkärte, nur für das erste Freischalten werde eine regionale SIM-Karte benötigt. Danach laufe das Gerät auch mit beliebigen internationalen Karten. Kurz darauf tauchten erste Meldungen auf, die Samsungs Stellungnahme als unwahr entlarvten. Inzwischen haben viele Nutzer berichtet, dass sie auf Reisen sehr wohl Probleme hatten, wenn sie versuchten, ihr neues Smartphone von Samsung mit der SIM-Karte eines internationalen Providers zu nutzen.
Unautorisierter Hack keine Alternative
Inzwischen entdeckte der Heise-Verlag, dass die Regionalsperre verschwindet oder inaktiv wird, wenn man eine alternative Firmware wie CyanogenMod 10.2 installiert. Dabei scheint der Modem-Chip der Geräte eine Rolle zu spielen. Es wird vermutet, dass CyanogenMod diesen so gründlich initialisiert, dass die Sperre dadurch verschwindet.
Aber ein Geschäftsmann, der sein freies Smartphone beispielsweise am Frankfurter Flughafen gekauft hat, wird für die Nutzung des Gerätes bei der Ankunft in China oder den USA nicht unbedingt eine alternative Android-Distribution auf sein neues Smartphone aufspielen wollen – er möchte eigentlich nur überall in der Welt damit telefonieren können. Für Nicht-Techniker kann ein unautorisierter Hack nicht wirklich die Lösung sein. Und Kunden, die fit genug für diese technische Lösung sind, müssen nach dem „Rooten“ rechtliche und Service-Probleme befürchten.
Lösung des Problems
Aus vielen User-Berichten und einer neuen Veröffentlichung von Samsung, die man bei Amazon nachlesen kann, kristallisiert sich langsam heraus, dass die Regionalsperre nur dann wirksam wird, wenn die erste in ein neues, europäisches Gerät eingesetzte SIM-Karte von einem Mobilfunkbetreiber außerhalb des zugelassenen Regionalbereichs stammt.
Setzt man als erste SIM-Karte die eines europäischen Providers ein und benutzt diese Kombi auch mehrere Tage, ist das Samsung-Smartphone von der Regionalsperre befreit. Es kann danach mit allen SIM-Karten dieser Welt betrieben werden – vorausgesetzt, sie passen hinein. Wer in die Verlegenheit kommt, sein neues europäisches Samsung-Smartphone zum ersten Mal außerhalb Europas mit einer außereuropäischen SIM-Karte in Betrieb nehmen zu müssen, kann beim Samsung-Service telefonisch die Freischaltung der Regionalsperre beantragen.
Sinn der Regionalsperre bleibt verborgen
Der Sinn einer solchen Regionalsperre, die nur bei der Erstinbetriebnahme wirksam wird und sich dann durch einen Anruf beim Samsung-Service entfernen lässt, erschließt sich allerdings kaum jemandem. Wenn man dazu noch bedenkt, wie viele potentielle Samsung-Kunden sich wegen der Berichterstattung über die Regionalsperre nach dem Motto „Andere Mütter haben auch schöne Töchter“ für eine Alternative von LG, Huawei oder anderen Smartphone Herstellern entschieden haben, hat der südkoreanische Konzern hier ganz offensichtlich ein klassisches Eigentor geschossen.
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