Saudi-Arabien führt weltweit erstes CO2-freie 5G-Netz ein
Wie Forschende der ETH Zürich im Jahr 2020 herausgefunden haben, sind 5G-Netze bereits wesentlich sparsamer als die 3G- und 4G-Technologie, aber längst noch nicht klimaneutral. Das ändert sich jetzt, Saudi-Arabien führt das weltweit erste komplett CO2-freie 5G-Netz ein. Es gibt jedoch den einen oder anderen Haken.
Es ist sehr gut möglich, dass Sie diesen Text auf einem Smartphone lesen, das ein 4G- oder 5G-Netz nutzt. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, welchen ökologischen Fußabdruck diese Netze hinterlassen? Die Bereitstellung von Breitbanddiensten über 4G- und 5G-Netze verbraucht große Mengen an elektrischer Energie. Dieser Energieverbrauch wiederum führt zu Kohlenstoff- und Treibhausgasemissionen. Und je größer die Kapazität des Netzes ist, desto höher sind die damit verbundenen Emissionen.
Dabei geht es nicht nur um die Freisetzung von Kohlendioxid. Auch andere Schadstoffe wie Schwefeldioxid und Stickoxide gelangen in die Umwelt. Angesichts der weltweiten Bestrebungen, auf erneuerbare Energien umzusteigen, ist es unerlässlich, dass Telekommunikationsunternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategien verbessern. Einen Schritt in diese Richtung gehen der saudi-arabische Immobilienentwickler Red Sea Global und der Mobilfunkbetreiber Zain KSA. Sie haben das erste klimaneutrale 5G-Netz eingeführt. Es ist Teil eines gigantischen Tourismusprojekts am Roten Meer.
Wie umweltschädlich ist 5G wirklich?
Mit dieser Frage hat sich im Jahr 2020 die ETH Zürich beschäftigt und interessante Entdeckungen gemacht. In einer Studie ging es damals um Umweltauswirkungen bei der Umstellung von 4G auf 5G. Die lesen sich zunächst einmal positiv, denn gegenüber den Vorgängern 3G und 4G stoßen 5G-Netze 85 Prozent weniger Treibhausgas pro übertragener Datenmenge aus.
In Zahlen ausgedrückt: Durch Verwendung von 5G lassen sich die CO2-Emissionen um bis zu 2,1 Megatonnen senken. Gleichwohl stoßen 5G-Infrastrukturen und Endgeräte jährlich noch etwa 0,16 Megatonnen CO2-Äquivalente aus, so das Ergebnis der Studie. In Saudi-Arabien sollen die Emissionen jetzt komplett auf Null runtergefahren werden.
Klimaneutrales 5G-Netz
Das kohlenstofffreie 5G-Netzwerk wird im Six Senses Southern Dunes Resort am Roten Meer eingeführt, teilte Red Sea Global in einer Pressemitteilung mit. Es verspricht eine hohe 5G-Konnektivitätsgeschwindigkeit, die mit 100 Prozent erneuerbarer Energie aus über 760.000 Solarpanelen betrieben wird, um das gesamte 28.000 Quadratmeter große Gebiet zu versorgen. Dies ist einer der Pläne, die der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman ins Leben gerufen hat.
„Wir streben danach, weltweit Vorreiter bei der Entwicklung eines regenerativen Tourismus zu sein, indem wir 100 Prozent erneuerbare Energien an unserem Flaggschiff, dem Roten Meer, einsetzen und darauf hinarbeiten, bis 2040 einen Nettonutzen für den Naturschutz in Höhe von 30 Prozent zu erreichen“, sagte John Pagano, Group CEO von Red Sea Global. „Diese ehrgeizigen Ziele erfordern ehrgeizige Partner, und unsere Zusammenarbeit mit Zain KSA geht über die Telekommunikation hinaus und erstreckt sich auch auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz“, fügte er hinzu.
Mobilfunkmasten im Felsen-Look entstanden im 3D-Druck
Das Projekt, das mit modernster 3D-Drucktechnologie entwickelt wurde, hat drei Hauptziele: Umweltschutz, Reduzierung von Emissionen durch den Einsatz erneuerbarer Energien und Minimierung visueller Beeinträchtigungen. Interessant das Design der Mobilfunkmasten, sehen sie doch aus wie Felsen, die es am Roten Meer zuhauf gibt. Die Touristen werden künftig daher kaum merken, woher ihre schnelle Mobilfunkverbindung kommt.
„Im Rahmen dieses Ansatzes haben wir uns verpflichtet, Innovationen zu lokalisieren und die Verwendung von Inhalten aus der Region zu fördern, und wir haben die 5G-Türme für dieses Projekt erfolgreich in Saudi-Arabien gebaut“, sagte Eng. Sultan Bin Abdulaziz Al-Deghaither, CEO von Zain KSA. „Als führender Anbieter von Telekommunikations- und digitalen Diensten sind wir sehr stolz auf diese Leistung, die uns sicherlich den Weg zu einem bahnbrechenden nachhaltigen Technologieanbieter ebnen wird“, fügte Al-Deghaither hinzu.
Ist das Projekt wirklich klimafreundlich?
Wie bereits eingangs kurz angesprochen, ist das klimaneutrale Mobilfunknetz Teil des Tourismusprojekts „The Red Sea“. Nach seiner für dieses Jahr geplanten Fertigstellung wird es 50 Resorts mit bis zu 8.000 Hotelzimmern und mehr als 1.000 Wohneinheiten auf 22 Inseln und sechs Standorten im Landesinneren umfassen.
Dazu kommen luxuriöse Yachthäfen, Golfplätze, Unterhaltungs- und Freizeiteinrichtungen. Ob das alles klimaneutral ist, darf bezweifelt werden. Ganz zu schweigen von der An- und Abreise: Die meisten Urlauber werden mit dem Flieger anreisen, und Flugzeuge gehören nach wie vor zu den größten CO2-Emittenten der Welt. Klimaneutrales Fliegen ist selbst bis zum Jahr 2050 kaum mehr zu schaffen.
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