Schnellste Datenautobahn zwischen Europa und USA ist fertig
Facebook und Microsoft haben die schnellste Datenverbindung zwischen den USA und Europa geschaffen: Mit dem Transatlantikkabel Marea lassen sich 71 Millionen HD-Videos gleichzeitig streamen. Marea, kaum größer als ein Gartenschlauch, läuft 6.600 km durch den Atlantik – und umschifft dabei Vulkane, Erdbebengebiete und Korallenriffe.
Die bislang leistungsstärkste Verbindung zwischen den USA und Europa ist gerade fertig geworden. 2018 geht Marea in Betrieb. „Marea kommt zu einer kritischen Zeit“, sagt Microsoft-Präsident Brad Smith. „Unterwasserkabel im Atlantik befördern bereits 55 % mehr Daten als transpazifische Strecken und 40 % mehr Daten als zwischen den USA und Lateinamerika.“
Es stehe außer Frage, dass die Nachfrage nach Datenströmen über den Atlantik weiter zunehmen wird. Ohne Infrastrukturerweiterungen wie Marea wäre allerdings irgendwann Schluss mit schnellem Streamen von Musik und Videos.
Menschen in Europa nutzen Software und Dienstleistungen, die auf Servern in den USA liegen – zum Beispiel den Onlinedienst Office 365, mit dem Microsoft die Programme Word, Excel und Co. online anbietet. Dieses Cloud-Computing führt zu enormem Datenverkehr. Microsoft hat deswegen 2016 begonnen, das Transatlantikkabel Marea zu verlegen – gemein mit dem spanischen Telekommunikationsausrüster Telxius und Facebook, das für Livestreaming ebenfalls an einer leistungsstärkeren Datenübertragung interessiert ist.
16 Millionen Mal schneller als ein Haushaltsanschluss
Marea sieht unscheinbar aus. Das schwarze Kabel ist nicht etwa so dick wie ein Baumstamm, sondern hat lediglich den 1,5-fachen Durchmesser eines Gartenschlauchs. Im Inneren befinden sich acht Paare Glasfaserkabel, die von Kupfer, einer Hartplastikschutzschicht und einer wasserdichten Beschichtung umgeben sind.
Marea ist 16 Millionen Mal schneller als der durchschnittliche Haushaltsanschluss. Das derzeit leistungsfähigste transatlantische Unterseekabel kann bis zu 160 Terabits pro Sekunde übertragen. Damit lassen sich 71 Millionen High-Definition-Videos gleichzeitig streamen.
6.600 km durch den Ozean
Marea beginnt im US-amerikanischen Virginia Beach – an der südöstlichen Spitze des Staates. Das Kabel taucht von dort durch den Atlantik. In einer durchschnittlichen Tiefe von 3,3 km liegt es ungeschützt auf dem Meeresboden.
Die Route ist geschickt gewählt, Marea geht aktiven Unterseevulkanen, Erdbebengebieten und Korallenriffen aus dem Weg. Ohne diese Routenplanung würden Naturgewalten die Glasfaserkabel zerfetzen. Um vor dem Schiffsverkehr geschützt zu sein, ist das Kabel in Küstennähe eingegraben.
Nach 6.600 km erblickt Marea das Licht, im spanischen Bilbao. Von dort erfolgt die Datenverteilung in andere europäische Länder. Auch Länder aus Afrika und dem Mittleren Osten sollen Anschluss finden. Das ist laut Microsoft ein wichtiger neuer Schritt beim Aufbau der Infrastruktur der nächsten Generation des Internets.
Unterseekabel sorgt für stabile Verbindungen
Frank Rey, Experte für Netzwerkstrategie bei Microsoft, erinnert sich noch gut an 2012. Damals fegte Hurrikan Sandy über seinen Wohnort in New Jersey hinweg und verursachte Millionenschäden.
Rey wollte Verwandte in Europa wissen lassen, dass es der Familie gut geht. Doch die Internetverbindung war offline. „Das gesamte Netzwerk zwischen Nordamerika und Europa war für einige Stunden isoliert“, sagt Rey.
Infrastrukturen mit Unterseekabeln könnten diesem Problem entgegenwirken. „Jeder erwartet, dass Computer, Tablets und Smartphones arbeiten, wann immer man sie anschaltet. Das Kabel wird helfen, genau das zu ermöglichen.“
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