Fiktion wird Realität 25.05.2019, 11:23 Uhr

Scotty, ich bin schon da: Wie sich Science Fiction auf unseren Alltag auswirkt

Die technischen Wunder mit denen Captain Kirks Crew und sein Raumschiff damals nicht nur Kinderaugen zum Strahlen brachten, schienen in den 1960er Jahren vollkommen außerhalb der Reichweite der technologischen Entwicklung. Heute allerdings gehört die Technik aus den Science Fiction-Klassikern häufig bereits zum Alltag.

Foto: panthermedia.net / sarah5

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Kreative Köpfe wie Steven Spielberg, George Lucas, Gene Roddenberry oder Stan Lee sind großen Namen im heutigen Filmbusiness und haben eins gemein: Sie erschufen Welten, gleichwohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft, die uns inspirieren und staunen lassen. Hinter der Leinwand erdachten sie dabei, sogar oft unbeabsichtigt, viele Gerätschaften und Techniken, die unseren Alltag bereichern.

Was versteht man unter Science Fiction?

Der englische Begriff Science Fiction wird mit wissenschaftliche Fiktion übersetzt. Es ist nicht nur der erzählerische Aspekt, der Generationen von Zuschauern vor den Bildschirmen versammelt hat. Die Basis der Geschichten sind vor allem futuristische Ideen und Technologien, die diese Erzählstränge erst ermöglichen.

Dabei wurden Produktionen dieser Zeit von weitaus älteren Werken beeinflusst. Jules Verne, Alexei Tolstoi und viele weitere bedienten sich schon vor der Verbreitung der laufenden Bilder des Genres. Der Filmpionier Georges Méliès brachte zum Beispiel bereits im Jahr 1902 Jules Vernes „Reise zum Mond“ auf die Leinwand.

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Die Verfilmung fiktiver Geschichten dauerte zumeist mehrere Jahrzehnte. Dies ist, neben des fehlenden Budgets, vor allem dem Umstand geschuldet, dass die damalige Filmtechnik und Spezialeffekte noch nicht auf dem Niveau der Vorstellungskraft der Autoren waren. Deshalb mussten erst Wege beschritten werden, um die Illusion der Schriftsteller an den Zuschauer zu vermitteln. Diese Technik wird auch heute noch kontinuierlich weiterentwickelt, sodass umfangreiche Projekte in kürzeren Zeiträumen realisiert werden können. Die Filmindustrie ist mittlerweile soweit, dass Grenzen zwischen Illusion und Realität kaum noch wahrnehmbar sind.

Die Idee hinter Science Fiction

Ein bisschen wie mit der Henne und dem Ei verhält es sich auch bei Science Fiction und realer Technologie und Forschung. Die Frage: „Wer wurde von wem inspiriert?“ ist oft nicht leicht zu beantworten. Steven Spielberg verdrehte das Konzept der Science Fiction sogar so weit, dass er, mit einer groben Storyline in der Hand, verschiedene Wissenschaftler in ein Hotel eingeladen hat. Er stellte ihnen die Aufgabe, eine mögliche Version unserer Welt im Jahr 2045 zu entwickeln. Dabei entstand nach nur 3 Tagen das Drehbuch zu Minority Report (2002). Dies ist allerdings nicht bei jedem Film dieses Genres der Fall. Sicher ist jedoch, dass Fiktion bereits wissenschaftliche Denkansätze und Technologien auf die Leinwand bringt, welche sich aktuell noch in experimentellen Stadien befinden oder noch gar nicht entwickelt wurden.

Die Geburtsstunde der Science Fiction-Filme und -Bücher

Noch bevor das Genre der modernen Science Fiction-Literatur durch die Werke „Frankenstein“ oder „Der moderne Prometheus“ der britischen Schriftstellerin Mary Shelley geprägt wurde, veröffentlichte der Wissenschaftler und Mathematiker Johannes Kepler 1609 seine Wissenschaftsfiktion „Somnium“ (zu Deutsch „der Traum“). Als Schlafender, der träumt, ein phantastisches Buch zu lesen, schafft es Kepler, dem Leser das damals Unvorstellbare nahezubringen. Seine Traumerzählung beschreibt, neben der Reise zum Mond, die Darstellung eines heliozentrischen Weltbildes, sowie eine Kultur von Außerirdischen, die auf dem Mond lebt. Die fiktive Figur wird dabei durch die Schwerelosigkeit des Weltalls von Dämonen auf den Mond gebracht.

Kepler verarbeitete in dem Buch seine Erkenntnisse über das Sonnensystem, mit denen er seiner Zeit weit voraus war. Aus Angst vor den Inquisitoren der Kirche konnte er nur durch die Abstrahierung in Form einer fiktionalen Geschichte genug Distanz zu seiner realen Person schaffen. Im Folgenden ergänzte Kepler sein Werk mittels Fußnoten auf wissenschaftlicher Ebene, die den Umfang des ursprünglichen Buches bei weitem übersteigen. Die Veröffentlichung des Gesamtwerks erfolgte erst nach seinem Tod. Es vergingen fast 200 Jahre, ehe Keplers Traum von Autoren wie Jules Verne, zu weiteren, auf wissenschaftlichen Theorien basierenden Romanen inspirierte.

Science Fiction wird Realität

Die Wissenschaft hat schon viele Ideen von Science Fiction-Autoren in die Realität befördert. Angefangen bei Reisen zu fremden Himmelskörpern, außerirdischer und futuristischer Technik, über fortschrittliche Medizin, bis hin zu leistungsstarken Werkstoffen mit biotechnischen Eigenschaften: Aus Science Fiction werden Science Facts.

Ingenieure machen Fiktives real

Schriftsteller neigen oft dazu, in ihren Geschichten, die Protagonisten an weit entlegene Orte dieser oder sogar anderer Welten zu schicken. Kommunikationswege, die dabei beschritten werden, sind oft sehr interessanter und kreativer Art. Einige dieser Möglichkeiten wurden von Wissenschaftlern und Ingenieuren in die Realität gebracht.

Erste Modelle von Kommunikationssatelliten gab es bereits in den 1970er Jahren. Die Endgeräte waren aber stationär und riesengroß. Mit der Erfindung des Mobiltelefons 1983 brach dann eine Ära der mobilen Kommunikation an, die bis heute kein Ende zu erreichen scheint.

Eine weitere futuristische Idee stammt ebenfalls aus der Feder des Autors des Star Trek-Universums. Die Kommunikationsoffizierin von Captain Kirk, Lieutenant Uhura, nutzt ein technisches Gerät, welches einem schnurlosen In Ear-Kopfhörer ähnelt (1966). In der Realität erfolgt die Datenübermittlung zu dieser Zeit noch via Infrarot- und Funksignal. Die Technik setzt sich jedoch als Standard nicht durch. Erst mit der Bluetooth-Technologie, die zur Jahrtausendwende den Markt erreichte, wurde ein zuverlässiges, standardisiertes System entwickelt. Selbst ohne Sichtkontakt ist es dadurch möglich, zwischen Sender und Empfänger drahtlose Kurzstreckenverbindungen aufzubauen.

Ein weiteres Beispiel für mobile Kommunikation in Filmen ist die Armbanduhr von Michael Knight, dem Protagonisten der Serie „Knight Rider“ (1982). Diese nutzt er, um mit seinem sprechenden Auto K.I.T.T. zu kommunizieren. Aus dieser Idee heraus wurde die Smartwatch entwickelt. In Verbindung mit einem Sprachassistenten mit künstlicher Intelligenz, ist es heute möglich, viele weitere Schnittstellen zu nützlichen Tools zu erschließen.

Mobil und datengetrieben: Sci-Fi-Elemente im Hier und Jetzt

Neben der klassischen Mobilfunk- und Drahtloskommunikation in Form von Sprachtelefonie und Short Message Service, hat das Internet dem Kommunikationssektor ganz neue Horizonte eröffnet. Klassisches, stationäres Internet in seiner kommerziellen Form für Endverbraucher gibt es hierzulande bereits seit 1989. Mobile Datenverbindungen finden jedoch erst zur Jahrtausendwende Einzug in die Bundesrepublik. Wurden anfangs langsame und demnach teure WAP-Verbindungen (Wireless Application Protocol) genutzt, begann kurz darauf der Umstieg auf das leistungsfähigere und günstigere GPRS (General Pocket Radio Service). Seitdem wird das Mobilfunknetz kontinuierlich ausgebaut und an Technologien geforscht. Aktuell sorgt der Standard LTE (Long Term Evolution) mit hohen Geschwindigkeiten und geringen Latenzen für die notwendige Netzabdeckung im digitalen Zeitalter.

Mit dem Einzug des Smartphones in Verbindung mit moderneren Netzen steigt die Aktivität in diesem Sektor explosionsartig. Während das Versenden von E-Mails und Textnachrichten über Messengerdienste schon fast keiner Erwähnung mehr wert ist, gewinnen 2 weitere Sci-Fi-Elemente erst heute richtig an Bedeutung.

Einer der wichtigsten Werke der Filmgeschichte ist wohl „Metropolis“. Der erste Stummfilm in Spielfilmlänge zeigte 1927 erstmalig die Idee der Videotelefonie im Sci-Fi Genre und Autoren sowie Regisseure folgten dieser Inspiration. „2001 – Odyssee im Weltraum“ (1968), „Blade Runner“ (1982), „Zurück in die Zukunft 2“ (1989) sind hierbei nur einige Beispiele. Die Videotelefonie wurde zwar 1936 schon realisiert, aber die Technik konnte sich nicht durchsetzen. Die ersten 3 Geräte waren stationäre Telefonzellen. Folgemodelle für den Heimgebrauch waren fehleranfällig und konnten nur eine geringe Bildqualität wiedergeben. Nur im Bereich der Gehörlosentelefonie konnte sich die Videotelefonie in einer Nische halten, bis das Internet in den 1990er Jahren Abhilfe schaffte.

Ein weiteres aus dem Sci-Fi Genre entlehntes Hilfsmittel ist die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Daten. In jedem unserer mobilen Endgeräte steckt theoretisch jedes Wort, jede Note und jedes Bild, das je erschaffen wurde, an jedem beliebigen Ort, zu jeder beliebigen Zeit. Schon in den 1970er Jahren boten diverse Sci-Fi-Serien und -Filme einen Ausblick auf unendliches, zentral und dezentral gespeichertes Wissen.

Kommunikation zwischen Mensch und Maschine

Fremdsprachen zu lernen gehört in der Science Fiction der Vergangenheit an. In diversen Werken geben Computer und Roboter, wie der goldene menschenähnliche Roboter C3PO aus „Star Wars“, Hilfestellung bei exotischen Sprachen. Er legt dabei seinen ganz eigenen Charme an den Tag. Heutige elektronische Übersetzungsgeräte können sich nicht lautstark über die Umstände ihrer Reise beschweren, sie benötigen auch keinen eigenen Sitzplatz und passen in jede Hosentasche.

„Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ ging Ende der 1980er mit seinem Universal Translator noch einen Schritt weiter. Dieser Übersetzungsalgorithmus ließ fremde Sprachen wie die Eigene erscheinen. So konnten sich die Protagonisten unbemerkt unter fremde Kulturen mischen und sie erforschen, ohne durch die Sprachbarriere aufzufallen. Reale Übersetzungsalgorithmen wie Google Translate werden schon seit einiger Zeit von Audio-Übersetzungsgeräten, wie den Google Pixel Buds, ergänzt. Diese Kopfhörer können 40 Sprachen während der laufenden Unterhaltung in Echtzeit übersetzen.

Wie Menschen sprechen auch elektronische Geräte verschiedene Sprachen. Der liebenswerte halbrunde Droide R2D2 aus „Star Wars“, und der blasshäutige humanoide Roboter Data aus „Star Trek“ konnten jedoch mit fremden Systemen interagieren und das Raumschiff Enterprise Daten von fremden Planeten empfangen, ohne auf Programmiersprachen Rücksicht nehmen zu müssen. Noch vor ein paar Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass verschiedene Gerätetypen untereinander kommunizieren. Heute verdanken wir es dem Internet und findigen Programmierern, dass unsere Mobiltelefone, Computer und Fernseher sich synchronisieren und Daten austauschen können.

Das Tablet aus dem Weltall

Untrennbar mit dem Internet, drahtlosen Verbindungen und Mobilfunk ist auch der Sektor der Unterhaltung verbunden. Neben den tausend Wegen, sich analog zu unterhalten und zu spielen, bieten Sci-Fi-inspirierte Technologien ein wahres Füllhorn an neuen Erfahrungen.

Als Erstes sei an dieser Stelle das Tablet erwähnt. Selbst wenn der Schöpfer des Gedankens der Autor und Wissenschaftler Isaac Asimov mit seinem Calculator-Pad (aus dem Roman „Foundation“, 1951) war, schaffte es das erste Tablet-ähnliche Objekt 1968 in „2001 – Odyssee im Weltraum“ auf die Leinwand. Das sogenannte „Newspad“ ermöglichte den Menschen im Film den Zugriff auf aktuelle Nachrichten, genauso wie sich der reale Trend abzeichnet. Viele andere griffen die Idee des flachen interaktiven Bildschirms auf. Vor allem die Kombination aus Touchscreen und Flachbildschirm mit Akkubetrieb mag heute alltäglich anmuten, für die 1980er und frühen 1990er Jahre war sie futuristisch. So existierte auch in der Serie „Per Anhalter durch die Galaxis“ (1980) ein faltbarer Bildschirm, welcher in der Form eines Buchbandes dargestellt wird.

Dieser faltbare Bildschirm leitet die nächste Innovation ein: den OLED-Bildschirm (Organic Light Emitting Diode). Die Technik wurde bereits in den 1970er Jahren entwickelt, ist aber erst heute für den Endverbraucher erschwinglich. Dabei handelt es sich um eine Technik, die die Herstellung ultradünner, bruchfreier und biegsamer Bildschirme ermöglicht. Durch organische LEDs, die an Leitermedien angeschlossen sind, wird das Bild auf eine Kunststofffolie übertragen.

Ingenieure zwischen den Welten

Es ist wahrscheinlich, dass dieser Artikel schon veraltet sein wird, ehe die – digitale – Tinte getrocknet ist. Das Wechselspiel fiktiver und realer Inspiration wird auch in Zukunft zu kreativen Bildern und rasanten Innovationen auf beiden Gebieten führen. Ingenieure werden dafür sorgen, dass die Ideen der Forscher und Autoren auch für jedermann zugänglich werden. Dies bedeutet für den Zuschauer, kontinuierlich am Ball zu bleiben, um wissenschaftliche Neuheiten nicht zu verpassen.

Ein Beitrag von:

  • Silvia Hühn

    Silvia Hühn ist freie Redakteurin mit technischem Fokus. Sie schreibt unter anderem über die Rekorde dieser Welt und verfasst Ratgeber.

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