Sicherheits-Apps machen Android-Handys erst richtig unsicher
Ausgerechnet Sicherheits-Apps, die Android-Handys vor Hackern und Schadprogrammen schützen sollen, machen die Geräte erst so richtig unsicher. Das haben Darmstädter Forscher herausgefunden. Die Hersteller der Software haben zwar reagiert. Doch wer auf automatische Updates verzichtet, dessen Gerät sind weiter gefährdet.
Ausgerechnet Sicherheits-Apps können Hacker nutzen, um Angriffe auf Smartphones zu starten, die unter dem Betriebssystem Android laufen. Die virtuellen Einbrecher könnten vom Besitzer Geld zu erpressen, warnt das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) in Darmstadt. Ein SIT-Forscherteam hat die gefährliche Sicherheitslücke entdeckt. „Nach unseren Abschätzungen können weltweit bis zu 675 Millionen Geräte betroffen sein“, sagt Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer SIT.
Lösegeld für die Handy-Nutzung?
Die SIT-Experten für Softwaresicherheit untersuchten verschiedene Sicherheits-Apps, darunter auch die von bekannten Anbietern wie Avira, Kaspersky, McAfee, Eset und Clean Master Security. „In allen analysierten Apps wurden Sicherheitslücken gefunden“, so die Experten.
Angreifer können die Schwachstellen nutzen, um die Schutzfunktion der Apps auszuschalten. Der Smartphone-Besitzer merkt davon nichts. Die Hacker können dann persönliche Daten stehlen, etwa den Terminkalender oder das Adressbuch. Im schlimmsten Fall schalten sie das Handy ab und geben es erst wieder frei, wenn der Besitzer ein Lösegeld gezahlt hat, fürchten die Darmstädter Forscher.
Damit rücken Android-Smartphone erneut ins Visier in Sachen Sicherheit. Im Februar waren Hunderte Millionen Smartphones mit dem Betriebssystem Android 4.4 ebenfalls von einer Sicherheitslücke betroffen, die Hackern das Kapern der Geräte ermöglicht. Eine Milliarde Android-Geräte waren im Sommer 2015 von einer Sicherheitslücke betroffen.
„Wir haben die Hersteller umgehend über die Sicherheitslücken informiert. Die überwiegende Mehrheit hat sofort reagiert und die Sicherheitslücken geschlossen“, sagt Waidner. „Auf Smartphones, auf denen die Apps automatisch Updates herunterladen, sind die Sicherheitsprobleme behoben. Sofern Nutzer keine automatische Updatefunktion aktiviert haben, sollten sie die eigenen Apps umgehend aktualisieren, um sich vor möglichen Angriffen zu schützen.“
Apps erkennen gefälschte Updates nicht
Die Hacker nutzen ausgerechnet eine Funktion, die die Sicherheitssoftware auf dem aktuellen Stand halten sollen. Smartphones laden, wenn sie entsprechend eingestellt sind, regelmäßig Updates herunter, die sich auf den Servern der Hersteller befinden. Hacker schicken ihre Schadsoftware als Update getarnt an die Geräte.
Die installierte Sicherheits-App kann diese Fälschungen nicht von echten Updates unterscheiden, was sie ja per definitionem können müsste. „Eine einfache Methode ist ein Angriff über ein öffentliches WLAN“, so Waidner. „Gelingt einem Hacker der Zugriff über einen solchen Zugang, dann können alle Benutzer der Sicherheits-App, die denselben öffentlichen Zugang nutzen, zum Opfer eines solchen Angriffs werden“. Indirekt also eine Warnung vor der unbekümmerten Nutzung ungesicherter Internetzugänge.
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