Sicherheitsrisiko: „Bring your own Device“
Immer mehr Unternehmen erlauben es ihren Mitarbeitern, ihre eigenen IT-Geräte mit in die Firma zu bringen bzw. mit ihnen auf das Unternehmensnetzwerk zuzugreifen. Manchmal fordern potenzielle Mitarbeiter im Einstellungsgespräch sogar, ihr eigenes iPad oder Smartphone nutzen zu dürfen. Für die Sicherheitsverantwortlichen ein Dilemma.
„Die Kontrolle des Administrators geht immer mehr verloren.“ Michael Kranawetter, Chief Security Advisor bei Microsoft, brachte das Dilemma auf den Punkt: Je mehr eigene Geräte von den Unternehmensmitarbeitern in die eigene Firma getragen werden und dort auch für Zugriffe z. B. auf das Unternehmensnetzwerk benutzt werden, desto schwieriger gestaltet sich für den Systemadministrator das Thema Informatios-Sicherheit.
Dieses Thema – „Bring your own Device“ (BYOD) – wurde auf der kürzlich zu Ende gegangenen Sicherheitsmesse it-sa in Nürnberg viel diskutiert. Das Problem dabei ist: Wie binde ich als Administrator diese Geräte in mein Firmennetzwerk und in meine Sicherheitsarchitektur ein, ohne die Privatsphäre des Nutzers zu verletzen, ihn zu stark zu reglementieren und gleichzeitig für die Sicherheit der Daten zu sorgen.
„Die Sicherheit muss von der Netzwerkseite kommen“, meinte Achim Kraus, Senior Consult Strategic Account bei dem Sicherheitsspezialisten Palo Networks. „Ich kann doch vom Endanwender nicht erwarten, dass er weiß, was er tut bzw. ich kann von ihm doch nicht erwarten, dass er aktiv in die Sicherheitsarchitektur eines Unternehmens eingreift.“
„Bring your own Device“ (BYOD) weicht Grenzen zwischen Beruf und Privatsphäre auf
Das Thema BYOD stelle für die IT-Abteilungen eine große Herausforderung dar, erläuterte Thomas Schröder, Geschäftsführer und Leiter Großkundenbereich bei Microsoft Deutschland. „Die Absicherung benötigt jedoch eine gewisse Flexibilität, die auch vom einzelnen Device und dessen Betriebssystem abhängt. Da muss der Administrator individuell entscheiden, ob die Sicherheit bei Geräten eher von der Netzwerkseite, auf Applikationsebene oder im De-vice selbst gemanagt wird.“
Dass die Grenzen zwischen Beruf und Privatperson zusehends verwischen, ist Werner Degenhardt, dem Akademischen Direktor der Fakultät für Psychologie und Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, schon lange klar. Microsoft prägte dafür den Begriff „Consumerization of IT“. Damit wird u.a. umschrieben, dass die Mitarbeiter ihre privaten Geräte auch im Arbeitsalltag nutzen und sie aktualisieren ihre privaten Kontakte und sozialen Medien am Tag im Büro. Zusätzlich zu ihren Desktop-PCs verwenden sie ihre Laptops, Tablets und Smartphones. Die beiden Welten wachsen zusammen, auch getrieben durch die immer erschwinglichere und leistungsfähigere Hardware, die die Mitarbeiter sich privat leisten.
Durch BYOD nehmen Mitarbeiter immer mehr Unternehmensdaten mit nach Hause
Doch das Problem sei nicht allein, dass Mitarbeiter ihre eigenen Geräte mit in die Firma brächten und sie dort einsetzten, sondern auch dass Unternehmensdaten aus dem Unternehmen herausgebracht würden. Eine Studie der Marktforscher von Enigma bestätigt, dass 40 % aller Mitarbeiter Unternehmensdaten schon mit nach Hause genommen haben, um dort – auf ihren privaten Rechnern – weiterzuarbeiten. Seit einigen Jahren hat sich der USB-Stick als Datenträger fest etabliert.
„An dieser Schnittstelle kann nur die Hardware die Sicherheit der Daten gewährleisten“, wies Christian Marhöfer, Regional Director DACH bei Kingston Technology, auf den Missstand hin, dass die Daten oft unverschlüsselt auf privaten USB-Sticks transportiert werden. Dieser könne gestohlen, kopiert oder verloren werden. „Dann befinden sich wertvolle Konstruktionszeichnungen, Projektangebote, Präsentationen oder Preislisten in unautorisierten Händen. Da rollen dann in den betroffenen Firmen schnell mal Köpfe.“
BYOD-Sicherheitslücke mit Verschlüsselung der Daten schließen
Für Marhöfer ist eine Verschlüsselung der Daten unverzichtbar, wenn sie das Unternehmen verlassen. Sie schaffe Sicherheit, nicht nur für die Unternehmensdaten, sondern auch für den Mitarbeiter, der die Daten transportiert. Dem pflichtete auch Christiane Skropke von Sicherheitsanbieter Secunet bei: „Ohne Kryptografie ist eigentlich nichts richtig sicher. Besonders, wenn Daten live mobil ausgetauscht werden. Da werden gerade im Automobilbereich noch große Aufgaben auf uns zukommen“, verwies Skropke auf die Tatsache, dass immer mehr Autos vernetzt sind – Tendenz stark steigend.
In seiner it-sa-Eröffnungsrede unterstrich auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich die Bedeutung der Datensicherheit und verwies darauf, dass täglich geschätzt über 20 000 Webseiten mit Schadprogrammen infiziert werden. In Deutschland seien die Cyberkriminalitätsfälle um 19 % gestiegen. Die Dunkelziffer – so betonte Friedrich – sei noch erheblich höher.
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