Smarte Videoüberwachung fürs Haus mit Sicherheitslücken
Smarte Videoüberwachung soll das Haus schützen. Sicherheitslücken in den Systemen laden aber auch Hacker ein.
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Smarte Videoüberwachung fürs Haus kann zum Einfallstor für Hacker werden.
Foto: PantherMedia / AntonMatyukha
Immer mehr Menschen setzen auf smarte Kameras, um ihr Haus zu schützen. Was für mehr Sicherheit in den eigenen vier Wänden etwa vor Dieben sorgen soll, lädt jedoch offenbar auch Hacker ein, die Sicherheitslücken in den Systemen für virtuelle Einbrüche ausnutzen.
KI-basierte Objekterkennung, Steuerung über Sprachassistenz oder Fernzugriff: Überwachungskameras für die heimischen vier Wände verfügen zunehmend über intelligente Funktionen. Das kommt an; laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom haben 2024 bereits 21 % der Menschen in Deutschland im eigenen Haushalt eine smarte Videoüberwachung genutzt. Der TÜV warnt jetzt vor den Risiken der Systeme. Cyberkriminelle können sich etwaige Sicherheitslecks zunutze machen, um die Kontrolle über die Kameras zu übernehmen und die Menschen in dem Haus auszuspionieren. So können dann zum Beispiel Einbrecher herausfinden, ob und wie viele Personen sich im Haus befinden.
Eigentlich bieten intelligente Überwachungskameras ein hohes Maß an Sicherheit, weiß Marc Fliehe, Fachbereichsleiter Digitalisierung beim TÜV-Verband. Er rät jedoch Verbraucherinnen und Verbrauchern dazu, bei der Installation und Nutzung der Systeme auf die Cybersicherheit zu achten. „Schon einfache Maßnahmen wie die Verwendung eines sicheren Passworts können helfen, Angreifer fernzuhalten“, sagt Fliehe.
Videoüberwachung fürs Haus: Sicherheitsmaßnahmen wie beim Computer ergreifen
Der TÜV-Verband gibt zudem einige Sicherheitstipps zum Kauf und zum Betrieb. So erzeugen die smarten Systeme Livebilder. Um die Daten in die Cloud, auf das Handy, das Tablet oder den Computer zu übertragen, sind die Geräte mit dem Internet verbunden. Das dient Hackern als potenzielles Einfallstor, indem sie zum Beispiel unsichere Passwörter ausnutzen. Denn oft ändern Nutzer voreingestellte Standardpasswörter nicht oder es kommen leicht zu erratene Passwörter zum Einsatz. Sinnvoll ist es, ein möglichst langes Passwort mit mindestens acht Zeichen und verschiedenen Zeichentypen zu verwenden. Falls vorhanden, ist eine Zwei-Faktor-Authentifizierung noch sicherer. Bei dieser Variante lässt sich zum Beispiel ein individueller Code per SMS verschicken oder ein hardwarebasierter TAN-Generator auf dem eigenen Handy nutzen.
Für mehr Sicherheit sorgen zudem regelmäßige Software-Updates. „Ohne die jeweils neusten Updates bleiben bekannte Sicherheitslücken bestehen, die Angreifer ausnutzen können“, warnt Fliehe und empfiehlt das zeitnahe Installieren aller verfügbaren Sicherheitsupdates. Ebenfalls sinnvoll ist eine Netzwerksegmentierung. Dabei wird die Kamera in einem separaten Netzwerk oder einem virtuellen lokalen Netz, dem sogenannten VLAN, vernetzt. Wenn die Fernzugriffsfunktion nicht benötigt wird, sollte sie deaktiviert werden. Wenn die Funktion genutzt wird, ist bei der Verwendung von öffentlichen WLAN-Netzen Vorsicht geboten, falls diese Verbindung nicht verschlüsselt ist. Eine VPN-Verbindung hilft dabei, die Daten sicher zu verschlüsseln und den Fernzugriff sicherer zu gestalten.
Auf die Ausrichtung kommt es an: Nicht das Haus des Nachbarn mitüberwachen
Bereits beim Kauf von Videoüberwachungssystemen lassen sich potenzielle Risiken minimieren. So ist es sinnvoll, auf Prüfzeichen etwa vom TÜV oder das IT-Sicherheitskennzeichen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu achten. Auch Update-Zyklen des Herstellers lassen Rückschlüsse auf die Sicherheit zu. Regelmäßige Updates deuten darauf hin, dass der Hersteller die digitale Sicherheit seiner Produkte überwacht. Sinnvoll ist es auch zu prüfen, ob die Kamera die Daten lokal speichert oder sie in die Cloud sendet und welche Datenschutzbestimmungen dabei gelten.
Um Ärger mit den Nachbarn oder Behörden zu vermeiden, sollte man die Kamera fest montieren und durch ein eindeutiges Sichtfeld begrenzen. Denn darf eine solche Kamera nur das eigene Grundstück erfassen: Nachbargrundstücke, öffentliche Wege oder gemeinsam genutzte Zufahrten bleiben tabu. Darüber hinaus darf eine Kamera technisch nicht schwenkbar oder auszurichten sein, dass sie fremdes Eigentum filmen kann. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt der Verband, den im Kamerabild sichtbaren Bereich sorgfältig auszuwählen. Auf diese Weise lässt sich das Risiko zusätzlich begrenzen, im Fall eines Cyberangriffs ausspioniert zu werden.
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