Smartphone-App berechnet automatisch den Kohlenhydratgehalt einer Mahlzeit
Mit dem Smartphone können Diabetiker zukünftig ein Bild ihres Essens machen und sich automatisch den Kohlenhydratgehalt anzeigen lassen. Die App Cocarb erstellt dafür ein 3D-Modell der Mahlzeit und segmentiert Fleisch, Fisch und Gemüse. Bei ersten Tests arbeitete das Programm bereits auf sechs Gramm genau.
Menschen, die an der Stoffwechselkrankheit Diabetes leiden, müssen wissen, wie hoch der Kohlenhydratgehalt jeder Mahlzeit ist, damit ihr Blutzuckerspiegel nicht zu hoch ansteigt. Das ist selbst für erfahrene Diabetiker nicht immer einfach.
Für eine große Erleichterung sorgen jetzt Dr. Stavroula Mougiakakou vom Center for Biomedical Engineering Research (ARTORG) der Universität Bern und Prof. Peter Diem von der Universitätspoliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung. Gemeinsam mit der Schweizer Arzneimittelfirma Roche Diagnostics haben sie die Smartphone-App GoCARB entwickelt.
App berechnet mit 3D-Modell und Nährwertdatenbank das Essensinsulin
Mit Hilfe der App können Betroffene den Nährstoffgehalt ihrer Mahlzeit einfacher denn je berechnen. Dafür legt der Benutzer zuerst ein Referenzobjekt neben den Teller und macht dann zwei Bilder mit seiner Smartphonekamera. Das Programm erkennt die verschiedenen Lebensmittel auf dem Teller und segmentiert Fleisch, Fisch, Gemüse, Kartoffeln und Nudeln. Dann wird ein 3D-Modell der Mahlzeit erstellt.
Mit Hilfe des 3D-Modells und einer Nährwertdatenbank errechnet das Programm automatisch und zuverlässig das Volumen der einzelnen Lebensmittel und den Kohlenhydratgehalt – somit also das Essensinsulin. Als letzten Schritt errechnet das Programm die optimale Insulindosis für die Mahlzeit. Bei ersten Tests funktionierte das System auf sechs Gramm genau.
Weltweit gibt es 366 Millionen Diabetiker
„Wir wollen die personalisierte Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Diabetes Mellitus verbessern“, sagt Stavroula Mougiakakou. Alleine in der Schweiz sind schon 500.000 Menschen von der Stoffwechselkrankheit Diabetes betroffen – weltweit sind es etwa 366 Millionen, Tendenz steigend. Die Internationale Diabetes Föderation (IDF) spricht von einer Epidemie des 21. Jahrhunderts.
Bisherige Apps können zwar schon bei der Berechnung des Kohlenhydratgehalts helfen. Nachteil ist jedoch, dass alles, was auf dem Teller liegt, per Hand eingegeben werden muss. „Wir kommen mit diesem Prototyp dem Bedürfnis von Diabetikerinnen und Diabetikern nach einer effektiveren, automatisierten und präzisen Ermittlung von Kohlenhydraten in Lebensmitteln nach – dies soll ihnen eine bessere Diabetes-Kontrolle erlauben und indirekt eine erhöhte Lebensqualität bringen“, erklärt Mougiakakou.
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