So soll die Smartphone-Branche ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren
Das Wuppertal-Institut hat ein Diskussionspapier veröffentlicht, das Strategien aufzeigt, mit denen die Smartphone-Branche ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren und die Gerätelebensdauer verlängern kann.
Laut Bitkom werden in Deutschland jedes Jahr etwa 20 Millionen Smartphones verkauft. Dieser enorme Konsum belastet jedoch die Umwelt und das Klima stark. Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind für etwa acht Prozent der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zusätzlich verschärft der hohe Verbrauch wertvoller Rohstoffe wie Edelmetalle und Seltene Erden die Problematik. Das Wuppertal Institut hat im Auftrag des Vodafone Instituts das Diskussionspapier „Circularity as the Service“ veröffentlicht, das erstmals einen umfassenden Blick auf den gesamten Lebenszyklus von Smartphones bietet.
Lebens- und Nutzungsdauer von Smartphones
In unserer vernetzten Welt haben Smartphones eine zentrale Rolle in unserem täglichen Leben eingenommen. Das Diskussionspapier „Circularity as the Service“ untersucht die Lebens- und Nutzungsdauer von Smartphones und zeigt das Potenzial einer verlängerten Nutzungsdauer auf. Eine durchschnittliche Nutzung von fünf bis sieben Jahren könnte die Treibhausgasemissionen von Smartphones um etwa die Hälfte reduzieren.
Derzeit werden Smartphones in Deutschland jedoch nach durchschnittlich 2,5 Jahren ersetzt. Eine längere Nutzung hätte sowohl ökonomische Vorteile für die Verbraucher*innen als auch ökologische Vorteile. Laut Umfragen wünschen sich österreichische Konsumierende eine Lebensdauer von etwa fünf Jahren für ihre Smartphones.
Einfluss der Zielgruppen auf den Smartphone-Lebenszyklus
Dr. Julia Reinhard, Forscherin im Bereich Digitale Transformation am Wuppertal Institut und Hauptautorin des Diskussionspapiers, betont, dass der branchenübliche Lebenszyklus von Smartphones stark auf Tech-Enthusiasten und Personen mit einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik ausgerichtet ist. Diese Zielgruppen legen großen Wert auf neue Modelle und aktuelle Technologien.
Andere Zielgruppen, wie Pragmatikerinnen und Pragmatiker, Anhängerinnen und Anhänger der Nachhaltigkeit, preissensible Konsumierende und Langzeitnutzende, sind offener für eine längere Nutzung oder den Kauf wiederaufbereiteter Geräte. Dr. Reinhard kritisiert, dass aktuelle Geschäftsmodelle das Potenzial dieser Gruppen, die schätzungsweise über 60 Prozent ausmachen, nur unzureichend ausschöpfen.
Neue Geschäftsmodelle für eine längere Nutzungsdauer
Der Schlüssel zu einer längeren Nutzungsdauer von Smartphones liegt in der Anpassung der Geschäftsmodelle entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Laut der Umwelt-Produktdeklaration von Herstellern wie Apple entstehen rund 80 Prozent der CO2-Emissionen bereits in der Produktion. Hersteller sollten daher verstärkt auf Reparierbarkeit und Langlebigkeit setzen.
Dazu gehören das Design modularer Smartphones, die sich leichter reparieren lassen, und die Bereitstellung günstiger und leicht zugänglicher Ersatzteile. Sicherheits-Updates über einen Zeitraum von mindestens sieben Jahren sind ebenfalls entscheidend, aktuell jedoch nur für vier Jahre bei Android und sechs Jahre bei Apple-Geräten verfügbar.
Laut Bericht sind kreislauforientierte Wirtschaftsmodelle unabdingbar, um die Lebensdauer von Smartphones zu verlängern. Dies umfasst den Ausbau von Reparaturdiensten und die Förderung wiederaufbereiteter Geräte durch Einzelhändler und Telekommunikationsanbieter. Auch das professionelle Einsammeln und Recyceln von Geräten am Ende ihrer Lebenszyklen muss zum Standard werden, um die geschätzten 210 Millionen ungenutzten Handys in deutschen Schubladen zu bergen.
Appell für eine nachhaltige Transformation
Die Autorinnen und Autoren des Diskussionspapiers fordern Industrie und Politik auf, sich für eine nachhaltigere Nutzung von Smartphones einzusetzen. Strategien zur Verlängerung der Nutzungsdauer müssen bei den Verbrauchenden und im gesamten Smartphone-System, einschließlich Herstellern, Dienstleistern und anderen Marktakteuren, ansetzen. Nur so kann eine nachhaltige Transformation in der Produktion und Nutzung von Smartphones erreicht werden.
„Die Verlängerung der Nutzungsdauer von Smartphones bietet eine enorme Chance zur Reduktion der CO2-Emissionen und zur Schonung wertvoller Ressourcen. Als Vodafone Institut setzen wir uns dafür ein, dass die Branche diese Potenziale ausschöpft und die Nachhaltigkeit in den Fokus rückt. Es ist an der Zeit, Geschäftsmodelle neu zu denken und die Bedürfnisse der Konsumierenden in den Mittelpunkt zu stellen, um gemeinsam eine umweltfreundlichere Zukunft zu gestalten“, betont Christina Arens, Leiterin des Vodafone Instituts.
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