Software-Defined Networking (SDN): Mehr Leistung für Netzwerke
Die bisher hierarchischen Netzwerkstrukturen drohen im Zeitalter des Cloud-Computing und riesiger Datenmengen, die per Internet bewegt werden, zum Flaschenhals zu werden. Software-Defined Networking (SDN) soll Netzwerke leistungsfähiger und flexibler als bisher machen. Zudem verspricht SDN, die Einführung innovativer Applikationen und Services zu beschleunigen.
Die Olympischen Spiele in London 2012 haben gezeigt, dass die Zahl der Zuschauer, die vor dem Fernseher oder im Stadion sitzen, von der Zahl der Zuschauer, die am internetfähigen PC oder Smartphone die Spiele verfolgen, mehr als aufgewogen wird. Ermöglicht wird dies durch leistungsfähige Breitbandnetze.
Doch die Dienstleister befinden sich in einer Zwickmühle. „Servicebetreiber müssen versuchen, einerseits diesen steigenden Bedarf zu befriedigen, andererseits aber auch profitabel zu arbeiten“, erläutert Frank Kölmel, Senior Director EMEA-East beim Netzwerkspezialist Bro-
cade. „So sollen zum Beispiel die Investitionen und Betriebskosten reduziert, aber gleichzeitig die Service-Response-Zeiten verbessert werden.“ Software-Defined Networking (SDN) sei ein Mittel, Services einfacher zu machen und die Einführung innovativer Anwendungssoftware und -dienste zu beschleunigen.
Software-Defined Networking (SDN) trennt Kontroll- und Datenebene
Die Internetschaltstellen sind die Router und Switches, über die die Datenpakete zu ihrem Ziel finden. „Herkömmliche Router und Switches besitzen jeweils ihr eigenes Betriebssystem sowie Routing-Tabellen, die einzeln zu konfigurieren sind“, erläutert Patrick Schmidt, Director Datacenter Sales, Cisco Zentraleuropa. „Mit der zunehmenden Umstellung auf Server- und Desktop-Virtualisierung ändern sich aber die Routing-Wege sehr schnell, wodurch die manuelle Verwaltung der Netzwerkkomponenten meist den Flaschenhals darstellt.“
Der Ansatz SDN trenne nun die Kontroll- von der Datenebene, so dass die in der Hardware gespeicherten Routing-Tabellen von einem System aus der Ferne angepasst werden können. Das soll das gesamte Netzwerksystem vereinfachen und schneller machen. Als Protokoll stehe hierfür seit 2011 der offene Standard „Open Flow“ zur Verfügung, an dem auch Cisco aktiv mitarbeite.
Wachsende Virtualisierung der Netzwerke lässt steigenden Bedarf für SDN erwarten
„SDN ermöglicht eine automatisierte Virtualisierung einer offenen Netzwerkinfrastruktur im Gegensatz zu den herkömmlich sehr hierarchischen Netzwerkarchitekturen“, erläutert Axel Simon, Programm Manager bei HP Networking. „Das Netzwerk steht hierbei nicht im Mittelpunkt, sondern ist das verbindende Element zwischen Server, Datenspeicher und den jeweiligen Nutzern.“ Schmidt pflichtet bei: „Aufgrund der zunehmenden Virtualisierung der Netzwerke sehen wir einen hohen Bedarf und ein entsprechend deutliches Marktwachstum für SDN in den kommenden Jahren.“
Doch SDN allein scheint einigen Anbietern nicht das alleinige Mittel zu sein, um den „Flaschenhals Netzwerk“ zu öffnen. Netzwerkspezialist und Branchengröße Cisco möchte einen Schritt weiter gehen: „Ein pragmatischer Managementansatz für das Netzwerk muss umfassender sein, als das Konzept SDN vorgibt und auch übergeordnete Ebenen wie Netzwerkservices und Orchestrierungen sowie untergeordnete Ebenen wie das Transportprotokoll umfassen“, fordert Patrick Schmidt. „Entsprechend haben wir das Konzept ‚Open Network Environment‘ (ONE) entwickelt, das Programmierschnittstellen, Controller und Agenten sowie Overlays enthält, d. h. ein Netz oberhalb einer existierenden Infrastruktur.“ Mit diesem Ansatz, der unter anderem einen Baukasten bereitstellt, könne ONE sämtliche Marktmodelle bieten, von der eng integrierten Welt à la Apple bis hin zur völlig offenen, plattformunabhängigen Welt à la Skype.
Cloud-Provider profitieren von Software-Defined Networking (SDN)
„So profitieren etwa Cloud-Provider von der neuen Technologie, da sie eine hochskalierbare Multi-Mandantenfähigkeit erhalten“, erklärt Schmidt. Dabei wird verhindert, dass der eine Mandant dem anderen in die Daten schauen kann. Das ist zudem eine gesetzliche Vorgabe. „Serviceprovider können per richtlinienbasierter Kontrolle und Analyse auf flexiblere Weise höherwertige kostenpflichtige Dienste anbieten“, so Schmidt weiter. Das soll den Dienstleistern aus der erwähnten Zwickmühle helfen.
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