Telekom und Bundeswehr vernetzen sich
Nicht nur Konzerne suchen verzweifelt IT-Fachkräfte. Durch die zunehmende Wichtigkeit elektronischer Systeme in Fahrzeugen und Waffen positioniert sich auch die Bundeswehr als direkter Konkurrent auf dem Arbeitsmarkt.
Inmitten grell-bunter Beleuchtung und elektronischer Musik verstecken sich zwei als Gebüsch getarnte Kettenfahrzeuge. Um sie herum finden sich Soldaten, die dem vorwiegend jugendlichen Publikum das Militär schmackhaft machen wollen. Ihnen ist bewusst, dass sie öffentlich in der Kritik stehen: Viele Stimmen im Netz verurteilen die jüngsten Plakate der Bundeswehr als irreführend und geschmacklos. Trotzdem erscheinen sie häufig an öffentlichen Plätzen und Messen und machen Werbung für die Bundeswehr als Arbeitgeber.
Der bereits Sitte gewordene Auftritt des deutschen Militärs auf der weltweit größten Spielemesse Gamescom in Köln ist nur ein Beispiel, wie die Bundeswehr händeringend nach Personal im IT-Sektor sucht. Auch Plakate im städtischen Raum und ein sehr aktiver Kanal auf Youtube sollen das Bild der Truppe aufpolieren – und letztlich Talente zur Bundeswehr locken. Denn elektronische Kriegsführung ist keine Fiktion aus einem Tom-Clancy-Roman, sondern Realität.
Sicherheit als gesamtstaatliche Aufgabe
Die Bundeswehr verfolgt die Ziele der 2016 aufgestellten Cybersicherheitsstrategie nun, indem sie als staatliche Stelle mit der Wirtschaft kooperiert. Die Strategie sieht nämlich vor, dass Cybersicherheit in Deutschland als „gesamtstaatliche Aufgabe“ angelegt wird und auch der zivile Bereich sein Know-how beisteuern soll. Zukünftig werden sich deshalb Vertreter des Militärs mit ihren Kollegen bei der Telekom regelmäßig austauschen. Deren Abkommen sieht gegenseitige Hospitationen sowie gemeinsame Weiterbildung vor. Chief-Information Officer Generalmajor Jürgen Setzer befürwortet die Zusammenarbeit mit der Telekom: „Mit dieser Vereinbarung gehen wir einen wichtigen Schritt, um im Feld der Cybersicherheit intensiv mit dem größten Betreiber von Netzen in Deutschland zusammenzuarbeiten.“
Die beiden kooperierenden Organisationen erhoffen sich durch das Abkommen einen Mehrwert für bestehendes Personal: Telekom und Bundeswehr wünschen, Synergieeffekte anzuzapfen und ihren Fachleuten zu mehr Expertise zu verhelfen. „Sowohl Bundeswehr als auch Wirtschaft benötigen intelligente und bestens ausgebildete Köpfe, um auf diesem Zukunftsfeld erfolgreich sein zu können“, so Setzer. Er betont zudem, dass sowohl die Bundeswehr als auch die Telekom von der gemeinsamen Unternehmung profitieren werden.
Bündelung in Bundeswehr und Telekom
Die Kooperation deckt auch analytische Felder der Sicherheitstechnik ab. Dirk Backofen, Leiter der Telekom Security, erklärt: „Eine enge Vernetzung am Standort Bonn ermöglicht künftig gemeinsame Übungen in der IT-Forensik. Auch die Zusammenarbeit mit weiteren Partnern wie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie lässt sich in Bonn intensivieren. Wissen muss im Interesse aller geteilt werden: Security is for sharing.“ Konkrete Projekte nennt bislang keiner der Beteiligten.
Telekom Security ist ein junger Zweig des Netzbetreibers, der konzernweit Wissen in Sachen IT-Sicherheit bündelt. Die dazu gegründete Einrichtung nennt sich SOC (Cyber Defence and Security Operation Center). Die Bundeswehr ging parallel ganz ähnlich vor: Der Cyber- und Informationsraum (CIR) übernahm bei seiner Gründung 2017 einige Truppengattungen, die zuvor über die Streitkräfte verteilt waren. Dazu gehören die Fernmeldetruppen, die elektronische Kampfführung, die operative Kommunikation sowie das Geoinformationswesen. Zu den Aufgaben des CIR gehört, der gesamten Bundeswehr ein gutes Lagebild zu verschaffen und für IT-Sicherheit zu sorgen.
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