TU München entwickelt Abwehrsystem gegen Cyberangriffe
Mit einer kostenlosen Software stellen Forscher der Technischen Universität München (TUM) ein Abwehrsystem zur Verfügung, mit dem sich Computerbesitzer gegen die Spionage internationaler Geheimdienste wehren können. Diese haben sich angeblich zu den Five Eyes zusammengeschlossen, um Rechner und Server auf der ganzen Welt nach Schwachstellen zu scannen und dann auszunutzen.
Zurzeit durchkämmen die Five Eyes das weltweite Internet auf der Suche nach Schwachstellen. Der Zusammenschluss der Geheimdienste der USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Neuseeland verwendet dabei Angriffsmethoden, die sonst nur Kriminelle im Internet einsetzten. Das geht aus Unterlagen hervor, die heise online exklusiv vorliegen. Das Programm Hacienda, das Five Eyes benutzt, ist ein sogenannter Portscanner. „Das Ziel ist es, möglichst viele Rechner in anderen Ländern zu identifizieren, die übernommen werden können“, erklärt Dr. Christian Grothoff von der Technischen Universität München (TUM).
Software bietet Schutz gegen Portscanner Hacienda
Gemeinsam mit Studierenden hat Grothoff jetzt eine Verteidigungssoftware gegen den Portscanner Hacienda entwickelt. TCP Stealth heißt das Programm, welches als freie Software heruntergeladen werden kann. Grothoff weist allerdings darauf hin, dass fundierte Computerkenntnisse und bestimmte Systemvoraussetzungen notwendig sind. So läuft TCP Stealth derzeit nur auf Rechnern mit installiertem GNU/Linux-Betriebssystem. Die Verteidigungssoftware soll aber für einen breiteren Einsatz weiterentwickelt werden.
Grundsätzlich geschieht die Verbindung eines jeden Nutzers mit einem Server im Internet mithilfe des sogenannten Transmission Control Protocols (TCP). Das funktioniert so: Zunächst schickt der Rechner des Nutzers ein Datenpaket an den Server, mit dem er sich beim Dienst identifiziert. „Damit fragt der Nutzer: Bist du da?“, erklärt Grothoff. Der Dienst antwortet dem Nutzer dann auf die Anfrage. Und in dieser Antwort des Servers können schon Informationen stecken, die Hacker oder eben Geheimdienste für einen Angriff nutzen können.
Die neue freie Software der TUM-Forscher unterbindet dieses simple Frage-Antwort-Schema. TCP Stealth sichert den Verbindungsaufbau mit einem geheimen Code ab – mit einer Zahl, die nur dem Client-Rechner und dem Server bekannt ist. Und auf Basis dieser Zahl generiert die Verteidigungssoftware einen geheimen Code, der unsichtbar während des Verbindungsaufbaus zum Server gesendet wird. Ist dieser Code nicht korrekt, so antwortet der Server nicht, der Dienst stellt sich sozusagen tot.
Britscher Geheimdienst prahlt mit Vollscan von 27 Ländern
In den auf heise online präsentierten Folien prahlt der britische Geheimdienst General Communication Headquarters (GDHQ) mit einem erfolgreichen Hacienda-Vollscan für insgesamt 27 Länder – bereits im Jahre 2009. Die Erkenntnisse sollen genutzt werden, um Schwachstellen auszunutzen. Es geht den Geheimdiensten dabei aber offenbar gar nicht um das einzelne Gerät. Vielmehr nutzen die Staatsspione die kompromittieren Geräte bei Bedarf als ferngesteuerten Brückenkopf für weitere territoriale Gewinne auf der Landkarte des Netzes.
Operation Relay Boxes (ORB) nennen die Geheimdienste diese kompromittierten Rechner, die sie dann dafür nutzen, den eigenen Datenverkehr zu verschleiern. Zwei bis dreimal im Jahr macht sich zum Beispiel der kanadische Geheimdienst auf einen Fischzug durch das Internet. Das Ziel: innerhalb eines Tages möglichst viele neue ORBs in möglichst vielen Ländern finden, die nicht zu den Five-Eyes-Ländern gehören.
Software sichert auch den laufenden Datenstrom
Im Gegensatz zu anderen bereits existierenden Verteidigungssoftwares schützt TCP Stealth auch gegen eine weitere Variante solcher Cyberangriffe. Hacker und Staatsspione greifen auch gerne in den laufenden Datenstrom zwischen Nutzer und Server ein, nachdem bereits eine Verbindung aufgebaut wurde. Die Daten, die der Nutzer an den Server sendet, werden abgefangen und durch fremde Informationen ausgetauscht. TCP Stealth sendet deshalb an den Server nun mit dem ersten Verbindungsaufbau auch noch eine Prüfnummer. Anhand dieser Prüfnummer kann der Server erkennen, ob er später die richtigen Inhalte erhalten hat.
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