8 Gigabit pro Sekunde 28.05.2018, 13:28 Uhr

TV an Bord: Sogar 4k-Liveübertragungen sind schon im Flugzeug möglich

4k-TV live im Flugzeug? Das ist nicht mehr Zukunftsmusik. Forscher haben Daten mit einer Übertragungsrate von 8 Gigabit pro Sekunde von einer Bodenstation an ein Flugzeug übermittelt. Das reicht aus, um bis zu 600 verschiedene 4k-Videostreams gleichzeitig anzusehen.

Start eines Airbus A350-900 in Santiago de Chile: Jetzt ist es Forschern gelungen, von einer Bodenstation eine schnelle Internetverbindung zu einem Flugzeug aufzubauen. Sogar 4k-Videos lassen sich über diese neue Technik übertragen. Auch der Datenaustausch zwischen Flugzeug und Flughäfen wird dadurch enorm beschleunigt.

Foto: Airbus

Ansicht der EAN-Bodennetzwerk-Basisstation auf dem Monte Generoso in der Schweiz: Das EAN-Bodennetz in Europa für LTE an Bord von Flugzeugen kann mit Geschwindigkeiten von bis zu 1.200 km/h und in Höhen von 10 km arbeiten, um die Flugzeuge über dem Boden zu erreichen.

Foto: Deutsche Telekom

EAN-Bodenstation in Norwegen: Die Technik arbeiten am Boden auch noch bei Temperaturen von minus 40 Grad Celsius.

Foto: Deutsche Telekom

Der EAN-S-Band-Satellit wurde im Juni 2017 vom Weltraumzentrum Guiana in Kourou in Französisch-Guayana gestartet ist seit September 2017 einsatzbereit.

Foto: Deutsche Telekom

Stellenangebote im Bereich IT/TK-Projektmanagement

IT/TK-Projektmanagement Jobs
Energie und Wasser Potsdam GmbH-Firmenlogo
Geoinformatiker (m/w/d) / Vermessungsingenieur (m/w/d) als Projektleiter (m/w/d) GIS - Fachanwendungen Energie und Wasser Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Frankfurt University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professur "Software Engineering - Moderne Verfahren" (w/m/d) Frankfurt University of Applied Sciences
Frankfurt am Main Zum Job 
Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr-Firmenlogo
BIM-Manager (m/w/d) für Bauprojekte Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
Hannover Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Fachingenieur (w/m/d) BIM Die Autobahn GmbH des Bundes
Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Forschungsprofessur oder Nachwuchsprofessur (m/w/d) Industrielle Robotik Technische Hochschule Deggendorf
Fresenius Kabi Deutschland GmbH-Firmenlogo
Projekt IT-Ingenieur (m/w/d) Fresenius Kabi Deutschland GmbH
Friedberg Zum Job 
Mercer Stendal GmbH-Firmenlogo
Betriebstechniker (m/w/d) Prozessleittechnik Mercer Stendal GmbH
Arneburg Zum Job 
Wirtgen GmbH-Firmenlogo
Project Manager Product Lifecycle Management (m/w/d) Wirtgen GmbH
Windhagen Zum Job 
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Wissenschaftl. Mitarbeiter*in in der Talentakademie "Smart Factory & Products" Hochschule Osnabrück
Osnabrück Zum Job 
NORDEX GROUP-Firmenlogo
SCADA Projektingenieur (m/w/d) NORDEX GROUP
Hamburg, Rostock Zum Job 
Westfälische Hochschule-Firmenlogo
Professur Künstliche Intelligenz und Industrielle Automation (W2) Westfälische Hochschule
Gelsenkirchen Zum Job 
CS CLEAN SOLUTIONS GmbH-Firmenlogo
Mitarbeiter für die Steuerungstechnik Software (m/w/d) CS CLEAN SOLUTIONS GmbH
Ismaning bei München Zum Job 
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
FlowChief GmbH-Firmenlogo
Techniker:in Automatisierung (SCADA) (m/w/d) FlowChief GmbH
Wendelstein Zum Job 
Wirtgen GmbH-Firmenlogo
Software-Ingenieur (m/w/d) Elektrotechnik im Bereich Steuerungssoftware für mobile Arbeitsmaschinen Wirtgen GmbH
Windhagen Zum Job 
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Tandem-Professur Robotik, Data Science and AI, Digitalisierte Wertschöpfungsprozesse Hochschule Osnabrück
Osnabrück, Lingen Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin-Firmenlogo
Professur (W2) | auf Lebenszeit Fachgebiet Rechnerarchitekturen und Rechnersysteme Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin-Firmenlogo
Professor (W2) | Permanent Computer Architecture and Computer Systems Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Frankfurt University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professur "Vernetzte Eingebettete Systeme" (w/m/d) Frankfurt University of Applied Sciences
Frankfurt am Main Zum Job 

Viele werden es noch von früher kennen, das Glücksgefühl einer stabilen mobilen Telefonverbindung während einer Fahrt im ICE. Das ist Schnee von Gestern – heute ist Telefon im Zug dank Verstärkerantennen im Zug eine Selbstverständlichkeit. Und auch schnelles Internet im ICE ist kein Hexenwerk mehr.

Das ist in der Luft anders. Im Flugzeug ist schnelles Internet noch nicht angekommen. Aber das ändert sich gerade mit technischer Wucht. Einem Forscherverbund des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), der Universität Stuttgart, der Radiometer Physics GmbH und der beiden Fraunhofer Institute für angewandte Festkörperphysik (IAF) und für Hochfrequenzphysik und Radartechnologie (FHR) ist es jetzt bei einem Test gelungen, zwischen einer Bodenstation und einem Flugzeug Signale mit einer Übertragungsrate von 8 Gigabit pro Sekunde zu übermitteln.

Gleichzeitig 600 verschiedene 4k-Videostreams

Diese Übertragungsrate ermöglicht die gleichzeitige Übertragung von bis zu 600 verschiedenen 4k-Videostreams. Rein technisch erreichten die Forscher diese hohe Datenrate, indem sie erstmals den Radiofrequenzbereich zwischen 71 und 76 Gigahertz für eine Luft-zu-Boden-Funkverbindung nutzten.

In diesem Frequenzband sind große Bandbreiten für hohe Übertragungsraten verfügbar. Zudem haben die Bundesbehörden dieses Frequenzband erst vor kurzem für solche Zwecke freigegeben. „Die jetzt zur Verfügung stehenden Frequenzen bieten einen guten Kompromiss zwischen möglicher Datenrate und Störanfälligkeit“, sagt Thomas Zwick, Leiter des Instituts für Hochfrequenztechnik und Elektronik des KIT.

Insgesamt 180 Gigabyte übertragen

Bei dem erfolgreichen Testflug kreiste das Forschungsflugzeug in einer Höhe von 1.000 Metern im variablen Radius von fünf bis zwölf Kilometern um die Empfangsstation am Boden. Für die exakte Ausrichtung auf das Flugzeug sorgte eine Parabolantenne an der Empfangsstation, deren Steuerung am KIT entwickelt wurde.

Durch diese exakte Ausrichtung blieb die Breitbandverbindung während eines kompletten Überflugs im Radius von fünf Kilometern für drei Minuten stabil. Die in diesem Zeitfenster übertragende Datenmenge summierte sich auf 180 Gigabyte. Mit dieser Technik können zukünftig Breitbandinternet und Video-on-Demand in Passagiermaschinen zur Verfügung stehen.

Übertragung auch bei Wolken, Regen oder Nebel

Es geht bei diesem Experiment beileibe nicht nur darum, den Passagieren im Flugzeug hochauflösende Filme zu zeigen. So lassen sich mit dieser hohen übertragenen Datenmenge die Daten aus dem Betrieb des Flugzeugs in extrem kurzer Zeit bereits im An- oder im Überflug aus dem Bordspeicher auslesen. Dies geschieht heute noch per Kabel, während der Flieger auf dem Rollfeld steht. Laut KIT funktioniert die schnelle Verbindung zwischen Boden und Flugzeug auch bei widrigen Wetterbedingungen wie Wolken, Regen oder Nebel. Diese schränken die Verbindungsqualität zwar ein, die Datenverbindung kann aber mit modernen Regelverfahren auch bei schlechtem Wetter aufrechterhalten werden.

Schnelles Internet im Flugzeug dank Sender am Flügel: Eine kleine Parabolantenne sorgt für die korrekte Ausrichtung auf die Bodenstation.

Schnelles Internet im Flugzeug dank Sender am Flügel: Eine kleine Parabolantenne sorgt für die korrekte Ausrichtung auf die Bodenstation.

Quelle: R. Sommer/ Fraunhofer FHR

Vor zwei Jahren Weltrekord aufgestellt

Mit dieser Technik können künfitig hochaufflösende Videos oder Sensordaten von einem Flugzeug, einem Erderkundungssatelliten oder auch einer Drohne kontinuierlich und unkomprimiert zur Bodenstation übertragen werden. Das Experiment gelang im Rahmen des vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Forschungsprojektes „ELIPSE“, was als Kürzel für „E-Band Link Platform and Test for Satellite Communication“ steht. Schon vor zwei Jahren sorgte das Forscherteam für Furore: Es gelang ihnen, den Inhalt einer DVD in nur zehn Sekunden zu übertragen. Das war damals Weltrekord.

European Aviation Network aufgebaut

Auch die Deutsche Telekom arbeitet daran, schnelles Internet in Flugzeugen zu ermöglichen. European Aviation Network (EAN) nennt sich das weltweit erste für den europäischen Luftraum konzipierte Netz, welches S-Band-Satellitenkommunikation mit einem LTE-basierten Bodennetz vereint.

Dafür hat die Telekom gemeinsam mit Immarsat und dem Technologiepartner Nokia ein europaweit integriertes LTE-Netz mit 300 Basisstationen in allen 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie in der Schweiz und Norwegen aufgebaut. Bereits im vergangenen Sommer positionierte Immarsat einen EAN-Satelliten in einer Umlaufbahn, der seit September 2017 voll funktionsfähig ist.

Die Telekom hat mit ihren Partnern 300 LTE-Basisstationen in den 28 EU-Mitgliedsstaaten sowie der Schweiz und Norwegen installiert.

Die Telekom hat mit ihren Partnern 300 LTE-Basisstationen in den 28 EU-Mitgliedsstaaten sowie der Schweiz und Norwegen installiert.

Quelle: Deutsche Telekom

EAN wird Fluglinien schon in der ersten Jahreshälfte 2018 kommerziell zur Verfügung gestellt. Um ein einzelnes Flugzeug mit der notwendigen Technik zu bestücken, genügt eine nächtliche Flugpause, ganze Flotten lassen sich in wenigen Monaten ausrüsten. „Das EAN ist die weltweit erste speziell für die Luftfahrt entwickelte Konnektivitätslösung, die Komponenten aus dem Weltraum und Bodenkomponenten effektiv kombiniert und so die bisherigen Einschränkungen der Internetnutzung an Bord aufhebt“, so Frederik van Essen, Senior Vice President von Immarsat Aviation. „Eine Internetanbindung in der Luft anzubieten, ist ein anspruchsvolles Unterfangen, das wir nur innerhalb der strategischen Kooperation mit unseren europäischen Partnern meistern konnten.“

„Für das EAN Bodennetz gelten ganz andere Anforderungen als für gewöhnliche LTE-Netze: Die Verbindung soll bei bis zu 1.200 km/h in 10 km Höhe funktionieren, und die Funkzellen müssen bis zu 150 km groß sein“, beschreibt Thorsten Robrecht, Vice President Vertical Network Slices von Nokia die Herausforderung. „Unser gemeinsames Projekt durchbricht die technologischen Barrieren zwischen Boden- und Luftraumkonnektivität.“

Internet im Flugzeug ist heute schneckenlangsam

Bisher ist das Internet im Flugzeug selten und wenn es vorhanden ist, dann ist es langsam. Die Filme, die sich die Passagiere während des Fluges anschauen können, liegen auf einem Server an Bord des Flugzeuges und benötigen kein Internet. Das Internet holen die Airlines sich über Satellitenantennen in den Flieger.

„Die funktionieren im Prinzip wie TV-Satelliten, indem sie eine Funkverbindung herstellen zu einem geostationären Satelliten, der 36.000 Kilometer über dem Äquator schwebt“, erklärt Luftfahrtexperte Heinrich Großbongart. Surft ein Passagier im Internet, so wird das Signal vom Flieger über den Satelliten an einen Server auf der Erde gesendet und dann wieder zurück. Deshalb ist das Internet im Flugzeug heute noch schneckenlangsam.

Und teuer: Bei der Lufthansa etwa gibt es gestaffelte Internet-Tarife. „Auf Kurz- und Mittelstrecken gibt es den Flynet-Message-Tarif, der zum Preis von 3 Euro oder 1.000 Meilen die Nutzung von E-Mailprogrammen und Messengern ermöglicht“, erklärt Lufthansa-Pressesprecher Helmut Tolksdorf.

3.000 Euro für eine Stunde Internetsurfen

Das Internet im Flieger heute noch ein teurer Spaß sein kann, musste ein 13-Jähriger Junge laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung feststellen. Der Junge war mit seinen Eltern auf dem Weg in die Karibik. Der Ferienflieger von Eurowings stand allerdings wegen eines technischen Defekts eine geschlagene Stunde auf dem Rollfeld des Flughafens Köln-Bonn herum.

Der gelangweilte Junge griff natürlich nicht zum Buch, sondern spielte auf seinem Smartphone Spiele im Internet. Doch das intelligente Telefon hatte sich mit dem Bordnetz des Flugzeuges verbunden, ohne dieses mitzuteilen. Der Surfspaß produzierte auf der Handyrechnung Kosten von 3.000 Euro.

Der Mobilfunkanbieter smartmobil hat der Familie aus Kulanz nur 500 Euro berechnet. „Der Telefonkunde muss nicht damit rechnen, dass sein Handy in einen teuren Tarif wechselt, obwohl er auf dem Rollfeld in Deutschland steht“, sagte Rechtsanwalt Arndt Kempges, der die Familie vertritt, der „Bild“-Zeitung. Die geprellte Familie will aber auch die kassierten 500 Euro wieder zurück haben.

Übrigens: Auch auf dem Mond gibt es demnächst Internet. Vodafone baut derzeit die Technik auf.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.