Unsichtbare Punkte aus dem Drucker verraten Whistleblower
Wer weiß denn so was? Die meisten Drucker signieren ausgedruckte Seiten mit kleinen gelben Punkten, die mit dem bloßen Auge unsichtbar sind. Auch Ihr Drucker im Büro kann so ausspioniert werden. Solche Punkte haben offenbar die Whistleblowerin Reality Winner verraten, die ein geheimes NSA-Papier an die Webseite The Intercept weitergeleitet hat. Sie sitzt nun im Gefängnis in den USA.
Die Schlagzeilen, die die geheime NSA-Analyse auslöste, gingen vor ein paar Tagen um die Welt. Demnach hat der russische Militärgeheimdienst GRU noch viel stärker als bislang bekannt in den amerikanischen Wahlkampf zwischen Donald Trump und Hillary Clinton eingegriffen.
NSA weist starke Einmischung Russlands nach
Der NSA-Bericht zählt Versuche russischer Regierungshacker auf, in Wählerverzeichnisse einzudringen. Laut NSA haben die Russen einen Hersteller für Wahlsoftware angegriffen und Phishing-Mails an Wahlhelfer verschickt. Die 25-jährige IT-Expertin hatte als Mitarbeiterin eines NSA-Dienstleisters Zugriff auf geheime Unterlagen und fand dabei den spektakulären, aber bis dato unveröffentlichten Bericht.
Im Netz wird spekuliert, dass die Frau den Bericht ausgedruckt und an die Enthüllungsplattform The Intercept des Journalisten Glenn Greenwald geschickt hat, der auch bei der Enthüllung des NSA-Skandals durch Edward Snowden eine wichtige Rolle spielte. Snowden lebt im russischen Exil. In den USA droht Snowden eine drakonische Strafe wegen Geheimnisverrats.
FBI fand Whistleblower nach einer Stunde
Im Fall Winner hatten NSA und FBI nur eine Stunde nach Erscheinen des Berichts auf der Intercept-Seite die Identität der Frau entschlüsselt. Wie das funktionierte, hat jetzt der Blogger und Internet-Experte Rob Graham in seinem Blog enthüllt.
Er fand auf den Weißflächen der NSA-Dokumente kleine gelbe Punkte, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Sie sind nur nach Vergrößerung oder unter Weißlicht zu erkennen. Graham bearbeitete die Punkte noch mit einem Bildprogramm, um das Muster dann mit einem Entschlüsselungsprogramm zu dekodieren. Und danach enthielten die Punkte die Identifikationsnummer des Druckers und das Druckdatum: 9. Mai 2017, 6.20 Uhr.
Wie „gut“, dass Drucker heutzutage per WLAN mit dem Internet verbunden sind und es deshalb für Geheimdienste ein Leichtes ist, solch einen entschlüsselten Drucker zu finden.
Nur sechs Personen hatten Zugriff auf den ermittelten Drucker. Im Verhör unter Druck gesetzt gab Reality Winner binnen Stunden zu, den NSA-Bericht weitergeleitet zu haben. Sie wurde verhaftet.
Fast alle Druckerhersteller markieren Farbausdrucke
Und wie kommen die Farbcodes auf die ausgedruckten Seiten? Schon in den 90er Jahren sollen sich die US-Regierung und andere Regierungen mit Druckerherstellern darauf geeinigt haben, dass Farbausdrucke mit unsichtbaren Codes markiert werden, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Ziel war der Kampf gegen die Falschgeldmafia.
Doch diese Machine Identification Codes (MIC) gibt es auch heute noch. Nach einer Liste der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation haben sich alle großen Printerhersteller verpflichtet, ausgedruckte Seiten mit entsprechenden Informationen zu codieren. Auf der Liste stehen alle großen Hersteller: Brother, Canon, Dell, Epson, HP, IBM, Konica, Kyocera, Lanier, Lexmark, Oki, Panasonic, Ricoh, Samsung, Savin, Toshiba und Xerox. Das bedeutet: Jeder Farbausdruck weltweit wird codiert und lässt sich damit für die Geheimdienste und Ermittlungsbehörden auf den Urheber zurückverfolgen.
Einziges Schlupfloch: Schwarz-Weiß-Drucker. Gut zu wissen.
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