Vodafone rüstet das Mobilfunknetz an den Bundeswasserstraßen auf
Mehr Bandbreite und weniger Funklöcher. So sieht der Plan der Bundesnetzagentur für die nächsten Jahre aus. Vier große Mobilfunkanbieter sind daran beteiligt. Vodafone hat jetzt mit dem gezielten 5G-Ausbau entlang der Bundeswasserstraßen begonnen.
Ein leistungsfähiger Mobilfunkstandard wird dringend benötigt. Daran besteht kein Zweifel. So ärgerlich es im Privatleben sein mag, in einem Funkloch zu wohnen, fatal ist es für die Wirtschaft. Die zunehmende Digitalisierung lässt den Bedarf in rasantem Tempo wachsen. Das gilt auch für die Schifffahrt. Die Bundesnetzagentur hat daher klare Vorgaben gemacht, als sie im vergangenen Jahr zusätzliche Frequenzbereiche für den Netzausbau versteigert hat: Bis Ende 2024 sollen die wichtigsten Wasserstraßen sowie die Seehäfen mit einer besseren Bandbreite versorgt sein. Weniger als 50 Megabit pro Sekunden (Mbit/s) dürfen es dann nicht mehr sein. Vodafone hat jetzt mit dem Ausbau begonnen.
1.000 weitere Antennen in Planung
Perfekt abgestimmter Güterverkehr, autonomer Personenverkehr on demand, also auf Anfrage der Passagiere, voll automatisierte Logistik und Kontrolle in den Häfen – die Digitalisierung wird sowohl dem Transportwesen als auch dem Personenverkehr auf dem Wasser einen kräftigen Schub in Richtung Effizienz verleihen. Das kann aber natürlich nur funktionieren, wenn die digitale Kommunikation tadellos klappt.
Vodafone hat im ersten Ausbau-Schritt 180 Antennen an 64 Standorten aktiviert. Mehr als 1.000 weitere Antennen an über 300 Standorten sollen in den nächsten zwölf Monaten hinzukommen. „Wenn Sensoren und Schiffe in Echtzeit Daten austauschen, kann der Schiffsverkehr künftig sicherer und effizienter werden“, sagt Hannes Ametsreiter, CEO von Vodafone Deutschland.
Hohe wirtschaftliche Bedeutung der Wasserstraßen
Nach Angabe des Bundesverkehrsministeriums haben alleine die Binnenwasserstraßen im deutschen Netz der Bundeswasserstraßen die stattliche Länge von etwa 7.350 Kilometern. Bei etwa 25% handelt es sich um Kanäle, der größte Teil sind Flüsse. Hinzu kommen etwa 23.000 Quadratkilometer Seewasserstraßen. Als wichtige Dreh- und Angelpunkte werden außerdem hinzugezählt: mehr als 450 Schleusenkammern und 290 Wehre, zwei Schiffshebewerke, 15 Kanalbrücken und zwei Talsperren. Etliche deutsche Großstädte sind über Flüsse an die Schifffahrt angeschlossen. Etwa 223 Millionen Tonnen Güter wurden im Jahr 2018 allein über die Binnenschifffahrt befördert. Entsprechend hoch ist die wirtschaftliche Bedeutung der See- und Binnenhäfen.
Testprojekte in wichtigen Häfen
Anspruchsvolle Pilotprojekte laufen daher auch in den Häfen: Vodafone testet bei Kiel die technische Umsetzbarkeit über das Projekt „Förde 5G“. Dort soll bald eine neue Mobilfunk-Technologie in einem innenstadtnahen Bereich der Kieler Innenförde aktiviert werden. Insgesamt neun Antennen sollen die Datenübertragung so stark verbessern, dass sie den Einsatz autonomer Personen-Fähren ermöglichen – zumindest in Bezug auf die Technologie.
Im Hamburger Hafen ist im vergangenen Jahr bereits das Pilotprojekt „5G Monarch“ erfolgreich abgeschlossen worden. Dort haben die Hamburg Port Authority (HPA), die Deutsche Telekom und Nokia über anderthalb Jahre ein etwa 8.000 Hektar großes Areal im Hafen als Testgebiet genutzt. Geprüft haben sie Alltagstauglichkeit parallel betriebener, virtueller Netze mit gemeinsamer Infrastruktur. Bei diesem Technologie-Konzept, „Network-Slicing“ genannt, können Netzbereiche mit individuellen Anforderungen ausgestattet werden.
Praktisch wurde dabei unter anderem der Einsatz von Bewegungssensoren getestet, der Verkehrsfluss wurde über eine digitale Ampelanlage aus der Ferne gesteuert, und es gelang, hohe Datenmengen über das Netz bereitzustellen, für Anwendungen der virtuellen Realität (Augmented Reality). Die dafür notwendige Sendeanlage wurde in einer Höhe von mehr als 150 Metern auf dem Hamburger Fernsehturm installiert. Die Ergebnisse des Pilotprojektes bewerteten alle Beteiligten als positiv. Die Mobilfunk-Partner wollen die Erkenntnisse nutzen, um Netze stärker an die Anforderungen der Kunden anpassen zu können.
In wenigen Tagen startet unter dem Namen „5G Blueprint“ das nächste Forschungsprojekt, dieses Mal im Hafen von Antwerpen. Es geht um Fernsteuerungstechnologie für Transport und Logistik. Beteiligt ist unter anderem das belgische Telekommunikationsunternehmen Telenet.
Häfen brauchen gute Verbindungen
Wie der weitere Ausbau an den Wasserstraßen aussehen wird, ist indes noch nicht im Detail bekannt. Vier Unternehmen halten Lizenzen in verschiedenen Frequenzbereichen, beziehungsweise haben einen Zugang zu bestimmten Bereichen im vergangenen Jahr ersteigert: Drillisch Netz AG (1&1) Telefónica Germany (O2), die Telekom und Vodafone. Von den einzelnen Frequenzen hängt die Reichweite der Datenverbindungen ab, aber auch ihre Leistungsfähigkeit. Vereinfacht gesagt, wird es langfristig also ein Puzzle aus vielen unterschiedlichen Angeboten geben und kein gleichmäßiges Netz. Hinzu kommt: Ein Teil der interessantesten Frequenzen ist aktuell noch durch andere Mobilfunk-Standards belegt und kann erst nach und nach umgestellt werden. Am deutlichsten wird der Ausbau derzeit in Großstädten vorangetrieben.
Das Ziel, die wichtigsten Wasserstraßen bis Ende 2024 an ein schnelleres Netz anzubinden, ist übrigens auf Druck der norddeutschen Bundesländer entstanden. Sie befürchten, dass ihre Häfen ohne diese technische Aufrüstung nicht wettbewerbsfähig bleiben könnten.
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